Bromer Geschichte

Ein Blog des Museums- und Heimatvereins Brome e.V.

Postalischer Beleg von Südafrika nach Tülau-Fahrenhort (1901)

Aus dem Jahr 1901 ist ein ungewöhnlicher postalischer Beleg aus dem heutigen Südafrika nach Tülau-Fahrenhorst erhalten. Absender des Umschlages, dessen Inhalt nicht überliefert ist, ist Dr. C. E. Schabbel aus Johannesburg. Adressiert ist das Ganze an Consul H. Schabbel in der Heimhuderstraße 76 in Hamburg. Bei ihm handelt es sich höchstwahrscheinlich um Wilhelm Heinrich Johann Schabbel, der vom König von Preußen am 1. Mai 1869 zum Konsul des Norddeutschen Bundes in Port Elizabeth ernannt wurde.

Abgestempelt ist der Umschlag am 9. Juli 1901 in Johannesburg. Links auf der Vorderseite ist auch noch ein Zensurstempel mit Datum vom 10. Juli 1901 zu erkennen. Auf der Rückseite findet sich dann ein Stempel aus Hamburg mit Datum vom 3. August 1901. Doch der Empfänger war nicht mehr in Hamburg und die Adresse wurde umgeändert auf der Vorderseite mit blauer Tinte in Tülau-Fahrenhorst. Auf der Rückseite wurde mit schwarzer Tinte ergänzt:

z. Zt. Tülau Fahrenhorst

Rittergut Fahrenhorst

Provinz Hannover

[Unterschrift]

Auf der Rückseite wurde der Umschlag dann in Tülau-Fahrenhorst am 5. August 1901 gestempelt. Vermutlich hatte er dann am gleichen Tag den Empfänger erreicht.

Von Südafrika war die Karte insgesamt knapp einen Monat unterwegs – vom 9. Juli bis 5. August 1901.

Tatsächlich gab es eine familiäre Beziehung zwischen Kosul Schabbel und der Familie von Weyhe! Carl Friedrich Wilhelm von Weyhe (1857-1935) war mit Alice Theresa von Weyhe, geb. Schabbel (1862-1949) verheiratet. Sie wurde am 12. Juni 1863 in Port Elizabeth (heute Südafrika) geboren und heiratete am 15. November 1883 Carl Friedrich von Weyhe. Ihr Vater war Wilhelm Schabbel (1822-1910), der Empfänger des Briefes! Wilhelm Schabbel verstarb am 24. Juli 1910 in Hamburg.

Wilhelm Schabbel wurde am 11. November 1822 in Lübeck geboren. Sein Vater war der Bäckermeister Johann Heinrich Schabbel (1784-1851), seine Mutter Maria Elisabeth, geb. Carstens (1789-1855). Wilhelm Schabbel war erfolgreicher Kaufmann in Port Elizabeth und wurde zum dortigen deutschen Konsul ernannt.

Bei dem Absender Dr. C. E. Schabbel handelt es sich wohl um Dr. med. Charles Ernest Schabbel. Er war es, der den Tod des Vaters in Hamburg anzeigte. Er wohnte 1922 in der Wilhelmsburgerstraße in Hamburg. Sein Vater wohnte damals in der Heimhuderstraße 76 in Hamburg – dorthin war auch der Brief von 1901 ursprünglich adressiert!

Nach dem Nationalarchiv von Südafrika war im Jahr 1897 und später ein Dr. C. E. Schabbel als Arzt (Medical Practitioner) registriert. Ein C. E. Schabbel hat im Jahr 1889 den Doktorgrad mit einer Dissertation im Bereich der Gynäkologie an der Universität Heidelberg erlangt. Aller Wahrscheinlichkeit nach handelt es sich hierbei um Charles Ernest Schabbel – den Absender aus Johannesburg. Später muss er dann von Johannesburg wieder nach Deutschland zurückgekehrt sein, da er 1922 in Hamburg wohnte.

Auf der Umschlagvorderseite wurde die ursprüngliche Adresse in Hamburg durchgestrichen und durch Tülau Fahrenhorst ersetzt. Links oben ist der Zensurstempel zu sehen. Rechts auf den Briefmarken der Stempel von Johannesburg mit Datum 9. Juli 1901.
Poststempel von Tülau-Fahrenhorst vom 5. August 1901.

