Ein Blog des Museums- und Heimatvereins Brome e.V.

Monat: März 2025

Sattlerei Eicke – fast 100 Jahre Handwerkstradition in Brome

Drei Generationen der Familie Eicke vor dem Haus Mühlenstr. 5: Stehend Ernst Eicke (*1907-†?), Victor August Eicke (*1851-†1932), unbekannte Frau, Erna Eicke, geb. Sauerbier (*1892-†?), Ernst Heinrich August Eicke (*1879-†1951). Im Hintergrund ist links das Schaufenster mit Auslagen zu erkennen.

Die Sattlerei Eicke hat in Brome über vier Generationen fast 100 Jahre lang bestanden.

Als erster Vertreter der Familie Eicke heiratete Victor August Eicke (*1851-†1932) am 13. September 1878 Juliane Marie Friederike Eicke, geb. Wrede (*1849-†1928),  genannt Julie, Tochter des Bromer Sattlermeisters Ernst Wrede (*1821-†1895). Der in Heisede bei Sarstedt geborene Victor August Eicke war Sohn des Mühlenbesitzers Heinrich Wilhelm Eicke und dessen Ehefrau Sophie Ernestine Elisabeth, geb. Bente. Victor August Eicke hat nicht Beruf des Müllers ergriffen, sondern stattdessen eine Ausbildung zum Sattler absolviert. Vor der Hochzeit war er als Sattlermeister in Wittingen tätig. Mitte der 1890er Jahren erwarb August Eicke das Haus Mühlenstraße 5. Wo sich sein Betrieb vorher befunden hatte, entzieht sich bisher unserer Kenntnis.

August Eicke war in Bromer Vereinen engagiert, so z.B. von 1895 bis 1902 als stellvertretender Hauptmann der Freiwilligen Feuerwehr Brome, von 1902 bis 1907 als Hauptmann (heute: Ortsbrandmeister). Im Jahr 1928 konnte das Ehepaar Eicke das Fest der Goldenen Hochzeit feiern, wovon einige Urkunden im Archiv Museum Burg Brome zeugen. Kurz darauf verstarb Julie Eicke im Alter 79 Jahren. August Eicke verstarb am 11. Juni 1932 im Alter von 81 Jahren.

Der Sohn Ernst Heinrich August Eicke (*1879-†1951) übernahm im Jahr 1905 die Werkstatt seines Vaters. Der Übergabevertrag vom 4. April 1905 liegt im Archiv Museum Burg Brome vor. Seine Schwester Erna (*1885-†?) sollte laut Übergabevertrag bei Großjährigkeit mit 600 Mark abgefunden werden. Anscheinend ist sie unverheiratet geblieben. Zu Weihnachten schenkte sie ihrem Neffen Ernst Eicke (*1907-†?) ein Poesiealbum, das sie ihm als „Tante Erna Eicke“ widmete. Wäre sie verheiratet gewesen, dann hätte sie mit dem Nachnamen ihres Mannes unterschrieben.

Ernst Heinrich August Eicke (*1879-†1951) führte, wie bereits sein Vater seit der Jahrhundertwende, die Berufsbezeichnung „Sattler und Tapezierer“. Er heiratete Louise Baucke (*1878-†1922), Tochter des Bromer Posthalters und Großbürgers Louis Baucke (*1839-†1915). Nach ihrem frühen Tod heiratete Ernst Eicke Erna Eicke, geb. Sauerbier (*1892-†?). Aus dieser zweiten Ehe gingen keine Kinder hervor. Ebenso wie sein Vater engagierte sich auch Ernst Eicke in den Bromer Vereinen. So war er z.B. von 1920 bis 1925 Hauptmann der (Jung-)Schützen.

Schützenfest 1924 – in der Mitte mit Strohhut steht der Hauptmann der Jungschützen Ernst Eicke.

Ernst Eicke (*1879-†1951) übergab im Jahr 1933 seinem damals 25jähringen Sohn Ernst Eicke (*1907-†?) sein Haus. Im „Übergabe-Altenteilungs- und Abfindungsvertrag“ vom 9. Februar 1933, der im Archiv Museum Burg Brome vorliegt, behielt sich Ernst Eicke (*1879-†1951) allerdings vor, den Sattlerei- und Tapezierbetrieb bis zur Verheiratung seines Sohnes Ernst Eicke (*1907-†?) fortzuführen. Außerdem wurde darin die Reglung für das Altenteil für Ernst Eicke und seine zweite Ehefrau Erna, geb. Sauerbier wie auch die Abfindung für Ernst Eickes (*1907-†?) jüngeren Bruder Reinhard (*1910 oder 1911-†?) festgelegt.

