Bereits in einem vorherigen Blogbeitrag ging es um die Gründung der Wiswedeler Schule und das Gehalt des ersten Lehrers Kravehl im Jahr 1771.
Ein weiteres Dokument erhellt ein wenig die Einnahmesituation des Wiswedeler Lehrers Reinecke im Jahr 1824. Er beschwerte sich beim Bromer oder Wolfsburger Gericht über den Ackermann Schulze, weil diese zu hohe Geldforderungen für die Beackerung der Flächen stellte.
Dem Wiswedeler Lehrer standen der Reihe nach jedes Jahr 3 Scheffel Land zusätzlich zu dem zur Dorfschule gehörigen Ackerland zu. Nach der Reihe heißt, dass jedes Jahr ein anderer der sechs Wiswedeler Ackermänner dem Lehrer diese drei Scheffel Land zur Verfügung stellen musste.
Jedoch erhielt der Lehrer das Land nicht ganz kostenfrei, denn er musste für Bereitstellung, Pflege und Düngung bezahlen. Für jeden Scheffel Ackerland sollte Reinecke 8 Silbergroschen zahlen, für die Pflege des Landes ebenfalls 8 Silbergroschen, für das „Streken“ 2 Silbergroschen und das Mistfahren zur Dügung pro Fuder 1 Silbergroschen 6 Pfennige. Dies waren die üblichen Sätze, wie sie laut Reinecke immer bezahlt wurden.
Dazu bekam der Ackermann dann auch noch als Verpflegung Branntwein, Butterbrot und Speck.
Ackermann Schulze wollte sich 1824 allerdings nicht an diese althergebrachten Preise halten und verlangte für das Mistfahren 3 Silbergroschen pro Fuder – also das Doppelte!
Daraufhin beschwerte sich Reinecke beim Gericht und argumentierte, dass die Leistungen der Ackermänner als ein Teil seines Gehalts anzusehen sind und er deshalb nicht bereit wäre, höhere Preise zu akzeptieren.
Der Ausgang der Beschwerde ist nicht bekannt.
Hier der Text des Dokuments in Gänze:
Actum Wolfsburg den 27ten April 1824
Dito erschien
der Schullehrer Reinecke aus Wiswedel und zeigte beschwerend an:
Schon meine Vorgänger Isensee hat von den 6 Eingesessenen zu Wiswedel einige Morgen Land zu seinem Unterhalt in Nutzung gehabt.
Dies Land ist mir auch geworden, und es wird damit folgender gestalt gehalten.
Einer von den 6 Eingesessenen giebt ab zu 3 Schffl wenn ihn die Reihe trieft, so daß ich jährlich 6 Schffl. Roggen und 3 Schffl. Aussaat Haber habe.
In das Feld aber darin der Brachroggen à 3 Schffl. kommt, wird den Sommer zuvor Buchweitzen gesäet.
In diesem Frühjahr muß der Ackermann Schulze 3 Schffl. aus thun, dagegen habe ich
für jeden Schffl. Land 8 ggr
daßelbe zupflegen 8 ggr
zu Streken 2 ggr und
den Mist dafür zu fahren für jedes Fuder 1 ggr 6 ch entrichten müßen;
und dabey
etwas Brantwein, Butterbrodt, Speck zum besten gegeben.
Jezt verlangt der Ackermann Schulz der die auszuthuende 3 Schffl. Land auch beackern und den Dünger dahin fahren muß, für jedes Fuder Mist zu fahren 3 ggr dazu kann mich aber bey meinem schlechten Dienst und der Ungutmöglichkeit des Landes nicht verstehen, und halte noch dafür, daß ich das nicht schuldig bin, weil ich es als einen Theil meines Salarii ansehen muß, daß mir jenes Land um den alten Preiß eingethan und gepflügt auch bedüngt werden müße.
