Über die Tischler- und Drechslergilde zu Brome ist bisher nicht allzu viel bekannt. Wir wissen, dass die Gilde bereits im Jahr 1808 bestanden hat. Im Jahr 1856 ghörten ihr sieben Tischler- und vier Drechslermeister an, schreibt Fritz Boldhaus in seiner Dokumentation über die Bromer Handwerker. Akten und Statuten der Tischler- und Drechslergilde liegen uns bisher leider nicht vor.
Dieser Umstand ändert sich nun ein wenig mit dem Rechnungsbuch des Bromer Tischlermeisters Friedrich Mertens (1824-1889), welches er von 1858 bis 1887 geführt hat. Anscheinend war Mertens von 1876 bis 1879 Rechnungsführer der Tischler- und Drechslergilde zu Brome, denn in seinem Rechnungsbuch führt er auf zwei Doppelseiten die Einnahmen und Ausgaben der Gilde für diese Jahre auf.
Hier seien nun diese Seiten in Abschrift wiedergegeben:
Tischer & Drechsler Gilde [Einnahmen]
1876
Decbr. 27 In der Casse baar 19 Mk. 27 Pf.
Für 3 Marke von fremde Gesellen gezahlt 75 Pf.
1877 Einnahmen
Febr. 10. An Sondergeld von A. Kausche 3 M.
1878
An Einzunehmende Strafgelder
Am 10. Octobr. verbotet, sind nicht erschienen
1. Hr. Thies belegt mit 5 Gr.
2. E. Schulze dito 5 Gr.
3. Hr. Radsack dito 5 Gr.
Ausgaben für die Tischler & Drechslergilde
1876
Decbr. 27
An 1 1/2 Maß Rum 1 M.
1 1/2 Pfund Zucker 90 Pf.
Kuchen 1 M.
Ausgaben
1877
Febr. 10 Für Bier u. Brantwein 1 M. 50 Pf.
August 10 Für 12 zurückgegebene Marke, an W. Schulze 1 M. 20 Pf.
Septbr. 9 Desgleichen 12 St.: 1 M. 20 Pf.
Novbr. 22 desgleichen 12 St.: 1 M. 20 Pf.
1878
Juli 4 An zurückgegebene Marke an W. Schulze, 54 Stück 5 M. 40 Pf.
Debr. 27 W. Schulze 18 Stück 1 M. 80 Pf.
72 Stück, 7 M. 20 Pf.
6 M. 20 Pf.
für mich gut 13 M. 50 Pf.
Durch baarzahlung eines jeden Meisters 1 M. erhalten.
Tischler & Drechsler Gilde
1879 Einnahmen
Januar
11. Von Baucke, W. Schulze als Geschenke 1 Mark, (2 M.)
12. Von Tesmer, Meinecke, Bratze, Hase, Müller a: 3 M. (15 M.)
17 Von L. Schulze erhalten (7M. 50Pf.)
April
15. Einschreibegebühr von E. Schulze (1 M. 50 Pf.)
15. desgleichen von W. Schulze (1 M. 50 Pf.)
Mais
3 desgleichen von Dammann (1 M. 50 Pf.)
3 desgleichen von Hr. Beneke (1 M. 50 Pf.)
Septbr.
29 desgleichen von Carl Dittmann (1 M. 50 Pf.)
Decbr.
27 desgleichen v. C. Benecke (1 M. 50 Pf.)
[Gesamteinnahmen] 33 M. 50 Pf.
5 Jungmeister a 3 M. (15 M.)
[Gesamteinnahmen] 48 M. 50 Pf.
Tischler & Drechsler Gilde
1879 Ausgaben
Januar
12. laut Rechnung a. Klipp (4 M. 68 Pf.)
12. laut Rechnung an Beierstedt (12 M.)
1. 1/2 Pfund Taback (15 Pf.)