Feldpostkarte aus Brome vom 19. August 1918

Am 18. August 1918 schrieb Clara Franke eine Feldpostkarte an ihren Freund Walter Wichmann. Die Karte musste als Feldpost nicht frankiert werden und trägt den Bromer Poststempel mit Datum 19.8.18. Laut Empfängeradresse war Walter Wichmann, der damals in der 3. Kompanie des Ersatz-Bataillons des Reserve-Infanterie Regiments Nr. 36 in Halle/Saale stationiert.

Der Text lautet:

Brome, den 18.8.18

Lieber Freund!

Sende Ihnen die herzlichten Sonntagsgrüße. Leider regnet es heute den ganzen Tag. Für Ihre Karte aus Halle sage ich meinen herzlichsten Dank. Hoffentlich haben Sie meinen Brief nach Berlin zu rechten Zeit erhalten. Oder nicht?

Nochmals die besten Grüße

Ihre Freundin Clara Franke

Die Karte hat vergangenen über 100 Jahren einen bemerkenswerten Weg hinter sich, der nicht nachvollziehbar ist. Die Karte wurde nämlich vom Verfasser des Blogbeitrages auf einem Internetportal gekauft und kam aus den USA nach Deutschland zurück! Wie die Karte einstmals in die USA gelangt ist, bleibt ein Rätsel.

Die Postkarte zeigt die Bromer Hauptstraße. Rechts entlang der Straße sind Stromleitungen zu sehen. Die Bromer Eletrizitätsgenossenschaft wurde 1910 gegründet und das Kraftwerk nahm im gleichen Jahr den Betrieb auf.
Unfrankierte Feldpostkarte mit dem Bromer Poststempel vom 19. August 1918.

Die Wüstung Kleistow (Kleistau) südöstlich von Mellin

Die Wüstung Kleistow (Kleistau) liegt südöstlich von Mellin im Heidau nicht weit entfernt vom ehemaligen Forsthaus Heidau. Im Ortslexikon der Altmark wird bemerkt, dass Kleistow urkundlich und in den Lehensbriefen derer von der Schulenburg nie erwähnt werde. Nun ja, so ganz richtig ist das nämlich nicht!

Die älteste, mir bekannte Erwähnung findet sich in den Bromer Gerichtsprotokollen im Jahr 1572. Hier werden die zum Bromer Gericht gehörten folgende Orte: Brome, Zicherie, Schürnau, Altendorf, Benitz, Nettgau, Tülau, Petzenau, Kleistow, Halb Massien, Sierau, zwei Kothhöfe vor dem Boldam. Auch wenn Kleistow, wie auch Petzenau, Massien und Sierau, damals wüst war, gehörte es dennoch zum Gerichtsbezirk Brome. Tatsächlich lag Kleistow damals auf lüneburgischem Territorium!

Im Jahr 1661 berichtete der Knesebecker Amtmann Wilhelm Schultze nach Celle:

Eine wüeste Veldtmarck woselbst vor Alters ein Dorff gestanden, Klestow geheißen, Dauon kömbt nichtes auff.

Nach Schultze hat dort einmal ein Dorf gestanden, das Klestow hieß. Im Jahr 1661 kamen von dieser wüsten Feldmark keine Abgaben rein.

Auf der Karte von Strauß aus dem Jahr 1688 ist die wüste Feldmark Kleistow eingezeichnet:

Am linken Rand dieses Kartenausschnitts ist Kleistow (geschrieben als Klestow) zu sehen. Die gepunktete braune Linie markiert die damalige Landesgrenze. Kleistow lag auf lüneburgischem Territorium und die von Bartensleben zu Wolfsburg und Brome hatten es als Lehen. Links unten liegt Mellin, rechts unten Brome. Hinweis zur Karte: Die Karte ist nicht eingenordet!

Der Grenzverlauf im Bromer Bogens ist nach der Strauß´schen Karte wie folgt markiert: großer Stein an der Ohre, Bromer Riet, Wolfskuhle, Steinhaufen vor dem Melliner Busch, Malhügel vor dem Kleistow, Malhügel vor dem Dönitzer Busch, Malhügel südwärts des Weges Brome-Mellin, Serausche Riet, Ohre.

Eine weitere Erwähnung Kleistows ist im Vertrag von Wallstawe aus dem Jahr 1692 zu finden. Damals wurde die Grenze der Altmark beginnen von Arendsee bis nach Zicherie festgelegt. Dabei wurden auch Gebiete ausgetauscht. So kamen die Dörfer halb Voitze, Wiswedel, Ehra, Lessien, Grußendorf und Stüde zu Lüneburg. Nettgau und die wüsten Feldmarken Gladdenstedt, Massien und Kleistow wurden an Brandenburg übergeben.