Er erlernte das Sattlerhandwerk bei seinem Vater von Ostern 1922 bis Ostern 1925. Die Meisterprüfung folgte am 27. März 1939 in Hildesheim. Er übernahm am 18. Dezember 1939 den Betrieb des Vaters und führte diesen als „Tapezier-Betrieb“ bis 1975 fort. Er heiratete Marie Eicke, geb. Schütz (*1910-†?) aus Germenau. Aus der Ehe ging der Sohn Ernst Eicke (*1940-†2022) hervor. Ernst Eicke (*1907-†?) war 1953 einer der Mitbegründer der Königsgilde im Schützenverein Brome.

Ernst Eicke (*1907-†?) vor dem Haus mit Polsterarbeiten (Mai 1930)

Sein Sohn Ernst Eicke (*1940-†2022) erlernte vom 1. April 1955 bis zum 28. März 1958 das Tapezierhandwerk bei seinem Vater. Sein Gesellenstück fertigte er in der Werkstatt des Bromer Sattlermeisters Willi Beldner an. Ernst Eicke (*1940-†2022) übernahm nicht den Betrieb des Vaters. Ernst Eicke (*1907-†?) führte den Betrieb bis 1975 weiter. Die Werkstatt überließ sein Sohn in den 1990er Jahren dem Museum Burg Brome.

Ernst Eicke (*1907-†?) mit seinem Sohn Ernst (*1940-†2022) als Lehrling (1957).

Ernst Eicke (*1940-†2022) heiratete in Uetze Marita, geb. Ernst. Beide führten den Raumausstattungsbetrieb ihres Vaters weiter. Dieser Betrieb wurde nach 123jähriger Geschichte im Frühjahr 2022 geschlossen. Am 8. September 2022 verstarb der Raumausstattermeister Ernst Eicke im Alter von 81 Jahren. Heute (2025) befindet sich in den ehemaligen Geschäftsräumen ein Fahrradgeschäft.

Nachdem das Haus der Familie Eicke vor einigen Jahren verkauft wurde, meldete sich der neue Eigentümer beim MHV Brome und bot dem MHV an, bei der Entrümplung des Hauses dabei zu sein. So konnten zahlreiche Betriebsakten, Familienunterlagen und Sattlereifachbücher der Familie Eicke, die sich auf dem Dachboden befanden, gesichert werden. Sie befinden sich nun im Museum Burg Brome.

Molkereigenossenschaft Brome (1891-1968)

Molkerei Brome, heute Bahnhofstr. 22 (undatiert)

Im Januar 1891 gründeten 37 Einwohner des Fleckens Brome eine Molkerei-Genossenschaft. Das dafür nötige Gebäude wurde auf einem dem Bromer Mühlenbesitzer Wilhelm Mewes abgekauften Grundstück errichtet (heute: Bahnhofstr. 22).

Die nötigen Maschinen wurden von der Hildesheimer Firma Eduard Ahlborn. Das 1867 gegründete Unternehmen konzentrierte sich zu Anfang auf die Produktion von Melkmaschinen und landwirtschaftlichen Geräten. Heute ist das Unternehmen Generalvertreter für Mercedes-UNIMOG sowie u.a. führender Experte für Kommunaltechnik und Agrar- und Forsttechnik.

Die Inbetriebnahme der Molkerei erfolgte am 12. Oktober 1891. Einzugsbereich waren die Orte Brome, Altendorf, Benitz, Wendischbrome, Nettgau, Mellin und Tangeln. Weitere Molkereien in der näheren Umgebung waren u.a. Böckwitz, Ehra, Tülau-Fahrenhorst, Parsau und Rühen.

Nach der Fusion der Molkereien Brome und Parsau wurde die Bromer Molkerei im April 1968 aufgegeben. Das Gebäude wurde verkauft und zum Wohnhaus umgebaut.

Zahlreiche Preise, Auszeichnungen und Medaillen zeugen von der hohen Qualität der in Brome hergestellten Molkereiprodukte.

25 Jahre Molkerei Brome (1916)
Mutter Knigge mit ihrem Milchwagen mit Kuhgespann beim Verkauf von Molkereiprodukten. Im Hintergrund ist die Gastwirtschaft zum „Schwarzen Adler“ zu sehen.
Milchfahrer Wilhelm Borchert in der Wasserstraße (1931)
Luftaufnahme der Bromer Molkerei (1950er oder 1960er Jahre). Links neben der Molkerei errichtete Otto Dörries Mitte der 1950er Jahre eine große Werkstatt mit Halle und Büro für seinen Landmaschinenbetrieb.

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