An Tischler Radsack u. Bannier habe ich Restforderung vom 27. Dbr. 78 (
2 M.)13. 1/2 Maß Brantwein (23 Pf.)
An Carl Böse ausgezahlt auf laut Rechnung von W. Mosel (1 M. 35 Pf.)
Mai 23. 24 Stück zurückgegebene Marke an Lademeister W. Schulz (2 M. 40 Pf.)
Novbr.
9. 12 St. dito (1 M. 20 Pf.)
Decbr. 7 Porto u. Couvert, Statuten (40 Pf.)
27. 1 Pfund Butter (1 M.)
27. Taback (65 Pf.)
27. An Tesmer f. Statuten (2 M.)
Laut Rechnung v. Klipp (4 M. 35 Pf.)
Weisbrod u. Käse (3 M. 25 Pf.)
[Gesamtausgaben] 33 M. 66 Pf.
An Vorschuß 12 M. Marke 342 (33 M. 66 Pf.)
Zigarren 4 M. (15 M. 40 Pf.)
[Gesamtausgaben] 53 M. 6 Pf.
Diese Eintragungen in den Einnahmen und Ausgaben der Gilde sind zum Teil nur schwer zu verstehen, weil uns einiges an Hintergrundwissen fehlt. So ist z.B. nicht bekannt, was mit den zurückgegebenen Marken gemeint ist.
An wichtigen Informationen erfahren wir, dass im Jahr 1879 W. Schulze Lademeister der Gilde war, also Vorsitzender.
Für versäumte Sitzungen mussten Strafgelder bezahlt werden. 1878 hatten die Tischlermeister Thies, Schulze und Radsack anscheinend eine Sitzung verpasst und mussten deshalb je 5 Pfennig Strafe in die Gildekasse einzahlen. 1877 hat auch jeder Meister 1 Mark in die Kassen eingezahlt. Hierbei wird es sich um den Jahresbeitrag gehandelt haben, den die Meister zu zahlen hatte. Leider erfahren wir nicht, wie viele Meister damals Mitglieder in der Gilde waren.
Auf jeden Fall kommen im Jahr 1879 einige neue Mitglieder in die Gilde hinzu, nämlich E. Schulze, W. Schulze, Dammann, Hr. Beneke, Carl Dittmann sowie C. Benecke. Ob sie Tischler oder Drechsler waren, geht aus den Aufzeichnungen leider nicht hervor. Auch bleibt unklar, ob sie Gesellen oder Meister waren. Sie mussten je 1 M. 50 Pf. ein Einschreibegebühr für die Aufnahme in die Gilde zahlen. Von fünf Jungmeistern, die namentlich leider nicht genannt werden, sind insgesamt 15 Mark in die Kasse gekommen.
Interessant sind auch die Ausgaben. So bezahlte die Gilde anscheinend zur Verköstigung bei den Gildetreffen Tabak, Bier, Branntwein, Rum, Butter, Weißbrot, Käse, Kuchen und Zucker. Die Gildemitglieder haben wohl bei ihren Gildetreffen zünftig gegessen und getrunken.
Auch wurde Geld ausgegeben für die Statuten, die anscheinend gedruckt wurden, wie dies auch bei der Schuhmachergilde zu Brome der Fall gewesen ist. Die Statuten der Schuhmachergilde zu Brome sind zumindest überliefert, was leider bei der Tischler- und Drechslergilde bisher nicht der Fall ist.
Leider wissen wir bisher nicht mehr über diese Bromer Gilde. Da weitere Aufzeichnungen in Mertens Rechnungen fehlen, ist davon auszugehen, dass er die Kasse nur in den Jahren 1876 bis 1879 geführt hat. Vielleicht tauchen ja in Zukunft noch weitere Unterlagen der Tischler- und Drechslergilde zu Brome auf, die weitere Einblicke in das Gemeinschaftsleben dieser Handwerksmeister geben können.
Schreibe einen Kommentar