Ein Blog des Museums- und Heimatvereins Brome e.V.

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60. Jahrestag der Erschießung Kurt Lichtensteins südlich von Zicherie

Kurt Lichtenstein (1911-1961)

Am 12. Oktober 1962 hat der Dortmunder Journalist Kurt Lichtenstein südlich von Zicherie den Grenzgraben überschritten und hat so das Staatsgebiet der DDR betreten. Er wollte aud DDR-Seite mit Landarbeitern sprechen, die beim Kartoffelroden waren. Er wurden von den beiden DDR-Grenzern, die dort die Grenze bewachten, angeschossen und verstarb wenige Stunden später im Klötzer Krankenhaus.

Der MHV Brome hat bereits vor 10 Jahren ein Buch über den tragischen Grenzzwischenfall, das über die Seite des MHV Brome erhältlich ist. Auch hat der MHV im Jahr 2011 das Lichtensteinkreuz erneuert und eine Informationstafel aufgestellt. Damals, zum 50. Jahrestag, gab es kaum Interesse am Gedenken an Kurt Lichtenstein.

Zum 60. Jahrestag herrscht gerade ein regelrechter Medienrummel: Sowohl WDR als auch NDR, als auch zahlreiche Zeitungen berichten über den Grenzzwischenfall und das Gedenken an diesen. Der Podcast über Kurt Lichtenstein vom WDR ist sehr hörenswert! Auch Jens Winter, 1. Vorsitzender des MHV Brome, kommt darin zu Wort.

Der Böckwitzer Hofbesitzer Hans Heinrich Brohmann leiht sich Geld vom Knesebecker Amtmann Jacob Laue in Brome (1760)

Bereits im Jahr 1752 hatte der Böckwitzer Hofbesitzer Hans Heinrich Brohmann sich von einem nicht-genannten Geldgeber 200 Reichsthaler Geld geliehen, welches er jedoch nicht mit den erforderlichen Raten abbezahlen konnte. Die Zahlungsunfähigkeit Brohmanns wurde in dem Vertrag auch mit den Kriegsturbulenzen des Siebenjährigen Krieges (1756-1763) begründet. Dennoch drohte im Jahr 1760 die Subhastation, d.h. Zwangsversteigerung seines Hofes in Böckwitz. Dies konnte er nur abwenden, indem er einen neuen Kreditgeber fand, der seine Schulden übernahm. Hierzu konnte er den Bromer Krüger und Knesebecker Amtmann Johann Jacob Laue. Nur so konnte die Zwangsvollstreckung abgewendet werden, indem Laue die Schulden sofort bezahlte. Als Gegenleistung haben die Schuldner Laue ihren Hof versprochen, für den Falle, dass die Schulden nicht abbezahlt werden. Zusätzlich wurden Laue als Zinsen vier Fuder Heu von ihrer Drömlingswiese oder zwei Fuder Heu vom Grashof hinter ihrem Hause versprochen.

Anscheinend ist es Brohmann tatsächlich bis 1775 gelungen, die Schulden vorzeitig abzuzahlen, wie eine Notiz des Knesebecker Amtmanns Breymann verrät. Breymann war wohl der Nachfolger Laues als Knesebecker Amtmann in Brome. Breymann quitiert den Erhalt von 104 Reichsthalern 16 gute Groschen am 1. September 1775.

Hier nun die Abschrift des Vertrages zwischen Brohmann und Laue:

