Bereits in einem früheren Blogbeitrag wurde über die Kriegsbegeisterung des Bromer Pastors Dr. Türnau berichtet. Nun haben wir dafür noch einen weiteren Beleg im Hauses Heling in Altendorf gefunden!
Am 2. August 1915 schrieb Pastor Dr. Türnau persönlich eine Postkarte an Hermann Heling, der im Reserve Infanterie Regiment 73 in der Reserve Maschinengewehr Kompanie mit dem Dienstgrad Gefreiter aktiver Soldat war. In derselben Kompanie diente auch sein Bruder Adolf Heling. Vermutlich haben damals alle aktiven Soldaten aus der Kirchengemeinde Brome-Altendorf diese Postkarte erhalten.
Die Postkarte wurde extra für die Soldaten gedruckt. Ausgeführt wurde der Druck vom Bromer Verleger und Buchhändler Wilhelm Süpke. Dass diese Postkarte extra als Feldpostkarte gedruckt wurde, lässt sich an zwei Aufdrucken erkennen: Zum einen ist über dem Adressfeld das Wort „Feldpostkarte“ bereits eingedruckt. Zum anderen findet sich oben auf der linken Seite der aufgedruckte Text:
Die Kirchengemeinde Brome-Altendorf grüßt ihre Söhne und Männer im Feld.
Auch einen persönlichen Gruß hat Pastor Türnau verfasst:
Herzlichen
Heimatgruß und
„Gott befohlen!“
sendet
Pastor Dr. Türnau
Links der handgeschriebene persönliche Gruß von Pastor Türnau, rechts die Adresse des Gefreiten Hermann Heling
Auf der Bildseite der Postkarte ist oben links ein von Pastor Dr. Türnau selbstgedichtes Gedicht zu lesen. Die beiden kolorierten Fotos zeigen die Altendorfer St. Pancratius-Kirche (links) und die Bromer Liebfrauenkirche (rechts). Das Foto der Bromer Kirche wurde vom ersten Stock des Pfarrhauses aufgenommen. Rechts weht eine Fahne (eventuell eine Reichsflagge) über dem heute nicht mehr existierenden Konfirmandensaal. Links am Bildrand ist der ebenfalls nicht mehr existierende Turm der Freiwilligen Feuerwehr Brome zu sehen.
Am 17. Juni 1908 schrieb Heinrich Heling (Altendorf) aus Tülau eine Postkarte an seinen Bruder Hermann Heling, der seinerzeit Soldat bei der Garde Maschinengewehr Abteilung Nr. 2 in Gr. Lichterfelde war. Er hielt sich wohl damals auf dem Truppenübungsplatz Döberitz auf, wie der Zusatz z.Z. in Döberitz vermuten lässt.
Der Text ist wenig spektakulär:
Lieber Bruder! Teile Dir hierdurch mit, daß ich von meiner Übung befreit worden bin. Soll nächstes Jahr aber bestimmt üben. Viele Grüße v. d. Hochzeit Dein Bruder Heinrich
Grüße v. G. Bromann
H. Ellenberg
Mit frdl. Gruß d. W. Jordan
Wir erfahren, dass Heinrich von einer Militärübung befreit wurde und er sich am Absendetag auf einer Hochzeit in Tülau befand. Wer geheiratet hat, wissen wir bisher nicht.
Grüße an den Empfänger fügten noch G. Bromann (aus Altendorf), H. Ellenberg und W. Jordan hinzu.
Zu erwähnen ist noch, dass es sich um einen Soldatenbrief handelte, der nicht frankiert werden musste. Der Poststempel von Tülau-Fahrenhorst zeigt das Datum 17.6.08 3-4N. – die Postkarte wurde demnach nachmittags zwischen 15 und 16 Uhr gestempelt und abgeschickt.
Am Samstag, 24. April 1909 hat Selma Lütge eine Postkarte mit der Einladung zu einer Radtour am nächsten Sonntag an Hermann Heling in Altendorf geschickt. Hermann Heling war der Sohn des Altendorfer Gastwirts Heinrich Heling Vermutlich ist mit dem Tag der Radtour der Sonntag, 2. Mai 1909 gemeint.
