Ein Blog des Museums- und Heimatvereins Brome e.V.

Kategorie: Altendorf (Seite 3 von 5)

Neuauflage des Brome-Bilder-Lexikons von Fritz Boldhaus

Die 3. Auflage des Brome-Bilder-Lexikons ist nun erschienen und kann für 30 € im Museum Burg Brome erworben werden! Fritz Boldhaus hat unter 610 Stichpunkten ein Lexikon für unsere Heimat erstellt. Das Lexikon ist mit über 700 Abbildungen reich bebildert.

Das Brome-Bilder-Lexikon umfasst mehr als 300 Seiten mit 610 Stichpunkten, die mit 700 Abbildungen illustriert sind.
Beispielseite aus dem Brome-Bilder-Lexikon

Die Aufstellung von Wachhütten an der lüneburgisch-brandenburgischen Grenze im Juni 1731 wegen einer Viehseuche

In früheren Zeiten grassierten auch bei uns in der Gegend menschliche und tierische Seuchen, deren Ausbreitung auch bereits in der Frühen Neuzeit durch Grenzsicherungsmaßnahmen verhindert werden sollte. So brach im Jahr 1731 in brandenburgischen Territorien eine Viehseuche aus, deren Ausbreitung in das Fürstentum Lüneburg verhindert werden sollte. Um welche Tierkrankheit es sich damals handelte, ließ sich leider bisher nicht ermitteln.

Auf lüneburgischer Seiten wurden entlang der Grenze zur Altmark Wachhütten aufgestellt, die wohl permanent mit Soldaten besetzt waren. Aufgestellt wurden die Hütten an den Grenzübergängen, die hier von der Bevölkerung genutzt wurden. Auf einer Karte aus dem Staatsarchiv Hannover aus dem Jahr 1731 sind diese Hütten genau eingezeichnet.

In der Legende der Karte heißt es:

Der Situation der 3ten Cartte wie die Postirung nebst dennen Hüten gegen der Alten-Marck Brandenburg Wegen der daselbst Grassirenden Vieh-Seüche halber auf Hohe verordnung von denen Königlichen Groß Britanischen und Churfürstliche Braunschweigsch Lüneburgschen Herren Geheimbten Räthen durch den Obrist-Lieutenant von Middachten am 2ten Juny 1731 mit Regulaire Millice besetzet worden.

Und nimbt dieße Carte ihren anfanc von der Hütte No. 54. So vohr den Dorffe Tilitz Stehet, bis der Hütte No. 78 an der Zoll Stange in Katten-Loch genant, vohr den Dorffe Kroy im Gerichte Bromme an der Braunschweigschen Grentze. Wohin der Weck aus den Brandenburgsch. Dorffe Jahrsted leüfft.

A. von Walthausen, Lieutenant, fec:

Aus der Legende erfahren wir, dass die Grenzhütten seit dem 2. Juni 1731 mit Soldaten besetzt waren. Sie sollte verhindern, dass krankes Vieh in das Fürstentum Lüneburg hineingebracht wird.

In diesem Kartenausschnitt wurden die Ortsnamen zur Verdeutlichung in heutiger Schrift ergänzt. Die rote Linie ist die Landesgrenze zwischen Lüneburg und Brandenburg. Auf lüneburgischer Seite wurden an den mit Zahlen bezeichneten Orten Wachhütten aufgestellt. Die Darstellung des Bromer Bogens weicht erheblich von der 1692 vereinbarten Grenzziehung ab! (Original: Hauptstaatsarchiv Hannover)

Nach dieser Karten gab in in unserer Gegend insgesamt neun Wachhütten. Die Standorte werden in der Legende der Karte genau bezeichnet:

70 an der Alten Mühle oder Wensch Brommer Knick

71 Vohr Ollendorff auff dem Wege von Wensch Bromme

72 und 73 Zu Bromme werden aufm Hause abgelöhset

74 am Steimcker Fohrt

75 auff der Großen Herstrase vom Steimcke, nach Giffhorn und Hannover

76 vohr dem Dorffe Zicherey nach der Seyte von Bromme und Steimcke

77 an der andern Seyte von Zicherey gegen den Brandenbg. Dorffe Pöckefitz

78 an der Zoll-Stange in Katten-loch genant, vohr dem Dorffe Kroy an den Wege von den Brandenbg.  Dorffe Jahrstet nach Kroy

Als Maßnahme gegen die Ausbreitung der Viehseuche wurde also die Grenze damals intensiver kontrolliert.