Sattlerei Eicke – fast 100 Jahre Handwerkstradition in Brome

Drei Generationen der Familie Eicke vor dem Haus Mühlenstr. 5: Stehend Ernst Eicke (*1907-†?), Victor August Eicke (*1851-†1932), unbekannte Frau, Erna Eicke, geb. Sauerbier (*1892-†?), Ernst Heinrich August Eicke (*1879-†1951). Im Hintergrund ist links das Schaufenster mit Auslagen zu erkennen.

Die Sattlerei Eicke hat in Brome über vier Generationen fast 100 Jahre lang bestanden.

Als erster Vertreter der Familie Eicke heiratete Victor August Eicke (*1851-†1932) am 13. September 1878 Juliane Marie Friederike Eicke, geb. Wrede (*1849-†1928),  genannt Julie, Tochter des Bromer Sattlermeisters Ernst Wrede (*1821-†1895). Der in Heisede bei Sarstedt geborene Victor August Eicke war Sohn des Mühlenbesitzers Heinrich Wilhelm Eicke und dessen Ehefrau Sophie Ernestine Elisabeth, geb. Bente. Victor August Eicke hat nicht Beruf des Müllers ergriffen, sondern stattdessen eine Ausbildung zum Sattler absolviert. Vor der Hochzeit war er als Sattlermeister in Wittingen tätig. Mitte der 1890er Jahren erwarb August Eicke das Haus Mühlenstraße 5. Wo sich sein Betrieb vorher befunden hatte, entzieht sich bisher unserer Kenntnis.

August Eicke war in Bromer Vereinen engagiert, so z.B. von 1895 bis 1902 als stellvertretender Hauptmann der Freiwilligen Feuerwehr Brome, von 1902 bis 1907 als Hauptmann (heute: Ortsbrandmeister). Im Jahr 1928 konnte das Ehepaar Eicke das Fest der Goldenen Hochzeit feiern, wovon einige Urkunden im Archiv Museum Burg Brome zeugen. Kurz darauf verstarb Julie Eicke im Alter 79 Jahren. August Eicke verstarb am 11. Juni 1932 im Alter von 81 Jahren.

Der Sohn Ernst Heinrich August Eicke (*1879-†1951) übernahm im Jahr 1905 die Werkstatt seines Vaters. Der Übergabevertrag vom 4. April 1905 liegt im Archiv Museum Burg Brome vor. Seine Schwester Erna (*1885-†?) sollte laut Übergabevertrag bei Großjährigkeit mit 600 Mark abgefunden werden. Anscheinend ist sie unverheiratet geblieben. Zu Weihnachten schenkte sie ihrem Neffen Ernst Eicke (*1907-†?) ein Poesiealbum, das sie ihm als „Tante Erna Eicke“ widmete. Wäre sie verheiratet gewesen, dann hätte sie mit dem Nachnamen ihres Mannes unterschrieben.

Ernst Heinrich August Eicke (*1879-†1951) führte, wie bereits sein Vater seit der Jahrhundertwende, die Berufsbezeichnung „Sattler und Tapezierer“. Er heiratete Louise Baucke (*1878-†1922), Tochter des Bromer Posthalters und Großbürgers Louis Baucke (*1839-†1915). Nach ihrem frühen Tod heiratete Ernst Eicke Erna Eicke, geb. Sauerbier (*1892-†?). Aus dieser zweiten Ehe gingen keine Kinder hervor. Ebenso wie sein Vater engagierte sich auch Ernst Eicke in den Bromer Vereinen. So war er z.B. von 1920 bis 1925 Hauptmann der (Jung-)Schützen.

Schützenfest 1924 – in der Mitte mit Strohhut steht der Hauptmann der Jungschützen Ernst Eicke.

Ernst Eicke (*1879-†1951) übergab im Jahr 1933 seinem damals 25jähringen Sohn Ernst Eicke (*1907-†?) sein Haus. Im „Übergabe-Altenteilungs- und Abfindungsvertrag“ vom 9. Februar 1933, der im Archiv Museum Burg Brome vorliegt, behielt sich Ernst Eicke (*1879-†1951) allerdings vor, den Sattlerei- und Tapezierbetrieb bis zur Verheiratung seines Sohnes Ernst Eicke (*1907-†?) fortzuführen. Außerdem wurde darin die Reglung für das Altenteil für Ernst Eicke und seine zweite Ehefrau Erna, geb. Sauerbier wie auch die Abfindung für Ernst Eickes (*1907-†?) jüngeren Bruder Reinhard (*1910 oder 1911-†?) festgelegt.