Ich muß daher bitten mich bei diesem Dienst [Folgende zwei Worte unklar: emoti meat?] zu schützen, und den Bekl. aufzugeben, daß derselbe meinen Mist sofort um den alten Preiß abfahren, widrigen falls alle Schäden, und Kosten erstatten solle, ref. expo,
Der Gemeinde Wiswedel wurde mit Verfügung vom 28. Dezember 1770 erlaubt, sich einen eigenen Schumeister zu halten. Daraufhin wurde im Jahr 1771 die erste Schule in Wiswedel errichtet und erster Schulmeister wurde Johann Daniel Kravehl. Wo genau das erste Schulgebäude gestanden hat, ist bisher unklar. Bereits 1825 wurde ein neues Schulhaus gebaut (heute: Dorfring 2) und das alte wurde als Hirtenhaus weiter von der Gemeinde Wiswedel genutzt.
Im Archiv Museum Burg Brome ist ein interessantes Dokument aus der Gründungszeit der Schule erhalten – ein Einkommensnachweis des ersten Schulmeisters. Das Dokument wurde, wie ganz unten zu lesen ist, vom Schulmeister Johann Daniel Kravehl persönlich abgeschrieben. Wir kennen also die Handschrift des ersten Wiswedeler Schulmeisters. In den Dokument heißt es:
Copia
Die Gemeinde Wiswedel, sind schuldig zu folge ihrer Erklärung vom 1ten May: 1770, ihren Neuen Schul-Meister zu geben folgendes.
1 Jährlich aus jedem Hofe Einen Himbten reinen Rocken, Acht gute Groschen Geld und ein Fuder Holtz.
2 Jährlich Zwölf gute Groschen Schul-Geld von einem jedem Hofe aus welchen Hofe ein oder mehrer Kinder zur Schule gehen.
3 Jährlich Ein Brodt von 8 Pf.: Vor jedes Kind so zur Schule gehet.
4 Wenn Ein Kind schreiben lernet 4 ggl: aufs Jahr.
Wolfsburg den 7ten Semptbr: 1771.
Abgeschrieben in Wiswedel Joh: Dan: Kravehl
Schulmstr:
Die Abschrift wurde vom ersten Wiswedeler Schulmeister Johann Daniel Kravehl angefertigt.
Interessant ist, dass damals die Bezahlung nicht nur in Geld geleistet wurde, vielmehr waren auch Naturalabgaben ein großer Teil des Einkommens. So bekam Kravehl aus jedem der damals bestehenden sechs Höfe einen Himten Roggen. Ein Himten Roggen umfasst ungefähr 30 l, was etwa 20 bis 23 kg Roggen entspricht. Insgesamt erhielt er demnach um die 125 kg Roggen. Außerdem bekam er von jedem Hof ein Fuder Holz, das zum Kochen und Heizen notwendig war. Von jedem Schulkind bekam er zusätzlich noch jedes Jahr ein Brot von 8 Pfund Gewicht.
An Geld bekam er von jedem Hof 8 Gute Groschen und wenn es Kinder gab, die aus dem Hof zur Schule gingen, dann noch einmal 12 Gute Groschen.
Die letzte Regelung erscheint besonders interessant, denn die Einnahmen aus diesem Posten waren an den Schulerfolg des Kindes gebunden. Nur wenn das Kind schreiben lernte, mussten zusätzlich 4 Gute Groschen an den Lehrer gezahlt werden.
Zum Überleben eines Schulmeisters mit Familie waren diese Einnahmen sicherlich nicht ausreichend. Zusätzlich zu diesem Gehalt hatte der Schulmeister samt Familie freie Wohnung im Schulhaus und noch sechs Morgen Land, das er selbst bestellen konnte. Dazu erhielt er von jedem Hofbesitzer nach der Reihe noch drei Morgen Land zugewiesen. Der betroffene Bauer musste für Lohn dieses Land düngen und pflügen.
Hermann Friedrich Wilhelm Krause wurde am 7. Dezember 1897 in Brome als Sohn des Töpfermeisters Hermann Krause und seine Frau Marie geb. Jürgens geboren. Nach dem Besuch der Bromer Schule machte Hermann Krause jun. eine Ofensetzerlehre im väterlichen Betrieb in seinem Elternhaus Junkerende 3.