Auch im Jahr 1682 standen entlang der Landesgrenze auf lüneburgischer Seite Wachhütten, wobei allerdings nicht klar ist, ob sie die Ausbreitung einer tierischen oder menschlichen Krankheit verhindern sollten. Von der Existenz dieser Hütten erfahren wir nur, weil nämlich brandenburgische Soldaten die lüneburgische Wachhütte zwischen Wendischbrome und Altendorf niedergebrannt hatten, da sie angeblich auf einem streitigen Ort gestanden haben soll. Der Grenzverlauf war damals nicht genau festgelegt. Dieser Umstand sollte sich erst mit dem Vertrag von Wallstawe im Jahr 1692 ändern.

Die heimische Flussperlmuschel

Flussperlmuschel ca. 40 Jahre alt (Foto: Hans Jürgen Wiegleb)

Nach langem Suchen habe ich einige Exemplare der Flussperlmuschel an der Ohre beim Flecken Brome gefunden. Damit ist der Nachweis von beheimateten Muscheln gegeben. Die Größe der Schalen (160x85x50mm) zeigt auch, dass sie schon viele Jahre in diesem Gewässer leben. Die Qualität des  Wassers und der Lebensraum sind  für die Tiere sehr gut.

Fundort von Flussperlmuscheln an der Ohre in Brome (Foto: Hans Jürgen Wiegleb)

Die unter Naturschutz stehende Flussperlmuschel (Margaritifera Margaritifera) ist selten geworden, denn sie liebt reine kalkarme Gewässer und hat ihre Heimat in ungestörten Flüssen der Lüneburger Heide, dem Bayerischen Wald, Fichtelgebirge und im Voigtland. Die Muschelart kann 60 bis 80 Jahre alt werden und Perlen erzeugen. Die Brutpflege erfolgt in den inneren und äußeren Kiemenblättern, Laichzeit ist im Juli und August, Brutzeit etwa 14 Tage. Verbreitet werden sie als Parasiten an den Kiemen von Bachfischen. Die Flussperlmuschel braucht  ca. 15 Jahre in ihrer Entwicklung bis zur Produktionsfähigkeit von Perlen. Die Perlbildung wird durch Verletzung der Muschel durch einen Fremdkörper verursacht. Die Perlmutt-Absonderung  kapselt die Verletzung mit Fremdkörper ab und bildet schichtweise eine Perle. Die Schichten wachsen im Jahr ca. 0,05 mm. Nur so kann es sein, dass  jede 3000ste Muschel  durch Zufall eine brauchbare Perle enthält. Eine 4 mm Perle hat eine Wachstumszeit von ca. 20 bis 25 Jahren.

Flussperlmuscheln ca. 10 Jahre alt (Foto: Hans Jürgen Wiegleb)

Das Perlensuchen in der Heide hatte in früheren Jahrhunderten Tradition und  man findet in den Museen noch viele Schaustücke mit Perlen und Perlstickereien. Das Perlmutt der Schalen wurde ebenfalls  verarbeitet und man hat die Muschel  als Nahrung verzehrt.

