Ein Blog des Museums- und Heimatvereins Brome e.V.

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Alter Postweg bei Ehra

Das exakte Alter der Bezeichnung Alter Postweg bei Ehra lässt sich nicht bestimmen. Fest steht, dass am 9. Dezember 1805 eine Postverbindung von Gardelegen über Klötze, Steimke, Gamsen, Ohof und Burgdorf nach Hannover eingerichtet wurde. Dafür wurde, wie auf der Karte unten zu erkenne ist, der Weg von Steimke über Voitze an Ehra vorbei nach Gifhorn genutzt. Mit der französischen Besetzung 1806 wurde diese Postverbindung jedoch wieder eingestellt und nach deren Ende 1815 wieder eingeführt, wurde dann jedoch am 1. September 1827 wieder eingestellt.

Am 1. März 1826 wurde eine Postverbindung von Gifhorn nach Brome eingerichtet, die bis 30. September 1847 bestand.

Am 1. Mai 1894 wurde eine fahrende Post von Brome nach Ehra eingerichtet, wie Kantor Harms in der Kirchenchronik schreibt. Wann genau diese eingestellt wurde, lässt sich nicht genau sagen.

Auf diesem Ausschnitt aus einer Postwegkarte aus dem Jahr 1805 ist eindeutig der Postweg von Steimke nach Gifhorn über Voitze, Ehra, Lessien, Grußendorf und Westerbeck zu erkennen.

Als eine Landesgenze durch Voitze ging

Auf dieser Karte ist Lage der ehemaligen brandenburgischen Exklave zu sehen (orange Linie). Die Grenze ging mitten durch Voitze.

Zum ersten Mal urkundlich erwähnt wird Voitze  im Jahr 1337 als „Vödesse“. Spätestens im 15. Jahrhundert ist das Dorf Voitze durch eine Landesgrenze geteilt: Die eine Hälfte des Dorfes gehörte zur Mark Brandenburg, die andere Hälfte zum Fürstentum Lüneburg. Wodurch diese Teilung entstanden ist und wann genau, ist leider bisher nicht bekannt. Fest steht, dass am 13. Juli 1420 Markgraf Friedrich von Brandenburg den Ritter Günzel von Bartensleben mit den vier brandenburgischen Höfen belehnt.

Übrigens war das halbe Dorf Voitze nicht der einzige Ort, der hier in der Region zur Mark Brandenburg gehörte. Ebenso verhielt es sich mit Wiswedel, Ehra, Lessien, Grußendorf und Stüde. Diese sogenannten „Butendörfer“ waren eine brandenburgische Exklave, die vollständig vom Fürstentum Lüneburg umschlossen war. So gab es z.B. in Wiswedel und Ehra auch eine Zollstation.

Der brandenburgische Teil wurde von Salzwedel aus verwaltet, der lüneburgische vom Amt Knesebeck aus. Gerichtsort für die lüneburgischen Untertanen war das Gericht Brome, für die brandenburgischen Untertanen die Vogtei Steimke.

Über die genaue Unterteilung des Dorfes gibt das Knesebecker Hausbuch aus dem Jahr 1670 Auskunft. Dort heißt es:

Mitt diesem Dorffe hat es solchen Beschaffenheit, daß es darinne ein Haußt ümbs ander balt Markisch, balt Lüneburgisch ist: finde darinnen vier Lüneburgische Leute, die ihre Feldwrogen folgendermaßen anzeigen: finge an bey der Lautze zwischen Wißwedell vnd Voitze, ginge von der Lautze ümb den Busch an Matschen Akker auff die Königskuhle in der Heide, dann auff den Kreutzweg am Lerchenfelde vff die Baurstücken, von dahr an des Junckers zu Tülow Bullenkamp, auff die Lautze am Tülower Felde, nach dem Ümblauff vnd vff den Facheritz.