Am 21. Oktober 1916 ist er im Alter von 18 Jahren in das stehende Heer eingetreten beim Rekrutendepot des 1. Jäger-Ersatz-Bataillons Nr. 10 in Goslar.
Hermann Krause (rechts) während seiner Grundausbildung Ende 1916/Anfang 1917
Nach einer kurzen, rund zweimonatigen Ausbildung rückte Hermann Krause mit seiner Kompanie an die Ostfront nach Rumänien. Im Jahr 1918 wurde seine Einheit dann in Frankreich eingesetzt.
Hermann Krause im Kriegsjahr 1917
Vom 25. Juni bis 14. Juli 1918 war Hermann Krause während seines Urlaubs das letzte Mal in Brome. Dort entstand folgende Fotografie:
Letzte Fotografie von Hermann Krause (Juni/Juli 1918). Oben an seiner Uniformjacke trägt er die Bandspange zum Eisernen Kreuz II. Klasse, unter das Verwundetenabzeichen in Schwarz.
Seinen letzten Brief schickte er am 25. August 1918 an seine Schwester Emmy. Darin wird deutlich, dass er nicht unbedingt von seinem Überleben ausging:
Schützengraben, den 25.8.18.
Liebe Emmy!
Zunächst meinen herzl. Dank für Deinen lieben Brief vom 18.8. Wie Du schreibst[,] geht es Dir und allen zu Hause recht gut, was auch bei mir der Fall ist. Mein Arm ist so einiger maßen wieder heil. Wir sind immer noch in Stellung, dachten doch abgelöst zu werden[,] aber wird wohl noch eine Zeit dauern, na die hauptsache gesund bleiben.
Wir sind immer noch in der Somme Gegend. Habt ihr meine Briefe alle erhalten. Von Euch bekamm ich gestern auch sehr viel Post, einen von Manda vom 16.[,] einen von Mimmi vom 18. herzl Dank., freut mich immer[,] wenn ich lese[,] das es Euch in der Heimat gut geht. An Karl konnte ich leider nicht schreiben, habe seine Ad[dresse] nicht[,] müßt sie mir gleich schreiben. Von Willy bekamm ich gestern auch einen Brief, er muß besoffen gewesen sein[,] als er den geschrieben hat, er schreibt Gefrt. Krause. L. Emmy Ihr müßt meine schlechte Schrift entschuldigen[,] hier geht es nicht besser, Gott möge doch bald den langersehnten Frieden kommen lassen, habe ich keine Lust mehr zu diesem schwindel. Am 22. habe ich an Pappa ein Paket mit Taback abgeschickt[,] hoffentlich kommt es an. Von Robert bekamm ich auch eine Karte, er schreibt, das er Pappa zum Geburtstag geschrieben hat, und ob ich mein Urlaub gut zu Hause verlebt habe.
Nun liebe Emmy gratuliere ich herzl. zu Dein Geburtstag, und wünsche Dir von Herzen alles gute, das Du diesen tag noch recht oft, mit Deinen lieben Eltern und Schwestern verleben kannst. Wollte könnte bei Euch in der Heimat sein, aber war Gott trift[,] ist wohl getahn! Nun feiert Dein Geburtstag so gut es geht, in Gedanken bin ich bei Euch. Ich werde man auch bald 21 Jahr, und muß meine Jugend hier in Feindesland zubringen! Wenn Du nun an Karl schreibst[,] grüße Ihn, und schuldige mich[,] das ich nicht schreiben konnte. Habe hier in Stellung wenig Zeit zum schreiben, also nur an Euch!
Nochmals herzl. Glückwunsch zum Geburtstag!
Gruß an Mamma, Papa, Mimmi, Manda.
Und Du liebe Emmy nun 1000 herzl Grüße von
Deinen lieben Bruder Hermann.
Wer weiß[,] ob wir und Wiedersehen!
Heute ist ja auch Sonntag, in Deutschland.
Paket No. 35 erhalten[,] 31 noch nicht.