Im ausgehenden Mittelalter und vermutlich schon früher war das Fischen nach Perlen der Flussmuschel  ein Privileg der Klöster und Landesherren. Die gewonnenen Perlen wurden in den Klöstern im  Heideraum  für Schmucktextilien verwendet. Harte Strafen für Raubfischerei  waren angezeigt. Nach der Reformation  hatten nur noch die Landesherren das Vorrecht der Perlfischerei. Von 1641 bis 1709 überwachten beeidete Aufseher das fürstliche Hoheitsrecht der sachgemäßen  Fischerei  in der Fuhse, Lachte, Lutter, Gerdau, Heidbek, Luhe und anderen Flüssen. 1658 ließ Herzog Christian Ludwig eine Strafandrohung von 50 Reichstalern bei Raubfischerei verkünden. 1664 wurde die Heidbek bei Hollenstedt,  1671 die Luhe bei Wulfsen und Toppenstedt und die Aue bei Bodenteich  als Fundpunkte benannt.  Die Herzogin Eleonore, Frau des Herzogs Georg Wilhelms, besaß eine schöne Kette aus heimischen Flussperlen. 1706 lieferten drei beeidete Perlfischer 292 unreife und 295 reife Perlen. Eine völlig runde Perle von 15 Gran wurde in der Gerdau bei Uelzen gefunden.  Die Muscheln wurden fachgerecht den Bächen entnommen,  vorsichtig mit speziellen Zangen geöffnet, kontrolliert und wieder lebend auf den Bachgrund zurückgesetzt.   Nach 1700 begann der Raubbau und die Muschelbestände wurden fast vernichtet. Erst 1840 bis 1870 wurden wieder größere Mengen der Muscheln gefunden. Ein Hamburger schenkte 1860 der Königin Marie von Hannover 64 sehr schöne Flussperlen.  1906 und 1926 gibt es Kunde von Perlfunden in der Aschau bei Beedenbostel  und in der Lachte bis zu einem Gewicht von 15,5 Gran. Es gab auch in den 1930er Jahren Versuche von Perlzucht mit den Flussperlmuscheln  im Heideraum.  Man setzte Kerne ein und betrieb Bestandspflege. Die Muscheln und Perlen wuchsen sehr langsam und konnten mit dem Weltmarkt nicht mithalten. Das Verbot der wilden Perlfischerei  in der Lutter und Lachte der Landesregierung Niedersachsens  nach dem 2. Weltkrieg  erinnert an das Vorhandensein von Flussperlmuscheln. 1951 gab es wieder Meldungen von seltenen Kostbarkeiten in der Lachte und Lutter.

Perstickerei Kloster Isenhagen (Foto: Hans Jürgen Wiegleb)
Perlstickerei Kloster Lüne (Foto: Hans Jürgen Wiegleb)

In den Frauenklöstern der Lüneburger Heide wie Kloster Ebstorf, Isenhagen, Lüne, Walsrode und Wienhausen  werden Applikationsarbeiten aus dem Spätmittelalter erhalten und teilweise gezeigt.

Perlmutverarbeitung (Foto: Hans Jürgen Wiegleb)

Erich Harling: Das Ende des Dritten Reiches in Brome

Der Museums- und Heimatverein Brome e.V. freut sich, die Erinnerungen von Erich Harling von 1929 bis in die Nachkriegszeit veröffentlichen zu können. Leider kann dies nicht im Rahmen einer Museumsplauderei geschehen. Deshalb werden wir hier einen Auszug aus den Erinnerungen der Öffentlichkeit präsentieren – nämlich den April 1945 mit dem Einmarsch der Amerikanischen Truppen.

Das 52 Seiten umfassende Heft kann für 6,00 € im Museum Burg Brome oder beim 1. Vorsitzenden Jens Winter erworben werden!

Als der Monat April 1945 begann, wurde die Zeit immer unruhiger. Deutsche Truppen, das heißt, was noch übriggeblieben war, Flüchtlinge und zu hunderten russische Kriegsgefangene fluteten vor den Amerikanern und Engländern zurück in Richtung Osten. Um den 8./9. April 1945 kam der Befehl, alle Männer des Ortes mussten sich zum Bau von zwei Panzersperren in Brome melden. Hierdurch sollten die feindlichen Panzer aufgehalten werden. Es war zum Lachen. Dicke Bäume wurden gefällt und eingegraben. Dazwischen ein Hohlraum von ca. zwei bis drei Metern. Dieser Hohlraum wurde mit Sand und alten Wagenachsen aufgefüllt. Es hieß, es gäbe Feindpanzer, die vorne eine Säge hätten und Holzsperren zersägten. Eine Sperre stand zwischen den Wohnhäusern Otto Dörries und Albert Wieblitz in der Bahnhofstraße und eine Sperre zwischen dem heutigen Blumenhaus Bröcker und dem Haus von Schuh-Franke in der Braunschweigerstraße. Ein noch in der Mitte bestehender schmaler Durchlass für etwa noch zurückgehende deutsche Verbände sollte dann kurz vor der Besetzung durch die Amis geschlossen werden.

