Neben der „normalen“ Post gab es in Orten, die an Bahnstrecken lagen, meist auch die sogenannte Bahnpost. Die damit transportierte Post musste am Bahnhof abgegeben bzw. eingeworfen werden und wurde dann zunächst mit der Bahn befördert. Die Briefe wurden mit einem sogenannten Bahnpoststempel versehen. Auf der Strecke der Kleinbahn Wittingen-Oebisfelde, die am 20. November 1909 in Betrieb genommen wurden, wurde ein Bahnpoststempel mit der Aufschrift „Bahnpost Oebisfelde-Wittingen“ und „Bahnpost“ verwendet. Neben dem Datum der Stempelung befand sich auch immer die Zugnummer auf dem Stempel.
Die hier gezeigte Postkarte wurde von Wilhelm Schlüter, der sich damals auf Urlaub in Grafhorst befand, an Betty Kaufmann in Brome geschickt. Das Bahnpoststempel trägt das Datum 9.3.16 (also 9. März 1916) und die Zugnummer Z 5. Nach dem uns vorliegenden Fahrplan aus dem Jahr 1909 fuhr der Zug 5 um 16 Uhr in Oebisfelde ab. Um 16.07 Uhr erreichte er den Haltpunkt Grafhorst und um 17.00 Uhr den Bahnhof Brome. Vermutlich wurde er dann noch am gleichen Tag der Empfängerin zugestellt.
Der Text der Postkarte ist wenig spektakulär:
Oebisfelde, d. 9.3.16.
L. B.! Bin soeben hier angekommen. Ich habe 14 tag Urlaub, vom 9.-22.3. Hoffentlich seid ihr noch alle recht munter, was auch bei mir der Fall ist. Auf Wiedersehen!
Viele herzliche Grüße an euch allen, Wilhelm.
Schreib bald wieder.
Wilhelm Schlüter war als Soldat mit dem Dienstgrad Pionier im 1. Weltkrieg eingesetzt und hatte vom 9. bis 22. März 1916 Urlaub. Er traf am 9. März 1916 in Grafhorst ein und schrieb diese Karte an Betty Kaufmann in Brome. In welchem Verhältnis die beiden zueinander standen, ist uns nicht bekannt.
Ob die Karte nun in Oebisfelde oder in Grafhorst per Bahnpost aufgegeben und abgestempelt wurde, lässt sich nicht erkennen.
Postkarte von Wilhelm Schlüter in Grafhorst an Betty Kaufmann in Brome. Der Bahnpoststempel trägt die Zugnummer Z 5 und das Datum 9.3.16.Fahrplan der Kleinbahn Wittingen-Oebisfelde gültig am dem 20. November 1909. Der Zug 5 fuhr laut Plan um 16 Uhr in Oebisfelde ab und erreichte Brome um 17.00 Uhr.
Am 18. August 1918 schrieb Clara Franke eine Feldpostkarte an ihren Freund Walter Wichmann. Die Karte musste als Feldpost nicht frankiert werden und trägt den Bromer Poststempel mit Datum 19.8.18. Laut Empfängeradresse war Walter Wichmann, der damals in der 3. Kompanie des Ersatz-Bataillons des Reserve-Infanterie Regiments Nr. 36 in Halle/Saale stationiert.
Der Text lautet:
Brome, den 18.8.18
Lieber Freund!
Sende Ihnen die herzlichten Sonntagsgrüße. Leider regnet es heute den ganzen Tag. Für Ihre Karte aus Halle sage ich meinen herzlichsten Dank. Hoffentlich haben Sie meinen Brief nach Berlin zu rechten Zeit erhalten. Oder nicht?
Nochmals die besten Grüße
Ihre Freundin Clara Franke
Die Karte hat vergangenen über 100 Jahren einen bemerkenswerten Weg hinter sich, der nicht nachvollziehbar ist. Die Karte wurde nämlich vom Verfasser des Blogbeitrages auf einem Internetportal gekauft und kam aus den USA nach Deutschland zurück! Wie die Karte einstmals in die USA gelangt ist, bleibt ein Rätsel.