Am 18. September 1918 ist Hermann Krause in der Nähe des Dorfes Épehy (Frankreich) gefallen. Zwei Kameraden berichten in Briefen an seine Eltern über seinen Tod. Hier zunächst zwei Briefe von Paul Schulze:
Werte Familie Krause!
Mache Euch hiermit die traurige Mitteilung, daß Euer lieber Sohn Hermann am 18.9. morgens um 7 Uhr den Heldentod für sein Vaterland durch mehrere Granatsplitter gestorben ist. Ich selbst bin mit Eurem lieben Sohn Hermann fast zwei Jahre bei einer Kompanie zusammen gewesen, wir waren beide die besten Freunde, haben beide immer zusammen Posten gestanden, und hat einer für den andern gesorgt. Und ich habe Hermann versprechen müssen, wenn ihn was passiert, seine Eltern Mitteilung zu machen, ich hätte es Euch schon gern eher mitgeteilt, aber es ging alles drunter und drüber her, der Engländer griff dauernd an und man konnte keine Post los werden. Am 21.9. abends wurde ich durch Granatsplitter in die rechte Schulter verwundet, und bin jetzt hier im Lazarett angekommen. Es ging böse her, an der der Front, und haben schwere Tage müssen durchmachen.
Werte Familie Krause!
Es war am 18. Sept. morgens. Ich stand mit Eurem Sohn Hermann auf Posten, um 6 Uhr legte der Engländer starkes Artilleriefeuer auf unsere Stellung, und griff mit starken Kräften an, wir konnten die Stellung nicht mehr halten, rechts war der Engländer schon in unser Graben drin, und wir mußten zurück gehen. Beim zurück gehen schlug eine Granate dicht bei Hermann und mich ein, Hermann war sofort tot, ich habe seine Wertsachen abgenommen, und [wir] haben ihn dann beerdigt. Der Ort heißt, wo er begraben liegt Epihy, zwischen Peronne und Cambrai. Wir waren immer zusammen wie zwei Brüder und war mir so schwer zu Mute, als wenn es mein Bruder gewesen wäre.
Werte Familie Krause!
Habe hier sämtliche Wertsachen von Eurem lieben Sohn Hermann. Wollte dieselben an der Schreibstube abgeben, hatte keine Gelegenheit zu, weil ich verwundet wurde, und nicht zur Schreibstube zurück gekommen bin. Sämtliche Wertsachen sind zwei Brieftaschen mit sämtlichen Briefsachen und Photographien, Uhr mit Kette, Fingerring, Messer, Erkennungsmarke, Portomane mit 24,50 M, Zigarettendose und Brustbeutel mit Heiligenbrief. Wenn es Euch nicht zuviel Umstände macht, hätte ich es gern, damit die Sachen alle richtig in Euer Hand kommen, persönlich abholen würdet von hier, oder soll ich dieselben als Wertpaket per Post schicken. Schreibt doch bitte darüber bescheid.
Außerdem hat Euer Sohn Hermann noch mehre rückständige Löhnungen von der Kompanie zu bekommen, in Stellung haben wir keine Löhnung bekommen, dieselbe wird Euch der Komp. Feldwebel schon noch schicken.
Nun will ich schließen und tröste Euch allen mit Worten:
„Waß Gott tut das ist wohl getan.“ Er ist in Gotteshand gestorben und hat sich nicht brauchen quälen.
Auf Wiedersehen!
Seit gegrüßt von Hermanns guten und treuen Freund
Jäger Paul Schulze
Vereinslazarett Datteln (Westfalen)
(Bitte bald antworten)
Datteln, den 4.10.1918
Werte Familie Krause!