Als dann in der Nacht vom 10. zum 11. April 1945 zwei deutsche Jagdpanzer die Bahnhofsstraße herunterfuhren, lag die halbe Sperre um. Die beiden Panzer hielten in der Nacht vor unserer Haustür. Die Besatzung fragte meinen Vater, der aus dem Fenster schaute, nach dem Weg nach Kusey. Kusey ist Sammelpunkt gewesen. Die beiden Kolosse drehten dann bei Dr. Andrae. Hierbei wurden mehrere Bordsteine herausgerissen. Am 11. April hielten um die Mittagszeit nochmals mehrere Panzer an der Kreuzung in der Ortsmitte. Da ich immer noch statt einer Mütze ein „Keppi“ Schiffchen von der Marine Hitlerjugend bei der Arbeit trug, riet mir der Panzersoldat, das Ding schnell abzusetzen, denn die Amerikaner seien bald hier und ich könnte als Soldat behandelt werden und Schwierigkeiten bekommen. Das Ding hab ich dann sicherheitshalber gleich abgesetzt.

Was ist nun aus den beiden Sperren geworden? Wehe, die Amerikaner hätten sie entdeckt. Brome wäre dann bestimmt ein Trümmerhaufen geworden. Gott sei Dank gab es in Brome einige tapfere und beherzte Männer. Einer war Reinhold Schaefer. Er rief alle Männer zusammen, um die Panzersperren abzureißen. Der Ortsgruppenleiter der NSDAP, Otto Bannier, wollte ihn daran hindern. Reinhold Schaefer hat dann eine Pistole gezogen und auf Bannier einen Schuss abgegeben. Das hat ihn dann doch geschockt. Ich musste noch am 11. April 1945 wegen der Sperre, die in der Bahnhofstraße stand, einen Brief von Herrn Dörries an seinen Bekannten Herrn Mennicke nach Nettgau senden. Herr Mennicke müsste sofort anspannen und die Angehörigen von Herrn Dörries abholen. Es ging hierbei um die große Gefahr, die von der Panzersperre ausging. Ich war heilfroh, als ich Brome wieder erreicht hatte, denn in Wendischbrome randalierten bereits die Kriegsgefangenen. Hier angekommen zogen bereits die letzten deutschen Soldaten zu Fuß, per Fahrrad noch zum Teil motorisiert durch Brome. Gegen Mittag machten wir dann die Werkstatt dicht. Zu Hause angekommen schliefen in unserem Wohnzimmer zwei deutsche Soldaten. Es sind zwei Fahrer einer deutschen Funkstation gewesen, die sich auf dem Balkon des Blumenhauses Bröcker (früher Wohnhaus Franz Erdmann) eingenistet hatten. Plötzlich kam der Befehl, dass diese Funkstation Brome sofort verlassen musste. Der eine Soldat sagte noch zu meiner Mutter: „Nun müssen sie sich dem fügen, was auf sie zukommen wird.“ Nachdem die beiden noch schnell ein paar Happen gegessen hatten, haben sie Brome als letzte deutsche Soldaten verlassen.