Auch steht im Hausbuch, dass es 1670 fünf brandenburgische Untertanen gab.

Als lüneburgische Untertanen werden namentlich aufgezählt: Jost Meyer, Heinrich Klop, Jacob Meltzian und Heinrich Wiswedel.

Aus dem Jahr 1684/85 ist das Kontributionsregister der Landreiterei Salzwedel überliefert, in dem die der Landreitere unterstehenden Dörfer detailliert beschrieben werden. Dort heißt es zum Dorf Voitze:

Das Dorff Voitze ist halb Märckisch und halb Lüneburgisch und gehören darin zur Marck 4 Hoffe, der 5te ist halb Märkisch, und halb Lüneburgisch, seind sämbtl[iche] des Herrn von Bartensleben zu Wolffsburg Unterthanen und zu Steimbcke eingepfarret.

 

Als brandenburgische Untertanen werden namentlich aufgezählt: Hannß Thiel, Hannß Kloppe, Heinrich Bock, Jacob Dreyer und Hannß Schröder.

In diesen beiden Beschreibungen, die etwas in der gleichen Zeit entstanden sind, gibt es einen kleinen Unterschied: Während das Knesebecker Hausbuch von vier lüneburgischen Untertanen schreibt, so sind im Kontributionsregister der Landreiterei Salzwedel vier brandenburgische Untertanen erwähnt sowie ein je zur Hälfte zu Brandenburg bzw. Lüneburg gehörender Hof. Dieser halbe Hof fehlt in der Auflistung des Knesebecker Hausbuches. Eine Erklärung für diesen kleinen Unterschied gibt es bisher nicht.

Erst mit dem Vertag von Wallstawe im Jahr 1692 wurde die Landesgrenze durch Voitze beseitigt. In diesem Vertrag wurde ein Gebietsaustausch zwischen der Mark Brandeburg und dem Fürstentum Lüneburg vereinbart. So wurden die zuvor brandenburgischen Dörfer Stüde, Grußendorf, Ehra, Lessien, Wiswedel und halb Voitze Lüneburg zugeschlagen.

Als Austausch wurde der Brome Bogen verkleinert, denn die wüste Feldmark Kleistow fiel an Brandenburg. Auch wurden Nettgau und die Wiechmannsmühle an der Ohre bei Gladdenstedt brandenburgisch. Damit wurde die Ohre von Haselhorst bis Wendischbrome zur Landesgrenze. Und die Zollstationen in Ehra und Wiswedel wurden aufgelöst.

„Wölfe – auch schon damals“

Der letzte Wolf im Landkreis Gifhorn wurde im Jahre 1956 bei Boitzenhagen erlegt. Danach gab es Jahrzehnte lang in den heimischen Wäldern und Fluren keine Wölfe mehr, erst seit 2017 gilt ihre Rückkehr im hiesigen Raum als gesichert.

Die kontroverse Debatte darüber konnte man in verschiedenen Medien verfolgen, angefeuert von den jeweils unterschiedlichen Interessenlagen und Standpunkten.

Mich interessierte, welche Erfahrungen die Menschen unserer Region in früheren Zeiten mit dem Wolf gemacht hatten. Dazu bin ich bei dem Bromer Heimatforscher Karl Schmalz, der sich mit vielen Aufsätzen zur Heimatgeschichte verdient gemacht hat, fündig geworden.

In der Zusammenfassung seiner Aufsätze befinden sich die Berichte „Eine Wolfsjagd im Ehraer Holz“, „Wolfsplage vor 300 Jahren“, „Wolfsjagd zwischen Radenbeck und „Tesekendorf“ und „Wölfe – auch schon damals“.

Der Wolf hatte besonders damals, aber auch heute noch, für viele Menschen das Image des gefährlichen und blutrünstigen Raubtieres. Als Nahrungskonkurrent, der das kostbare Vieh der Bauern und der kleinen Leute riss, wurde er verfolgt und wenn möglich, zur Strecke gebracht. 