Ihren lieben Brief vom 1.10.so eben erhalten. Das Euch die Nachricht von Euren lieben Sohn Hermann tief erschüttert hat, will ich gern glauben, denn Hermann hatte schon vorher mal gesagt, wenn ich mal nicht wieder kommen sollte, waß werden blos meine lieben Eltern und Schwestern machen. Hermann selbst war ein guter und friedlicher Kamerad. Ich bin mit Hermann fast zwei Jahre zusammen gewesen, wie zwei Brüder, und es ist kein Tag vergangen, das wird nicht von unser liebes Elternhaus und liebe Heimat unterhalten hätten, und es sorgte immer einer für den andern. Als Hermann dies traurige Los traf, hätte ich ihn gern geholfen, aber es war keine Rettung mehr, er war in derselben Sekunde gleich tot. Er hatte einen Granatsplitter im Kopf, und paar Splitter in die Brust. Hermann war gleich tot, er hat kein Wort mehr gesprochen, er hat einen sehr leichten Tod gehabt, und hat sich nicht ein bischen brauchen quälen. Außerdem war Hermann nicht in bischen zerrissen und hat sich vorher nichts lassen merken, das Ihn solch Schicksal treffen würde. Nur längere Zeit vorher, sagte Hermann mal „Er käme doch nicht wieder, und er wäre mit diesen Gedanken ins Feld gegangen.“ Und ich habe dadrauf zu Hermann gesagt, er solle sich doch nicht mit solchen Gedanken rum tragen. Hermann hat ein einzelnes Grab, neben ihn liegen noch zwei deutsche Helden. Das Grab ist etwas außerhalb von Epihy, an der Straße, unter einen Baum, auch hat Hermann ein Kreuz, darauf steht geschrieben: „Hier ruht ein tapfrer Held, der Jäger Hermann Krause, 4. Comp. Res. Jäger Battl. 10. Er starb den Heldentod für sein geleibtes Vaterland am 18. Sept.“
Werte Familie Krause!
Zwei Stunden später, nach dem wir Herman beerdigt hatten, griff der Engländer wieder an, und wir mußten unsre Stellung wieder aufgeben, weil wir zu schwach waren. Am 21.9. als ich verwundet wurde, lag Epihy 3-4 km schon vor unsrer Stellung, und der Engländer hatte alles besetzt. Eine Photografie vom Grabe zu machen, war nicht möglich, da kein Photograf gleich da war, und er Engländer da alles besetzt hat. Wie die Zeitung jetzt schreibt, sind unsre da noch weiter zurückgegangen. Ich hätte das Grab gern lassen Photografieren, aber es ging mit besten Willen nicht, und es tut mir leid, das ich Euch diesen Wunsch nicht erfüllen konnte.
Ein anderer Kamerad namens Wilhelm Schulz stellt Hermann Krauses Tod etwas anders dar, allerdings war er kein Augenzeuge, sondern hat seine Informationen von anderen Kameraden bekommen:
10/10.18.
Liebe Familie Krause!
Ich habe gestern Euren Brief vom 27.9. erhalten. Ihr fragt nochmals an über Hermann[,] werde Euch auch genau schreiben[,] was ich von denen gehört habe[,] der bei ihnen wahr, ich wahr nicht selbst bei ihnen[,] denn ich wahr bei den Trupptieren[,] wie Euch doch Hermann auch geschrieben hatte. Ich habe es mir aber genau erzählen lassen von den Jäger Schneider[,] der wahr bei Hermann. Hermann wahr zuerst an der linken Hand verwundet und beim zurück gehen nach den Verbandsplatz traf ihnen ein Schrapnel tödlich am Kopf, wie der Schneider sagt[,] wahr Hermann vorher so unruhig gewesen[,] er hätte den Jäger Paul Schulze gesagt das, wenn was passiren tähte[,] dann sollte er doch sofort schreiben an Euch, und sollte Hermann seine Sachen an Euch auch schicken, aber dieser Jäger Paul Schulze ist nach dem wie Hermann gefallen ist[,] auch verwundet, aber er hat die Wertsachen abgenommen und sie Euch auch wohl noch zuschicken aus dem Lazarett, wo er im Lazarett liegt[,] das weiß ich auch nicht. Wer Hermann gekannt hat[,] der betrauert Ihnen.
Einecke ist verwundet[,] ligt im Lazarett, ich weiß auch nicht wo. Wer Hermann begraben hat [das weiß keiner[,]] denn es mußte alles so schnell zurück gehen. Er wird von den Engländern begraben sein, es wahr am 18.9. bei Epehi.