Am späten Nachmittag des 11. April hörten wir dann ein fernes Grummeln. Durch einen Anruf, den Bäcker Heinrich Böhm von Fritz Lange aus Zicherie erhielt, sprach es sich dann in Brome schnell herum, dass die amerikanischen Panzer von Bergfeld-Parsau kommend bereits durch Zicherie in Richtung Jahrstedt-Kunrau fuhren. Bestätigt wurde dann am Abend diese Meldung von dem Polen „Midjeslaus“, der sich von meinem Vater ein Fahrrad geliehen und sich die Amerikaner angeschaut hatte. Das Fahrrad hat er prompt zurückgebracht. Midjeslaus hat mich dann ein paar Tage später gewarnt, ich sollte mich lieber verstecken, die Amis könnten mich als 16jährigen unter Umständen mitnehmen. Am 12. April war Brome immer noch feindfrei. Also trieb auch mich die Neugierde nach Zicherie. Mit mir fuhr der kleine Ferdinand Busse, genannt „Nante“. Beide mit dem Fahrrad. Oben bei Neumanns lag ein ausgebrannter PKW. Als wir die ersten Häuser in Zicherie erreicht hatten, schaute eine Frau aus dem Giebelfenster und rief uns zu, wir sollten schnell kehrt machen, denn in Zicherie sei strengste Ausgangssperre von den Amerikanern angeordnet worden. Dem aber nicht genug. Am Nachmittag bin ich dann mit Heinz Lüthe nochmal nach „Grothen Schweineweide“ gegangen. Hier sind wir in einen Baum geklettert, von wo wir die Straße Böckwitz-Jahrstedt gut übersehen konnten. Das Bild werde ich nie vergessen. Panzer auf Panzer, LKWs und Jeeps. Immer Richtung Jahrstedt. Als wir nach Brome zurückkamen, herrschte immer noch Ruhe.

Doch das sollte sich am Morgen des 13. April 1945 ändern. Ein herrlicher Frühlingstag mit hochsommerlichen Temperaturen. Es war der Geburtstag von Reinhold Schaefer, als morgens gegen 9 Uhr zwei amerikanische „Sankas“ Sanitätsfahrzeuge von Voitze kommend die Braunschweigerstraße in Richtung Zicherie befuhren. Diese sollten mit ihrem großen roten Kreuz wohl auskundschaften, ob Brome feindfrei ist. Denn schon eine halbe Stunde später kamen die ersten drei Panzer aus Richtung Voitze. Einer kam die Bahnhofsstraße heruntergefahren. Am Tülauer Feldweg, der sogenannte „Taterpfahl“, bogen zwei nach rechts ab, Richtung Wohnhaus Neumann. Jetzt fuhr einer langsam die Braunschweigerstraße hinunter. Der dritte Panzer fuhr den Gifhorner Weg weiter nach Steimke bis zum „Vietchen Busch“ an der Bromer Straße und dann Richtung Brome. Dieses hat mir damals Walter Neumann erzählt, der dies gesehen hat. Diese drei Panzer waren amerikanische „Shermans“. Sie fuhren alle drei langsam die Ortsmitte an. Ich höre noch heute das Gequake in ihrem Sprechfunk. Die Auspuff-Endrohre zeigten nach unten. Wenn sie Gas gaben, war alles eine Staubwolke. Jetzt näherten sich die ersten LKWS mit aufgesessener Infanterie. Hier sah ich dann den ersten Neger. Immer zwei Soldaten gingen von Haus zu Haus und fragten: „Niks Soldat, niks Pistol?“ Zu uns kamen zwei verwegene Burschen mit bunten Halstüchern. Aber es ging alles gut. Wenn einer ein Jagd- oder Luftgewehr abgab, schlugen sie es über die Bordsteinplatten an der Straße in Stücke. Angst hatten sie gewaltig. Um die Mittagszeit ging es dann los. Panzer auf Panzer immer die Bahnhofstraße hinunter, ums Kriegerdenkmal herum, die Wasserstraße entlang in Richtung Steimke. Es dauerte nicht lange, da brach die Ohrebrücke bei Schuhmacher Mosel zusammen. Ein Halbkettenfahrzeug lag nun in der Ohre. Jetzt wurden die Fahrzeuge umgeleitet. Es ging um Blumes Eck herum, dann bis kurz vor der damaligen Baptisten-Kapelle links herum, um Lüthen Ecke wieder Richtung Steimke. Durch das Drehen der Panzer in den Kurven wurden nach kurzer Zeit die ersten Pflastersteine aus dem Straßenpflaster herausgerissen. Gegen Abend hatten sich dann fast einen Meter tiefe Löcher gebildet. Auf den Hausdächern lag der Staub zentimeterdick.