Selma Lütge war wohl die Tochter des Gastwirts H. Lütge, dessen Gasthaus auf der Postkarte zu sehen ist.
Der Text der Postkarte lässt sich nicht ganz entziffern, denn der mit Bleistift geschriebene Text wurde auf der linken Seite und unten links über die gedruckte Schrift geschrieben, so dass er heute kaum zusammenhängend entziffert werden kann.
Hier nun der lesbare Teil des Textes:
24/4.09
Lieber Hermann!
Teile Dir mit das es mir sehr angenehm ist mit der Radtur am schönsten geht es mir am nechsten Sonntag, wenn es Dir denn angenehm ist bist Du gleich nach Mittag hier.
Viele tausend Grüße
Selma Lütge
Die Postkarte trägt den Poststempel von Parsau mit Datum 24.4.09 und wurde zwischen 15 und 16 Uhr gestempelt. Vermutlich ist die Karte bereits am Sonntag, 25. April 1909 in Altendorf angekommen.
Von der Ortschaft Kaiserwinkel sind nicht allzu viele Postkarten bekannt. Die hier abgebildete Postkarte wurde mit Poststempel Jahrstedt am 5. Juli 1920 abgestempelt. Sie lief von Jahrstedt nach Weinböhla in Sachsen.
Der Text ist wenig interessant. Der Absender Willy schreibt:
Sonntag 4/7.
Sendet
Dir von unser Tagestour Dein tr.
Freund Willy
Auf der Bildseite fügt er noch hinzu nach den Worten „Gruß aus Guleitz“ noch hinzu
von unser Tagestour nach dem Drömling.
Die Ansichtskarte zeigt auf der Vorderseite drei kolorierte Fotografien von Gebäuden in Guleitz bzw. Kaiserwinkel: Zum einen die Försterei der Grafen v. d. Schulenburg Wolfsburg, das Wohnhaus des Ackerhofbesitzers W. Bratze, das heute noch fast genauso aussieht sowie die im Jahr 1899 gebaute Gastwirtschaft von H. Bartels an der Abzweigung nach Zicherie (heute Wiehle).
Etwas verwunderlich ist die Verwendung der Bezeichnung Guleitz für den heutigen Ort Kaiserwinkel. Auf einer Ansichtskarte aus dem Jahr 1906, die als Zeichnungen die gleichen Gebäude zeigt, wird als Ortsname Kaiserwinkel verwendet.
Die nördlich des Forthauses Kaiserwinkel im 19. Jahrhundert gebauten Häuser wurden als „Kolonie Guleitz“ bezeichnet. Auf dem historischen Messtischblatt, entstanden zwischen 1877 und 1912, sind Guleitz und Kaiserwinkel eingezeichnet:
Kaiserwinkel und Guleitz auf einem historischen Messtischblatt (1877-1912). Nördlich von Kaiserwinkel mit der Bezeichnung „Whs.“ steht die ehemalige Gastwirtschaft. Am Nordgiebel des Wohnhauses ist das Baujahr 1899 zu lesen.
Im Haus Heling in Altendorf konnten wir auch zahlreiche Feldpostbriefe aus dem 1. Weltkrieg sichern. Hier seien zwei Feldpostbriefe beispielhaft wiedergegeben. Das Sichten und Sortieren der Briefe wird noch einige Zeit in Anspruch nehmen.
Die drei Brüder Heinrich, Hermann und Adolf Heling waren alle Soldaten im 1. Weltkrieg. Hermann und Adolf dienten in der gleichen Einheit – der 3. Maschinengewehrkompanie des Reserve Infanterie Regiments 73. In welcher Einheit Heinrich Soldat war, werden wir noch ermitteln! Die beiden Schwestern Marie (Mariechen) und Frida lebten damals noch zu Hause in Altendorf.
Der erste Brief, der zum ein Schreiben von Mariechen Heling und ihrer Mutter und zum anderen ein Schreiben von Frida Heling an ihren Bruder enthält, datiert auf den 3. März 1915. Hier die beiden Glückwunschbriefe im Wortlaut (Rechtschreibung und Zeichensetzung folgen dem Original):
Altendorf, den 3. März 1915.