Hoffentlich seid Ihr noch alle gesund und munter. Das gleich ich auch von mit schreiben kann.
Mit frdl. Gruß aus Serbien
Jäger Wilh. Schulz
Welche der beiden Darstellung nun der Wahrheit entspricht, lässt sich heute nicht mehr entscheiden. Tatsache ist, dass sich die Gebeine von Hermann Krause heute auf der Kriegsgräberstätte in Cambrai in einem Kameradengrab befinden.
Im Isenhagener Kreisblatt veröffentlichte Familie Krause am 5. Oktober 1918 eine große Todesanzeige. Die Nummer seines Bataillons fehlte im Druck und wurde später handschriftlich ergänzt:
Auf der gleichen Seite veröffentlichten vier ungenannte Jugendfreundinnen ebenfalls eine Anzeige:
1824 hatte die Gemeinde Wiswedel für seine Viehhirten drei Häuser gebaut. Sie waren als Querdielenhäuser errichtet. Neben dem Wohnbereich war eine Scheunendurchfahrt sowie Viehställe und Futtervorräte in einem Gebäude untergebracht.
Querdielenhaus in Wiswedel Nr. 7 – Zeichnung von Horst L. Weber, 1985
Weil nach der Verkoppelung in Wiswedel keine Viehhirten mehr benötigt wurden, hatte die Gemeinde im Jahr 1858 beschlossen, die Anwesen zu verkaufen. Die ehemaligen Hirten konnten die Gebäude und etwas Land erwerben. Am 28. März 1859 unterschrieben der Schweinehirt Friedrich Litzenberg, der Schäfer Christoph Pohlmann und der Schäfer Christoph Behne beim Königlichen Amt Knesebeck die Kaufcontrakte. Sie waren jetzt die ersten Anbauer in Wiswedel.
In dem Kaufvertrag wurde unter anderem festgelegt:
Sodann haben [die Käufer] zu Cavalleriebequartierung von Infanterie 1/16 des Beitrages eines Vollhöfners [zu leisten].
Im Uebrigen müssen die neuen Stellen zu allen Lasten beitragen, namentlich auch zu den Wegelasten, nachdem die Wege in Folge der Verkoppelung vollendet sein werden, und zwar soweit diese Lasten herkömmlich bereits feststehen oder in Ermangelung eines solchen Herkommens von den competenten Behörden noch festgesetzt werden.
Die künftigen Anbauer dürfen die zu gemeinschaftlichen Zwecken ausgesetzten Sandgruben zu ihrem eigenen Bedürfnisse benutzen, auch steht ihnen die Benutzung des von der Gemeinde angelegten Brunnens, welcher auch von dem Schullehrer benutzt wird frei. Die erforderlichen Reparaturen des Brunnens geschehen auf Kosten der Gemeinde, wozu also auch die Anbauer beitragen.
Andere Benutzungen von Gemeinheits-Plätzen stehen den Anbauern nicht zu, namentlich haben sie kein Anrecht an der Gemeindeforst.
Die gegenwärtigen Anbauer dürfen kein anderes Federvieh halten, als 3 Stück Hühner und sind für allen dadurch etwa verursachte werdenden Schaden verhaftet.
Es waren erhebliche Abgaben, die von den Anbauern auf dem wenigen, kargen Acker- und Weideland kaum zu erwirtschaften waren.
Bereits 1860 verkaufte der Schäfer Christoph Behne seine Hofstelle an Friedrich Schulze.
Im Archiv vom MHV Brome ist ein Brief vom 5. November 1885 vorhanden, der für die Wiswedeler Geschichte und v.a. die Geschichte der ehemaligen Hirtenhäuser von Belang ist. Darin heißt es:
An Königliches Landratsamt in Isenhagen.
Gehorsamer Bericht des Ortsvorstehers ChristophBehne in Wiswedel:
Eine Feuersbrunst betreffend .