Die Geschichte der Zollstelle und des Dorfes Boldam in der Nähe des Katlochs bei Croya (1572-1628)

Das Jahr 1428 sorgte für die politischeTeilung des Bromer Landes! Zur dritten Teilung der welfischen Fürstentümer Braunschweig und Lüneburg kam es 1428 auf Wunsch des Herzogs Wilhelm, der 1416 gemeinsam mit seinem Bruder Heinrich seinem Vater im Fürstentum Lüneburg nachgefolgt war. Ihr Onkel Bernhard erhielt bei dieser dritten Teilung das Fürstentum Lüneburg, Wilhelm und Heinrich bekamen gemeinsam das Fürstentum Braunschweig. Diese Teilung hatte auch Auswirkungen auf das Gebiet der heutigen Samtgemeinde Brome. Die Dörfer Wiswedel, halb Voitze, Ehra und Lessien gehörten damals zur Mark Brandenburg. Sie waren Exklaven im Lüneburgischen und wurden erst mit dem Vertrag von Wallstawe im Jahr 1692 lüneburgisch. Während die Dörfer Brome, Benitz, Altendorf, Zicherie, Croya, halb Voitze und Tülau-Fahrenhorst durch die Teilung 1428 lüneburgisch blieben, gehörten Ahnebeck, Parsau, Rühen, Brechtorf, Tiddische, Hoitlingen, Eischott und Bergfeld zum Fürstentum Braunschweig. Zwischen Croya und Ahnebeck verlief also seit 1428 eine Landesgrenze! Noch heute zeugt der Landgraben zwischen den beiden Orten von dieser politischen Teilung.

Am Katloch Blickrichtung Zicherie. Von hier aus gesehen links hinter der Kurve, wohl auf der Anhöhe, hat einst das Dorf Boldam gestanden mit der Zollstelle. (Foto: Jens Winter)

In der Kurve der heutigen B244 von Croya Richtung Zicherie befindet sich das sogenannte Katloch. Der immer noch vorhandene Graben aus dem Lütjen Moor mündete einst in einen westlich der Straße gelegenen Teich, der auf der Karten von Strauß aus dem Jahr 1688 den Namen „Katlocher Deich“ trägt. Nordöstlich dieses Teiches hat sich ein das Dorf Boldam befunden. Hier standen einst drei Häuser: der Krug, in dem der Zöllner wohnte, sowie zwei Kothöfe. Ob dieses Dorf extra als Zollstelle an dieser Stelle angelegt wurde, lässt sich nicht belegen. Die ersten urkundliche Erwähnung findet sich in den Bromer Gerichtsprotokollen. Hier werden im Jahr 1572 die zum Bromer Gericht gehörenden Orte aufgezeichnet: Brome, Zicherie, Schürnau, Altendorf, Benitz, Nettgau, Tülau, Petzenau, Clepow, halb Massien, Sierau sowie vor dem Boldam die beiden Kothöfe. Der Krug wird hier aus unbekannten Gründen nicht erwähnt.

Im Jahr 1585 wird in den Bromer Gerichtsprotokollen ein gewisser Arendt von der Hude, Zöllner im Boldam erwähnt. Er war auch zwei Jahre später dort noch Zöllner, denn er musste wegen eines gegen ihn angestrengten Gerichtsprozesses vor dem Gericht auf der Burg Brome erscheinen. Der Gardelegener Bürger Ringener Oltze klagte gegen ihn wegen der immer noch nicht zurückgezahlten Schulden in Höhe von 87 Thaler 12 Schilling.

Einige Jahre später, nämlich 1592, taucht ein anderer Zöllner in den Gerichtsakten auf, nämlich Jacop Kampelenn, Zöllner im Boldam. Er war Zeuge beim Kaufvertrag eines Hofes im Boldam. Hans Tilsen kaufte die Kote von Andreas Probst im Boldam für 63 Thaler Kaufgeld. Das besondere daran ist, dass Tilsen den Hof seines Nachbarn Probst kaufte! Es bestanden demnach in Boldam neben dem Krug noch zwei Kothöfe.