Die Postkarte zeigt die Bromer Hauptstraße. Rechts entlang der Straße sind Stromleitungen zu sehen. Die Bromer Eletrizitätsgenossenschaft wurde 1910 gegründet und das Kraftwerk nahm im gleichen Jahr den Betrieb auf.Unfrankierte Feldpostkarte mit dem Bromer Poststempel vom 19. August 1918.
Die Wüstung Kleistow (Kleistau) liegt südöstlich von Mellin im Heidau nicht weit entfernt vom ehemaligen Forsthaus Heidau. Im Ortslexikon der Altmark wird bemerkt, dass Kleistow urkundlich und in den Lehensbriefen derer von der Schulenburg nie erwähnt werde. Nun ja, so ganz richtig ist das nämlich nicht!
Die älteste, mir bekannte Erwähnung findet sich in den Bromer Gerichtsprotokollen im Jahr 1572. Hier werden die zum Bromer Gericht gehörten folgende Orte: Brome, Zicherie, Schürnau, Altendorf, Benitz, Nettgau, Tülau, Petzenau, Kleistow, Halb Massien, Sierau, zwei Kothhöfe vor dem Boldam. Auch wenn Kleistow, wie auch Petzenau, Massien und Sierau, damals wüst war, gehörte es dennoch zum Gerichtsbezirk Brome. Tatsächlich lag Kleistow damals auf lüneburgischem Territorium!
Im Jahr 1661 berichtete der Knesebecker Amtmann Wilhelm Schultze nach Celle:
Eine wüeste Veldtmarck woselbst vor Alters ein Dorff gestanden, Klestow geheißen, Dauon kömbt nichtes auff.
Nach Schultze hat dort einmal ein Dorf gestanden, das Klestow hieß. Im Jahr 1661 kamen von dieser wüsten Feldmark keine Abgaben rein.
Auf der Karte von Strauß aus dem Jahr 1688 ist die wüste Feldmark Kleistow eingezeichnet:
Am linken Rand dieses Kartenausschnitts ist Kleistow (geschrieben als Klestow) zu sehen. Die gepunktete braune Linie markiert die damalige Landesgrenze. Kleistow lag auf lüneburgischem Territorium und die von Bartensleben zu Wolfsburg und Brome hatten es als Lehen. Links unten liegt Mellin, rechts unten Brome. Hinweis zur Karte: Die Karte ist nicht eingenordet!
Der Grenzverlauf im Bromer Bogens ist nach der Strauß´schen Karte wie folgt markiert: großer Stein an der Ohre, Bromer Riet, Wolfskuhle, Steinhaufen vor dem Melliner Busch, Malhügel vor dem Kleistow, Malhügel vor dem Dönitzer Busch, Malhügel südwärts des Weges Brome-Mellin, Serausche Riet, Ohre.
Eine weitere Erwähnung Kleistows ist im Vertrag von Wallstawe aus dem Jahr 1692 zu finden. Damals wurde die Grenze der Altmark beginnen von Arendsee bis nach Zicherie festgelegt. Dabei wurden auch Gebiete ausgetauscht. So kamen die Dörfer halb Voitze, Wiswedel, Ehra, Lessien, Grußendorf und Stüde zu Lüneburg. Nettgau und die wüsten Feldmarken Gladdenstedt, Massien und Kleistow wurden an Brandenburg übergeben.
Drei Generationen der Familie Eicke vor dem Haus Mühlenstr. 5: Stehend Ernst Eicke (*1907-†?), Victor August Eicke (*1851-†1932), unbekannte Frau, Erna Eicke, geb. Sauerbier (*1892-†?), Ernst Heinrich August Eicke (*1879-†1951). Im Hintergrund ist links das Schaufenster mit Auslagen zu erkennen.
Die Sattlerei Eicke hat in Brome über vier Generationen fast 100 Jahre lang bestanden.