Nachdem Hans Heinrich Brohmann zu Böckwitz auf die im Anno 1752 regulirte, und Liquide gemachte Viele, und bey nahe auf 200 Rthl. erstreckete Schulden, Zeit Hero sehr wenig abgetragen, und die Creditores gleichwohl befriediget seyn wollen, bey jetzigem Krieges-Troublon aber nicht rathsam zu Verfolgen gewesen, mit der Subhastration seines Ackerhofes zu verfolgen, als welches ohne dem, ausgewießemaße verbothen gewesen; Debitor undt seine Frau hingegen Vorgestellet, daß pron. Creditores Von ihren Schulden noch was erckleckliches schwinden laßen wollten, die gemeinet wären, ein Capital Vor Jemanden auf zu nehmen, und damit solche Creditores auf einmahl abzufinden; Und dann zur Darleihung solchen Capitals sich in heutiger zur weiteren Behandlung derer Schulden ausgesetzten Termino sich der Bürger und Gastgeber Johann Jacob Laue aus Brohme mit angefunden hat, welcher dem Debitori, und seiner Frauen zu berichtigung derer anderweit behandelten Schulden Einhundert und Vier Thaler Sechszehn gute Groschen, seyn 104 Rthl. 16 gl an jetzo gänge und gebigen, 1/3 oder 8ggl Rthl. allerhand Schlages baar geliehen und Vorgestrecket hat, letztere auch sofort an den Creditor baar aus gezählet, und so des Debitores Nutzen und Besten um so Vielmehr Vermeidet worden, weil durch solche baar auszahlung derselbe bey nahe auf die 50 Rthlr. [?] hat; So hat dieser Debitor Hanß Heinrich Brohmann sowohl, als dessen mit gegenwärtige Ehe Frau Anne Else Lembken, solche von besagten Johann Jacob Lauen ihnen erzeigete liebe mit schuldigen Danck erkannt, und ihme nicht nur solches capital, nach geschener Halbjährigen loß-Kündigung richtig wiedrum zu bezahlen, sondern Ihnen auch zu deßen Verzinsung alljährlich, und so lange das Capital unabgetragen bleibet, entweder Vier Fuder Heu von ihrer Drömlingswiese, aufm Hörstgenberge, oder aber stattdeßen zwey Fuder aufn Graßhofe beym Hause zu überlaßen,welches Graß jedoch Creditor selbst mehen und trocknen, auch einfahren zu laßen schuldig seyn soll; Und damit dieser ihr Creditor Laue Hierunter gnugsame Sicherheit haben mög, So haben Debitores demselben ihren gantzen Hoff und Vermögen zur hypothec und Unterpfande eingesetzet, auch gebethen demselben darüber einer Gerichtlichen Consens zu ertheilen, wobey sie züglich allem Einwender und Rechts behelfen sich begeben. Wie nun die Außzahlung des Capitals der 104 Rthl. 16 ggl Vor Gerichte geschehen, und die Creditores dadurch würklich befriediget, auch der Concurs und die Subhastation des Hofes abgewendet, und denen Debitores solcher Hoff noch conserviret, und ihr wahrer Nutzen dadurch befördert worden; Also ist auch der darüber gesuchte Consens unter dem Hochgräflichen Schulenburgsch: Gerichts Siegel, und meiner des zeitigen Ambtmanns Unterschrift ertheilet, mit der Versicherung, daß dem Creditori Lauen benöthigten Falles alle Rechtliche Hülfe Gerichts wegen angedeyen solle. Jedoch dem Herrn HofMarschall Reichs Grafen Von der Schulenburg, und sonsten einen jeden Tertio an seinem Rechte ohne Schaden, und Nachtheil: Geschehen im landgerichte Steimbke d. 19t. January 1760

(Siegel) (Unterschrift)

Das ich für die Summa 104 rt 16 ggl Fünf und dreißig im Golde erhalten habe solches wird hiermit quitiret Brome c. 1sten. Septemb. 1775

Joh: Andr: Breymann

„Wölfe – auch schon damals“

Der letzte Wolf im Landkreis Gifhorn wurde im Jahre 1956 bei Boitzenhagen erlegt. Danach gab es Jahrzehnte lang in den heimischen Wäldern und Fluren keine Wölfe mehr, erst seit 2017 gilt ihre Rückkehr im hiesigen Raum als gesichert.

Die kontroverse Debatte darüber konnte man in verschiedenen Medien verfolgen, angefeuert von den jeweils unterschiedlichen Interessenlagen und Standpunkten.

Mich interessierte, welche Erfahrungen die Menschen unserer Region in früheren Zeiten mit dem Wolf gemacht hatten. Dazu bin ich bei dem Bromer Heimatforscher Karl Schmalz, der sich mit vielen Aufsätzen zur Heimatgeschichte verdient gemacht hat, fündig geworden.