Wiswedel, den 5. November 1885
Einem Königlichen Landrads-Amte mache ichhiermit die geforderte Anzeige, daß am letztenMittwoch, abends 10 Uhr bei dem AckermannF. Schulze in Wiswedel aus unbekanntenGründen Feuer ausgebrochen ist.
Nach Aussage des in der Nähe gewesenenNachtwächters ist das Feuer zuerst in der Scheune entstanden. Trotz dem gleich vieleMenschen zur Stelle waren, wurde doch dieScheune und das Wohnhaus in Asche gelegt.
Königliches Landrats-Amt wolle das Weitereverfügen.
gehorsamst
C. Behne Gemeindevorsteher
Brief des Ortsvorstehers Christoph Behne vom 5. November 1885
Es war uns immer unklar, warum das ehemalige Hirtenhaus Nr. 9 (heute: Radenbecker Str. 2) ein anderes Aussehen hat. Nach dem Feuer wurde es nicht mehr als Querdielenhaus erbaut, also ohne den Scheunenteil. Somit ist ein einfaches Wohnhaus entstanden. Nach Aussage des Vorbesitzers Hermann Mertens soll die heutige Scheune vor 1900 in der Altmark abgebaut und hier in Wiswedel neu errichtet worden sein. Zusätzliche Zimmermannszeichen an einigen Balken deuten darauf hin.
Vom 26. Februar bis 2. März 1830 hatte der Flecken Brome unter einer beispiellosen Überschwemmung zu leiden. Mehr als 13 Wohngebäude wurden zum Teil erheblich beschädigt. Bereits einen Tag nach der Katastrophe wurde eine Schätzung der enstandenen Schäden durch die Bromer Handwerksmeister Maurermeister Thunecke und Tischlermeister Gottlieb Kausche vorgenommen. Hier sei die Aufstellung der Schäden wiedergegeben. Ergänzt wurden die Angaben um die heutigen Straßennamen und Hausnummern:
rt [Reichstaler]
ggr [Groschen]
Johann Heinrich Olland[Hauptstr. 1] Gastwirth. Die Dröschdiele ist gänzlich zernichtet[,] solches in Stand zu setzen
2
–
An der Grund-Mauer ist der Schaden taxiert
2
–
12 Stück Lehm-Wände a. Stück 4 ggr
2
–
Die übrigen Reparaturen und Wände
5
–
Summa
11
–
Heinrich Possiehl[Hauptstr. 9] von dem Hintergebäude ist der Schaden an der hintern Grund-Mauer
1
–
Johann Brohmann[Hauptstr. 13] an dem Hintergebäude ist der Schaden an der hintersten Grund-Mauer
1
12
Friedrich Isensee[Hauptstr. 23], ist der Kamin und der Kachelofen gänzlich ruiniert, wie auch die hinterste Grund-Mauer, solches ist von dem Maurermeister Thunecke taxirt zu
20
–
Heinrich Warnecke[Steimker Str. 1-4] 16 Stück Lehm-Wände zernichtet à St. 3 ggr
2
–
Die anderen sämtlichen Reparaturen
5
–
Die Dröschdiele gänzlich ruiniert 36 Fuß lang
2
–
In dem kleinen Hause der Fußboden zernichtet
5
–
3 Fd. Heu verdorben à Fd. 12 ggr
1
12
Summa
15
12
Christoph Meyer[Steimker Str. 11] sein sämtliches Haus an Maurerarbeiten und Reparaturen
20
–
In der kleinen Stube der Fußboden ruiniert. Sie besitzt eine Länge von 14 Fuß und ist 10 Fuß breit à Fuß 1ggr
2
20
Summa
25
20
Gottlieb Müller[Braunschweiger Str. 8] sein Haus ist der Schaden an Maurerarbeit taxirt zu
3
–
Die Wohnstube ruiniert, der Fußboden hat eine Länge von 14 ½ Fuß und 12 ½ Fuß Breite à Fuß 1 ggr