Mein lieber Bruder Adolf.
Zunächst danke Dir herzlich für die schöne Karte die du mir gesandt hast aus Feindesland. Tut nur allen sehr leid, daß es Euch jetzt so schlecht geht, hoffentlich ändert sich Eure Lage bald wieder daß Ihr wieder in bessere Stellung kommt.
Möge Dich lieber Adolf, doch der liebe Gott weiter behüten, wie er es bis heuer getan hat.
Und nun lieber Adolf, will ich herzlich gratulieren zu Deinem Geburtstage und wünsche Dir alles Gute, viel Glück und Segen. Wie ganz anders ist es doch in diesem Jahre. Hätte doch man dieser schreckliche Krieg bald ein Ende.
Heinrich Dürrheide ist auch krank, kommt nun hier her nach Deutschland hat einen Doppelbruch soll hier operiert werden ist ja auch sehr traurig.
Franz Erdmann ist eben hier läßt auch vielmals grüßen.
Soeben wie ich noch beim schreiben bin, bekamen wir noch eine Menge Karten von Euch, Mama und wir alle freuen uns dann immer sehr. Wäre doch ein großes Glück wenn Ihr nun rauskämt aus den Schützengräben u. Erdhöhlen, den Donnerstag muß Otto auch zur Stellung nach Salzwedel. Hoffentlich braucht er nicht auch noch fort.
Nun tausend herzliche Grüße u. Gratulationen von Deine Schwester Mariechen und Mama
Lieber Adolf gratuliere herzlich zum Geburtstage, hoffentlich können wir Deinen Geburtstag noch recht hoff [sic!] zusammen feiern. Danke herzlich für Deine schöne Karte die Du mir geschickt hast. Du schreibst doch ihr wart jetzt in den Argonnen da muß es doch schrecklich sein. Hoffentlich nimmt dieser Krieg doch bald ein Ende, daß ihr alle gesund und munter wieder zurück kehrt.
Sei vielmals gegrüßt von Deine Schwester Frida
Schönen Gruß an Hermann u. Carl Müller.
Hoffentlich schreibst du uns bald wieder.
Ein weiterer Brief datiert auf den 11. Februar 1917 und war an die beiden Unteroffiziere Adolf und Hermann Heling bei der 3. Maschinengewehrkompanie des RIR 73 adressiert. Absender war ihre Schwester Frida Heling. Grüße ließen am Ende aber auch ihre Mutter, ihre Schwester Marie sowie ihre Schwägerin Luise Heling und der Neffe Heinrich Heling ausrichten. Den familiären Kontext mit Gladdenstedt und Jübar konnten wir bisher nicht ermitteln. Hier nun Scans des Briefes und der Text im Wortlaut:
Briefumschlag mit Stempel Brome 12.2.17 – Die vermutlich jahrzehntelange Lagerung auf dem Dachboden hat deutliche Spuren hinterlassen.Feldpostbrief vom 11.02.1917
Lebt Wohl
Auf Wiedersehen
Altendorf, den 11.2.1917.
Liebe Adolf u. Hermann.
Euch zu Nachricht das Mariechen und Mama heute nach Gladdenstedt waren. Freitag war Herr Pastor Brammer auch bei uns, und wollte Mariechen besuchen. An denselben Tage Telephonierte auch Pastor Dieckmann von Jübar, Mariechen oder Mutter möchten doch Sonntag nach Gladdenstedt kommen. Hätte etwas mit Sie zu besprechen wegen der Wohnung. Heute in 14 Tagen findet die Gedächtnisfeier für Otto in Jübar statt. Schade das Ihr nicht hier sein könnt zu der Gedächtnisfeier. Der Pastor von Jübar hat auch Mariechen gebeten möchte gern ein Bild von Otto haben. Friedrich Knoke ist jetzt auch schon Arttilerist geworden, ist eben in Berlin. War heute hier hatte einen Sonntag Urlaub. Muß jetzt schicken ist 10 Uhr. Grüße auch bitte hier Oreanus und Niebuhr von Uns. Sagt man zu Oreanus würden uns sehr freuen, wenn er uns mal wieder besuchen würde. In tiefen Schmerz [unleserlich] Frida
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