Als erster Vertreter der Familie Eicke heiratete Victor August Eicke (*1851-†1932) am 13. September 1878 Juliane Marie Friederike Eicke, geb. Wrede (*1849-†1928), genannt Julie, Tochter des Bromer Sattlermeisters Ernst Wrede (*1821-†1895). Der in Heisede bei Sarstedt geborene Victor August Eicke war Sohn des Mühlenbesitzers Heinrich Wilhelm Eicke und dessen Ehefrau Sophie Ernestine Elisabeth, geb. Bente. Victor August Eicke hat nicht Beruf des Müllers ergriffen, sondern stattdessen eine Ausbildung zum Sattler absolviert. Vor der Hochzeit war er als Sattlermeister in Wittingen tätig. Mitte der 1890er Jahren erwarb August Eicke das Haus Mühlenstraße 5. Wo sich sein Betrieb vorher befunden hatte, entzieht sich bisher unserer Kenntnis.
August Eicke war in Bromer Vereinen engagiert, so z.B. von 1895 bis 1902 als stellvertretender Hauptmann der Freiwilligen Feuerwehr Brome, von 1902 bis 1907 als Hauptmann (heute: Ortsbrandmeister). Im Jahr 1928 konnte das Ehepaar Eicke das Fest der Goldenen Hochzeit feiern, wovon einige Urkunden im Archiv Museum Burg Brome zeugen. Kurz darauf verstarb Julie Eicke im Alter 79 Jahren. August Eicke verstarb am 11. Juni 1932 im Alter von 81 Jahren.
Der Sohn Ernst Heinrich August Eicke (*1879-†1951) übernahm im Jahr 1905 die Werkstatt seines Vaters. Der Übergabevertrag vom 4. April 1905 liegt im Archiv Museum Burg Brome vor. Seine Schwester Erna (*1885-†?) sollte laut Übergabevertrag bei Großjährigkeit mit 600 Mark abgefunden werden. Anscheinend ist sie unverheiratet geblieben. Zu Weihnachten schenkte sie ihrem Neffen Ernst Eicke (*1907-†?) ein Poesiealbum, das sie ihm als „Tante Erna Eicke“ widmete. Wäre sie verheiratet gewesen, dann hätte sie mit dem Nachnamen ihres Mannes unterschrieben.
Ernst Heinrich August Eicke (*1879-†1951) führte, wie bereits sein Vater seit der Jahrhundertwende, die Berufsbezeichnung „Sattler und Tapezierer“. Er heiratete Louise Baucke (*1878-†1922), Tochter des Bromer Posthalters und Großbürgers Louis Baucke (*1839-†1915). Nach ihrem frühen Tod heiratete Ernst Eicke Erna Eicke, geb. Sauerbier (*1892-†?). Aus dieser zweiten Ehe gingen keine Kinder hervor. Ebenso wie sein Vater engagierte sich auch Ernst Eicke in den Bromer Vereinen. So war er z.B. von 1920 bis 1925 Hauptmann der (Jung-)Schützen.
Schützenfest 1924 – in der Mitte mit Strohhut steht der Hauptmann der Jungschützen Ernst Eicke.
Ernst Eicke (*1879-†1951) übergab im Jahr 1933 seinem damals 25jähringen Sohn Ernst Eicke (*1907-†?) sein Haus. Im „Übergabe-Altenteilungs- und Abfindungsvertrag“ vom 9. Februar 1933, der im Archiv Museum Burg Brome vorliegt, behielt sich Ernst Eicke (*1879-†1951) allerdings vor, den Sattlerei- und Tapezierbetrieb bis zur Verheiratung seines Sohnes Ernst Eicke (*1907-†?) fortzuführen. Außerdem wurde darin die Reglung für das Altenteil für Ernst Eicke und seine zweite Ehefrau Erna, geb. Sauerbier wie auch die Abfindung für Ernst Eickes (*1907-†?) jüngeren Bruder Reinhard (*1910 oder 1911-†?) festgelegt.
Er erlernte das Sattlerhandwerk bei seinem Vater von Ostern 1922 bis Ostern 1925. Die Meisterprüfung folgte am 27. März 1939 in Hildesheim. Er übernahm am 18. Dezember 1939 den Betrieb des Vaters und führte diesen als „Tapezier-Betrieb“ bis 1975 fort. Er heiratete Marie Eicke, geb. Schütz (*1910-†?) aus Germenau. Aus der Ehe ging der Sohn Ernst Eicke (*1940-†2022) hervor. Ernst Eicke (*1907-†?) war 1953 einer der Mitbegründer der Königsgilde im Schützenverein Brome.