8
–
Summa
11
Heinrich Isensee[Bahnhofstr. 1], die Wohnstube gänzlich ruiniert und unbrauchbar. Sie enthält eine Länge von 17 Fuß und ist 13 Fuß breit à Fuß 1 ggr
9
5
Dito eine kleine Stube 17 Fuß lang und 8 Fuß breit à Fuß 1 ggr
4
18
Die sämtlichen Dielen zernichtet ist txirt zu
5
–
Der Schornstein muß vom Grunde neu gemacht werden, ist von dem Maurermeister taxirt zu
28
–
Unten im Hause sämtliche Wände zernichtet[,] dieses taxirt zu
33
–
Summa
79
23
Friedrich Rosenmeyer[Braunschweiger Str. 7] ist sämtliche Mauerarbeit von Maurermeister Thunecke taxirt zu
10
–
Summa
10
Denecke oder jetzt Remler[Bahnhofstr. 4] eine große Diele zernichtet taxirt zu
3
–
Sämtliche Mauerarbeit taxirt zu
5
–
Summa
8
–
Carl Mertens[Mühlenstr. 1] eine große Diele zernichtet taxirt
4
–
Der Fußboden im Boden zernichtet[,] dieser enthält 16 Fuß Länge und 14 Fuß Breite à Fuß 1 ggr
9
8
16 Stück Wände gänzlich heraus à Wand 4 ggr
2
16
Die anderen schadhaften Wände zu reparieren ist taxirt zu
5
–
Summa
21
–
Im Pfarr-Witwen-Hause[Steimker Str. 5] ist ein Fußboden gänzlich zernichtet, 17 ½ Fuß lang[,] 16 Fuß breit à Fuß 1 ggr
11
16
In der Kammer den Fußboden zerrissen 13 Fuß lang 10 Fuß breit à Fuß 1 ggr
5
10
Diele zernichtet ist taxirt zu
1
12
An sämtliche Mauerarbeit
5
–
Summa
23
14
Friedrich Thesmer oder Wittwe Thesmer[Mühlenstr. 3] die Wohnstube der Fußboden darin gänzlich zernichtet[,] solcher enthält eine Länge von 15 Fuß und Breite 12 F. à Fuß 1 ggr.
7
12
In der Kammer den Fußboden zernichtet[,] dieser enthält eine Länge von 15 F. und Breite 7 Fuß à Fuß 1 ggr
4
9
Eine große Diele zernichtet ist taxirt zu
2
–
34 Stück Wände von Lehm sind gänzlich zernichtet[,] sind taxirt à Wand 4 ggr
4
6
Die übrigen Stuben, Ofen, Feuerheert und noch schadhafte Wände
20
–
Die Hausthür ganz zerrissen und unbrauchbar vorgefunden ist, ist taxirt zu
1
2
In dem kleinen Hause ist dann noch an Schaden vorgefunden: Die Haußdiele
1
–
Sämtliche Reparaturen Schornstein, Feuerheert und Wände, an Mauerarbeit
10
–
Hierin im Fußboden, den Sand unten heraus gespült, und etwa Schaden ist taxirt zu
1
8
Demselben ist noch 10 Fuder guter Dünger weggetrieben, ist taxirt à Fuder 1 rth.
10
–
Ferner an ihrem Stein-Pflaster Schaden gelitten, solches ist taxirt zu
3
12
Summa
65
1
Gemeinheitswege auf dem Steimker Weg ist an Sand weggetrieben 200 Fuder à Fuder 16 ggr
50
–
Auf dem Bullendammer Wege fehlten Sand[,] welcher dieses Wasser weggetrieben 400 Fd. à Fuder 8 ggr
133
8
Auf dem Boxbartschen Weg[Beginn Salzwedeler Str. Richtung Jübarscher Weg] 80 Fuder Sand weggetrieben à Fuder 4 ggr
13
8
Summa
515
2
Auf der folgenden Karte aus dem Jahr 1826 wurden die Flutschäden an den einzelnen Hofstellen eingezeichnet. Die größten Flutschäden waren an der Mühlenstraße, der Steimker Straße und der unteren Braunschweiger Straße zu verzeichnen.
Neueste Kommentare