Er erlernte das Sattlerhandwerk bei seinem Vater von Ostern 1922 bis Ostern 1925. Die Meisterprüfung folgte am 27. März 1939 in Hildesheim. Er übernahm am 18. Dezember 1939 den Betrieb des Vaters und führte diesen als „Tapezier-Betrieb“ bis 1975 fort. Er heiratete Marie Eicke, geb. Schütz (*1910-†?) aus Germenau. Aus der Ehe ging der Sohn Ernst Eicke (*1940-†2022) hervor. Ernst Eicke (*1907-†?) war 1953 einer der Mitbegründer der Königsgilde im Schützenverein Brome.

Ernst Eicke (*1907-†?) vor dem Haus mit Polsterarbeiten (Mai 1930)

Sein Sohn Ernst Eicke (*1940-†2022) erlernte vom 1. April 1955 bis zum 28. März 1958 das Tapezierhandwerk bei seinem Vater. Sein Gesellenstück fertigte er in der Werkstatt des Bromer Sattlermeisters Willi Beldner an. Ernst Eicke (*1940-†2022) übernahm nicht den Betrieb des Vaters. Ernst Eicke (*1907-†?) führte den Betrieb bis 1975 weiter. Die Werkstatt überließ sein Sohn in den 1990er Jahren dem Museum Burg Brome.

Ernst Eicke (*1907-†?) mit seinem Sohn Ernst (*1940-†2022) als Lehrling (1957).

Ernst Eicke (*1940-†2022) heiratete in Uetze Marita, geb. Ernst. Beide führten den Raumausstattungsbetrieb ihres Vaters weiter. Dieser Betrieb wurde nach 123jähriger Geschichte im Frühjahr 2022 geschlossen. Am 8. September 2022 verstarb der Raumausstattermeister Ernst Eicke im Alter von 81 Jahren. Heute (2025) befindet sich in den ehemaligen Geschäftsräumen ein Fahrradgeschäft.

Nachdem das Haus der Familie Eicke vor einigen Jahren verkauft wurde, meldete sich der neue Eigentümer beim MHV Brome und bot dem MHV an, bei der Entrümplung des Hauses dabei zu sein. So konnten zahlreiche Betriebsakten, Familienunterlagen und Sattlereifachbücher der Familie Eicke, die sich auf dem Dachboden befanden, gesichert werden. Sie befinden sich nun im Museum Burg Brome.

Molkereigenossenschaft Brome (1891-1968)

Molkerei Brome, heute Bahnhofstr. 22 (undatiert)

Im Januar 1891 gründeten 37 Einwohner des Fleckens Brome eine Molkerei-Genossenschaft. Das dafür nötige Gebäude wurde auf einem dem Bromer Mühlenbesitzer Wilhelm Mewes abgekauften Grundstück errichtet (heute: Bahnhofstr. 22).

Die nötigen Maschinen wurden von der Hildesheimer Firma Eduard Ahlborn. Das 1867 gegründete Unternehmen konzentrierte sich zu Anfang auf die Produktion von Melkmaschinen und landwirtschaftlichen Geräten. Heute ist das Unternehmen Generalvertreter für Mercedes-UNIMOG sowie u.a. führender Experte für Kommunaltechnik und Agrar- und Forsttechnik.

Die Inbetriebnahme der Molkerei erfolgte am 12. Oktober 1891. Einzugsbereich waren die Orte Brome, Altendorf, Benitz, Wendischbrome, Nettgau, Mellin und Tangeln. Weitere Molkereien in der näheren Umgebung waren u.a. Böckwitz, Ehra, Tülau-Fahrenhorst, Parsau und Rühen.

Nach der Fusion der Molkereien Brome und Parsau wurde die Bromer Molkerei im April 1968 aufgegeben. Das Gebäude wurde verkauft und zum Wohnhaus umgebaut.

Zahlreiche Preise, Auszeichnungen und Medaillen zeugen von der hohen Qualität der in Brome hergestellten Molkereiprodukte.

25 Jahre Molkerei Brome (1916)
Mutter Knigge mit ihrem Milchwagen mit Kuhgespann beim Verkauf von Molkereiprodukten. Im Hintergrund ist die Gastwirtschaft zum „Schwarzen Adler“ zu sehen.
Milchfahrer Wilhelm Borchert in der Wasserstraße (1931)
Luftaufnahme der Bromer Molkerei (1950er oder 1960er Jahre). Links neben der Molkerei errichtete Otto Dörries Mitte der 1950er Jahre eine große Werkstatt mit Halle und Büro für seinen Landmaschinenbetrieb.

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