In der Zusammenfassung seiner Aufsätze befinden sich die Berichte „Eine Wolfsjagd im Ehraer Holz“, „Wolfsplage vor 300 Jahren“, „Wolfsjagd zwischen Radenbeck und „Tesekendorf“ und „Wölfe – auch schon damals“.

Der Wolf hatte besonders damals, aber auch heute noch, für viele Menschen das Image des gefährlichen und blutrünstigen Raubtieres. Als Nahrungskonkurrent, der das kostbare Vieh der Bauern und der kleinen Leute riss, wurde er verfolgt und wenn möglich, zur Strecke gebracht. 

Auch wenn es in der Beschreibung über die Wolfsjagd in Ehra vor allem darum geht, wer damals das Jagdrecht in unseren heimischen Wäldern hatte, so erfährt man in der Vernehmung von Ehraer Bürgern durch den Knesebecker Amtmann im März 1702 doch etwas über die Methode dieser Jagd.

Dazu wurden Leinen mit Lappen versehen und zwischen Bäume gespannt, um die Tiere in eine bestimmte Richtung zu lenken. Konnte ein Wolf entwischen, war er „durch die Lappen gegangen“. Zwischen den Bäumen wurden zudem Netze aufgestellt, in die die Wölfe getrieben werden sollten. Jagdhelfer stiegen auf Bäume und hielten von dort oben Wache. Wurde ein Wolf gesichtet, sollte er in den nach und nach enger gestellten Netzen gefangen und erlegt werden.

So war auch der Plan damals in Ehra. Besonders erfolgreich war das in diesem Falle nicht, denn obwohl die Jäger acht Tage lang zum Schießen ausgezogen waren, bekamen sie keinen Wolf zu Gesicht und damit auch keinen vor die Flinte.

Eine andere Jagdmethode war die Jagd mit Wolfskuhlen. Dicht an der Grenze zur Bromer Gemarkung gibt es sowohl eine „Große Wolffs Kuhl“ als auch eine „Kleine Wolffskuhl“.  Die Bezeichnungen deuten darauf hin, dass die Jagd mit Fallgruben auch hier durchgeführt wurde.

In die getarnten Gruben (Kuhlen) wurde der Wolf getrieben und konnte aus eigener Kraft nicht mehr entkommen. Das gefangene Tier konnte entweder gleich getötet oder lebend entnommen werden und einer Jagdgesellschaft zugeführt werden.

Wolfsjagden waren ein Teil des adligen Lebens und erfreuten sich in diesen Kreisen großer Beliebtheit „… Eß werden die vf künfftigen vnserm Beylager zur Lust benöthigte Wölffe in Vnsern Landen nicht mehr zu erlangen stehen“, sorgte sich Herzog Christian Ludwig in einem Schreiben vom März 1653 an seinen Oberforst- und Jägermeister Georg von Wangenheim.

Die lebend gefangenen Wölfe wurden in extra hergerichteten Gehegen für dieses besondere „Jagdvergnügen“ solange gehalten, bis wieder eine herrschaftliche Wolfsjagd anstand.

Damit wurde deutlich, dass es längst nicht nur darum ging, das Vieh zu schützen, sondern „wieder einmal in Abenteuerlust die Aufregungen einer Wolfsjagd genießen zu können“, wie Karl Schmalz bilanzierte.

Bei den abkommandierten Jagdhelfern der adligen Jagd hielt sich die Begeisterung über den Einsatz dagegen in Grenzen.

Zur Wolfsjagd wurde stets ein starkes Aufgebot an Helfern benötigt. Weil die sich nur schwerlich freiwillig bereit fanden, griff der Adel zum verpflichtenden Mittel der „Landfolge“. Dazu gab es eigens aufgestellte Listen, in denen die zur Landfolge aufgestellten Männer aufgeführt wurden. Allein das Amt Knesebeck zählte im Jahre 1663 ganze 245 Mann, die unbefristet und ohne Entlohnung aufgerufen werden konnten.

Probleme hat es für die Bauern und Tierhalter durch den Wolf immer wieder gegeben. Die im März 1647 erfolgte Meldung durch einen Thomas Daume aus dem Amt Lüne berichtete sogar von einem Angriff auf eine Frau. Der Wolf soll ihr nach dem Aufstehen nach der Kehle gefasst haben und wurde von dem herangeeilten Gesinde erstochen.