Auch wenn es in der Beschreibung über die Wolfsjagd in Ehra vor allem darum geht, wer damals das Jagdrecht in unseren heimischen Wäldern hatte, so erfährt man in der Vernehmung von Ehraer Bürgern durch den Knesebecker Amtmann im März 1702 doch etwas über die Methode dieser Jagd.

Dazu wurden Leinen mit Lappen versehen und zwischen Bäume gespannt, um die Tiere in eine bestimmte Richtung zu lenken. Konnte ein Wolf entwischen, war er „durch die Lappen gegangen“. Zwischen den Bäumen wurden zudem Netze aufgestellt, in die die Wölfe getrieben werden sollten. Jagdhelfer stiegen auf Bäume und hielten von dort oben Wache. Wurde ein Wolf gesichtet, sollte er in den nach und nach enger gestellten Netzen gefangen und erlegt werden.

So war auch der Plan damals in Ehra. Besonders erfolgreich war das in diesem Falle nicht, denn obwohl die Jäger acht Tage lang zum Schießen ausgezogen waren, bekamen sie keinen Wolf zu Gesicht und damit auch keinen vor die Flinte.

Eine andere Jagdmethode war die Jagd mit Wolfskuhlen. Dicht an der Grenze zur Bromer Gemarkung gibt es sowohl eine „Große Wolffs Kuhl“ als auch eine „Kleine Wolffskuhl“.  Die Bezeichnungen deuten darauf hin, dass die Jagd mit Fallgruben auch hier durchgeführt wurde.

In die getarnten Gruben (Kuhlen) wurde der Wolf getrieben und konnte aus eigener Kraft nicht mehr entkommen. Das gefangene Tier konnte entweder gleich getötet oder lebend entnommen werden und einer Jagdgesellschaft zugeführt werden.

Wolfsjagden waren ein Teil des adligen Lebens und erfreuten sich in diesen Kreisen großer Beliebtheit „… Eß werden die vf künfftigen vnserm Beylager zur Lust benöthigte Wölffe in Vnsern Landen nicht mehr zu erlangen stehen“, sorgte sich Herzog Christian Ludwig in einem Schreiben vom März 1653 an seinen Oberforst- und Jägermeister Georg von Wangenheim.

Die lebend gefangenen Wölfe wurden in extra hergerichteten Gehegen für dieses besondere „Jagdvergnügen“ solange gehalten, bis wieder eine herrschaftliche Wolfsjagd anstand.

Damit wurde deutlich, dass es längst nicht nur darum ging, das Vieh zu schützen, sondern „wieder einmal in Abenteuerlust die Aufregungen einer Wolfsjagd genießen zu können“, wie Karl Schmalz bilanzierte.

Bei den abkommandierten Jagdhelfern der adligen Jagd hielt sich die Begeisterung über den Einsatz dagegen in Grenzen.

Zur Wolfsjagd wurde stets ein starkes Aufgebot an Helfern benötigt. Weil die sich nur schwerlich freiwillig bereit fanden, griff der Adel zum verpflichtenden Mittel der „Landfolge“. Dazu gab es eigens aufgestellte Listen, in denen die zur Landfolge aufgestellten Männer aufgeführt wurden. Allein das Amt Knesebeck zählte im Jahre 1663 ganze 245 Mann, die unbefristet und ohne Entlohnung aufgerufen werden konnten.

Probleme hat es für die Bauern und Tierhalter durch den Wolf immer wieder gegeben. Die im März 1647 erfolgte Meldung durch einen Thomas Daume aus dem Amt Lüne berichtete sogar von einem Angriff auf eine Frau. Der Wolf soll ihr nach dem Aufstehen nach der Kehle gefasst haben und wurde von dem herangeeilten Gesinde erstochen.