Im gleichen Jahr pfändete der Zöllner im Boldam sechs Pferde von nicht genannten Ohrdorfern wegen geübten Unwillens.

Im Jahr 1596 erfahren wir, dass im Boldam noch der Zöllner sowie Hanß Lembke lebten. Wie Hanß Lembke an den Kothof bzw. die beiden Kothöfe gekommen ist, ist nicht bekannt.  Im Jahr 1602 werden als Bewohner des Boldam der Zöllner Klippen Hanß und Hanß Bartels genannt.

Im Jahr 1604 pfändete der Krüger und Zöllner Hans Barleben in Boldam dem Schneider zu Böckwitz ein Pferd ab, weil dieser einen Eichbaum stehlen wollte.

In Boldam ist es auch einmal zu einer Schießerei gekommen, die leider nicht genau datiert werden kann. Fest steht, dass Hans von Barleben aus unbekannten Gründen auf Bartoldt Peters aus Zicherie geschossen hat. Peters wurde verletzt und der Arztlohn zu seiner Genesung betrug insgesamt 23 Thaler, die vom verurteilten Täter Hans von Barleben getragen werden mussten. Diese Summe hatte Peters dann, wohl in Form einer Ratenzahlung, am 8. Januar 1605 zur Genüge erhalten, wie es in den Gerichtsakten heißt.

Der Dreißigjährige Krieg erreichte auch das Gebiet der Samtgemeinde Brome und die Folgen waren, gerade für das Dorf Boldam, verheerend. Im Jahr 1628 wurden die drei Höfe im Boldam durch Tillys Truppen verwüstet. Noch 1661 schreibt der Knesebecker Amtmann Wilhelm Schultze, dass der Krug und die beiden Kothöfe wüst sind. Der Wegezoll wurde dann auch nicht mehr in Boldam genommen, sondern in Croya. Das Dorf Boldam wurde also 1628 vollkommen zerstört und wurde dann nicht wieder aufgebaut!

Nach den Bromer Gerichsakten stand im Jahr 1692 eine Zollstange, worauf man denen von Bartensleben Zoll geben muss, am Katlocher Kamp. Der Zoll selbst wurde aber dann in Croya kassiert. Auch im 18. Jahrhundert wurde der Zoll weiterhin in Croya kassiert, wie wir aus den Wolfsburger Gerichtsprotokollen. Zum Croyaner Zöllner folgt sicherlich in Zukunft noch ein Blogbeitrag!

Auf der Karte von Strauß aus dem Jahr 1688 ist der Katlocher Deich eingezeichnet (links in der Mitte). Darüber steht die Zollstange derer von Bartensleben. Das damals bereits wüste Dorf Boldam ist nicht eingezeichnet. Zwischen Croya (auf der Karte als „Croy“ bezeichnet) und Ahnebeck verläuft der Landgraben. (Quelle: Hauptstaatsarchiv Hannover)
Auf einer Karte des Herrschaftsbereiches derer von Bartensleben auf der Wolfsburg, die vermutlich aus dem 18. Jahrhundert stammt, ist in diesem Ausschnitt links das Dorf Croya zu sehen. Nordöstlich von Croya ist das Katloch zu sehen mit dem Katlocher Damm. Etwas nordöstlich davon ist links neben dem Weg nach Zicherie zu lesen: „die wüsteney Catloch“. Dort existierte einmal das Dorf Boldam! (Quelle: Hauptstaatsarchiv Hannover)
Auf der Grenzkarte von Spaldeholz und Michaelsen aus dem Jahr 1754 ist das Katloch ebenfalls eingezeichnet. In Richtung Zicherie befand sich damals noch die Zollstange derer von Bartensleben. Boldam ist hier nicht mehr eingezeichnet, da es damals bereits über 100 Jahre nicht mehr existierte. Das Dorf muss sich ungefähr dort befunden haben, wo die Zollstange eingezeichnet ist, also am Ende des Katlocher Dammes Richtung Zicherie (Quelle: Hauptstaatsarchiv Hannover)
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