Ernst Eicke (*1907-†?) vor dem Haus mit Polsterarbeiten (Mai 1930)
Sein Sohn Ernst Eicke (*1940-†2022) erlernte vom 1. April 1955 bis zum 28. März 1958 das Tapezierhandwerk bei seinem Vater. Sein Gesellenstück fertigte er in der Werkstatt des Bromer Sattlermeisters Willi Beldner an. Ernst Eicke (*1940-†2022) übernahm nicht den Betrieb des Vaters. Ernst Eicke (*1907-†?) führte den Betrieb bis 1975 weiter. Die Werkstatt überließ sein Sohn in den 1990er Jahren dem Museum Burg Brome.
Ernst Eicke (*1907-†?) mit seinem Sohn Ernst (*1940-†2022) als Lehrling (1957).
Ernst Eicke (*1940-†2022) heiratete in Uetze Marita, geb. Ernst. Beide führten den Raumausstattungsbetrieb ihres Vaters weiter. Dieser Betrieb wurde nach 123jähriger Geschichte im Frühjahr 2022 geschlossen. Am 8. September 2022 verstarb der Raumausstattermeister Ernst Eicke im Alter von 81 Jahren. Heute (2025) befindet sich in den ehemaligen Geschäftsräumen ein Fahrradgeschäft.
Nachdem das Haus der Familie Eicke vor einigen Jahren verkauft wurde, meldete sich der neue Eigentümer beim MHV Brome und bot dem MHV an, bei der Entrümplung des Hauses dabei zu sein. So konnten zahlreiche Betriebsakten, Familienunterlagen und Sattlereifachbücher der Familie Eicke, die sich auf dem Dachboden befanden, gesichert werden. Sie befinden sich nun im Museum Burg Brome.
Im Januar 1891 gründeten 37 Einwohner des Fleckens Brome eine Molkerei-Genossenschaft. Das dafür nötige Gebäude wurde auf einem dem Bromer Mühlenbesitzer Wilhelm Mewes abgekauften Grundstück errichtet (heute: Bahnhofstr. 22).
Die nötigen Maschinen wurden von der Hildesheimer Firma Eduard Ahlborn. Das 1867 gegründete Unternehmen konzentrierte sich zu Anfang auf die Produktion von Melkmaschinen und landwirtschaftlichen Geräten. Heute ist das Unternehmen Generalvertreter für Mercedes-UNIMOG sowie u.a. führender Experte für Kommunaltechnik und Agrar- und Forsttechnik.
Die Inbetriebnahme der Molkerei erfolgte am 12. Oktober 1891. Einzugsbereich waren die Orte Brome, Altendorf, Benitz, Wendischbrome, Nettgau, Mellin und Tangeln. Weitere Molkereien in der näheren Umgebung waren u.a. Böckwitz, Ehra, Tülau-Fahrenhorst, Parsau und Rühen.
Nach der Fusion der Molkereien Brome und Parsau wurde die Bromer Molkerei im April 1968 aufgegeben. Das Gebäude wurde verkauft und zum Wohnhaus umgebaut.
Zahlreiche Preise, Auszeichnungen und Medaillen zeugen von der hohen Qualität der in Brome hergestellten Molkereiprodukte.
25 Jahre Molkerei Brome (1916)Mutter Knigge mit ihrem Milchwagen mit Kuhgespann beim Verkauf von Molkereiprodukten. Im Hintergrund ist die Gastwirtschaft zum „Schwarzen Adler“ zu sehen.Milchfahrer Wilhelm Borchert in der Wasserstraße (1931)Luftaufnahme der Bromer Molkerei (1950er oder 1960er Jahre). Links neben der Molkerei errichtete Otto Dörries Mitte der 1950er Jahre eine große Werkstatt mit Halle und Büro für seinen Landmaschinenbetrieb.
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