In einem anderen Fall hatte der Pfarrer von Jeggau im Jahre 1659 ins Kirchenbuch eingetragen: „Ein Wolf hat… den Schulzen Hans Mumme beim Anfahren des Holzes für den Prediger, im Dorf angegriffen, so daß er elendiglich gestorben“.

Wie es zu den Zwischenfällen gekommen war, sowie die näheren Umstände der Attacken, wurde leider nicht festgehalten.

Bei zahlreichen früheren Berichten aus Geschichte und Literatur, in denen über Wolfsattacken auf Menschen durch bis zu 20 Tiere starke Rudel geschrieben wurde, handelt es sich ganz sicher um Übertreibungen.

Wölfe leben im Familienverbund, ähnlich dem Menschen. Im Alter von 11 bis 12 Monaten verlassen die Jungtiere ihr Rudel um sich ein neues Revier und einen Partner zu suchen, mit dem sie eine eigene Familie gründen können. Bei dieser Suche legen sie lange Strecken zurück. Thomas Pusch, der Sprecher des Landesfachausschusses Wolf beim Naturschutzbund in Nordrhein-Westfalen erklärte, „Ein Wolfsrudel besteht aus acht bis 10 Tieren, die auf einem Gebiet von 250 Quadratkilometern leben. Größer wird das Rudel nicht, denn „Es gibt eine Inzuchtsperre…“

In dem Aufsatz über die „Wolfsjagd zwischen Radenbeck und „Teskendorf“ wird davon berichtet, dass bei einer offenbar ungenehmigten Wolfsjagd ein zwölfjähriger Junge versehentlich angeschossen wurde, so dass er 5 Tage später verstarb. Ansonsten wird vermerkt „nichts gesehen, nichts gefangen und nichts geschossen“.

Aus dem vierten Bericht von Karl Schmalz über „Wölfe – auch schon damals“, erfahren wir, dass es in der hiesigen Gegend bis in die neuere Zeit immer wieder Wolfsjagden gegeben hat. So wurden ein „großer Ehraer Wolf“ im Dezember 1824 und ein Schönewörder Wolf 1871 bei Erpensen erlegt.

Schmalz vermutete, die Bezeichnung Wolf könnte früher allgemein als Synonym für wilde Tiere gebraucht worden sein, so dass nicht immer ganz eindeutig war, ob es sich bei dem „Übeltäter“ tatsächlich um einen Wolf handelte.

Aus unserer Natur ist der Wolf inzwischen nicht mehr wegzudenken. Weder sollten wir ihn romantisieren, noch unbegründete Ängste schüren. Ob Karl Schmalz das wohl auch so gesehen hätte? Wohl nicht, dazu war er, der 1966 gestorben ist, wohl doch zu sehr der Denkweise seiner Zeit verpflichtet, in der „der letzte Gifhorner Wolf“ als gefährliches Raubtier erlegt wurde.

Altmärkische Lehranstalt für Landwirtschaft etc. zu Klötze – Winter-Semester 1907/08

Foto in der Wassermühle in Wiepke (Altmarkkreis Salzwedel)

In der Wassermühle in Wiepke (Altmarkkreis Salzwedel) hängt dieses gerahmte Foto, das den Titel „Altmärkische Lehranstalt für Landwirtschaft etc. zu Klötze – Wintersemester 1907/08“ trägt. Diese Fotografie ist ein Glücksfall für die Heimatgeschichte, denn unter dem Bild sind die Familiennamen der abgebildeten Personen aufgedruckt. Beim Lesen dieser Namen erfahren wir, dass auch Schüler aus dem Raum Brome diese Lehranstalt im benachbarten Klötze damals besucht haben.

In der hintersten Reihe als 5. von links steht Lüthe aus Zicherie, in der 1. Reihe der stehenden Schüler ist als 6. von links Reichardt aus Parsau zu sehen. In der vorletzten hinteren Reihe ist der 6. von rechts Müller aus Voitze (neben der Fahne).

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