In einem anderen Fall hatte der Pfarrer von Jeggau im Jahre 1659 ins Kirchenbuch eingetragen: „Ein Wolf hat… den Schulzen Hans Mumme beim Anfahren des Holzes für den Prediger, im Dorf angegriffen, so daß er elendiglich gestorben“.

Wie es zu den Zwischenfällen gekommen war, sowie die näheren Umstände der Attacken, wurde leider nicht festgehalten.

Bei zahlreichen früheren Berichten aus Geschichte und Literatur, in denen über Wolfsattacken auf Menschen durch bis zu 20 Tiere starke Rudel geschrieben wurde, handelt es sich ganz sicher um Übertreibungen.

Wölfe leben im Familienverbund, ähnlich dem Menschen. Im Alter von 11 bis 12 Monaten verlassen die Jungtiere ihr Rudel um sich ein neues Revier und einen Partner zu suchen, mit dem sie eine eigene Familie gründen können. Bei dieser Suche legen sie lange Strecken zurück. Thomas Pusch, der Sprecher des Landesfachausschusses Wolf beim Naturschutzbund in Nordrhein-Westfalen erklärte, „Ein Wolfsrudel besteht aus acht bis 10 Tieren, die auf einem Gebiet von 250 Quadratkilometern leben. Größer wird das Rudel nicht, denn „Es gibt eine Inzuchtsperre…“

In dem Aufsatz über die „Wolfsjagd zwischen Radenbeck und „Teskendorf“ wird davon berichtet, dass bei einer offenbar ungenehmigten Wolfsjagd ein zwölfjähriger Junge versehentlich angeschossen wurde, so dass er 5 Tage später verstarb. Ansonsten wird vermerkt „nichts gesehen, nichts gefangen und nichts geschossen“.

Aus dem vierten Bericht von Karl Schmalz über „Wölfe – auch schon damals“, erfahren wir, dass es in der hiesigen Gegend bis in die neuere Zeit immer wieder Wolfsjagden gegeben hat. So wurden ein „großer Ehraer Wolf“ im Dezember 1824 und ein Schönewörder Wolf 1871 bei Erpensen erlegt.

Schmalz vermutete, die Bezeichnung Wolf könnte früher allgemein als Synonym für wilde Tiere gebraucht worden sein, so dass nicht immer ganz eindeutig war, ob es sich bei dem „Übeltäter“ tatsächlich um einen Wolf handelte.

Aus unserer Natur ist der Wolf inzwischen nicht mehr wegzudenken. Weder sollten wir ihn romantisieren, noch unbegründete Ängste schüren. Ob Karl Schmalz das wohl auch so gesehen hätte? Wohl nicht, dazu war er, der 1966 gestorben ist, wohl doch zu sehr der Denkweise seiner Zeit verpflichtet, in der „der letzte Gifhorner Wolf“ als gefährliches Raubtier erlegt wurde.

Altmärkische Lehranstalt für Landwirtschaft etc. zu Klötze – Winter-Semester 1907/08

Foto in der Wassermühle in Wiepke (Altmarkkreis Salzwedel)

In der Wassermühle in Wiepke (Altmarkkreis Salzwedel) hängt dieses gerahmte Foto, das den Titel „Altmärkische Lehranstalt für Landwirtschaft etc. zu Klötze – Wintersemester 1907/08“ trägt. Diese Fotografie ist ein Glücksfall für die Heimatgeschichte, denn unter dem Bild sind die Familiennamen der abgebildeten Personen aufgedruckt. Beim Lesen dieser Namen erfahren wir, dass auch Schüler aus dem Raum Brome diese Lehranstalt im benachbarten Klötze damals besucht haben.

In der hintersten Reihe als 5. von links steht Lüthe aus Zicherie, in der 1. Reihe der stehenden Schüler ist als 6. von links Reichardt aus Parsau zu sehen. In der vorletzten hinteren Reihe ist der 6. von rechts Müller aus Voitze (neben der Fahne).

Digitales Archiv des MHV Brome

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