Ein ganz besondere Quelle zur Erforschung unserer Heimatgeschichte hat der MHV Brome kürzlich bekommen – nämlich das Rechnungsbuch des Bromer Tischlermeisters Friedrich Mertens, welches er von 1858 bis 1887 führte. Johann Heinrich Friedrich Wilhelm Mertens wurde am 20. August 1824 in Brome geboren und dann am 28. August 1828 getauft. Sein Vater war der Tagelöhner Heinrich Mertens, seine Mutter Marie Dorothea Mertens, geb. Heinemenn. Friedrich Mertens ist 1889 mit 64 Jahren in Brome verstorben. Das genaue Todesdatum muss noch im Bromer Kirchenbuch nachgeschlagen werden.
Mertens hat sein Rechnungsbuch von beiden Seiten des Buchblocks her beschrieben. Auf der einen Seite des Buches begann er mit den Eintragungen zu seinen Ausgaben. Auf der anderen Seite begann er mit den Einnahmen und Aufträgen, die er abgearbeitet hat. Fast dreißig Jahre umfasst dieses Rechungsbuch. Es ist davon auszugehen, dass darin sein gesamtes Handwerkerleben erfasst ist. Weitere Rechnungsbücher sind bisher nicht bekannt.
Seine Tischlerwerkstatt hatte Friedrich Mertens vermutlich in seinem Elternhaus, einem ehemaligen Hirtenhaus (heute: Steimker Str. 8 – Das Haus wurde vor einigen Jahren abgerissen und durch einen Fachwerkneubau ersetzt.). Sein Vater Johann Heinrich Wilhelm Mertens kaufte im Jahr 1827 eines der drei Bromer Hirtenhäuser – nämlich das mittlere Hirtenhaus. Die anderen beiden Hirtenhäuser kauften Christoph Winter und Wilhelm Müller. Nach dem Tode von Tischlermeister Friedrich Mertens 1889 gehörte das Haus der unverehelichten Sophie Mertens, vermutlich eine Tochter des Tischlermeisters Friedrich Mertens. Nach ihr ging das Haus, vermutlich 1928, in den Besitz des Tischlers Carl Dittmann über. Wie genau lässt sich allerdings anhand der Mutterolle nicht sagen. Ob der Besitzerwechel zu Carl Dittmann über Kauf oder Erbschaft erfolgte, ist uns bisher nicht bekannt.
Fest steht, das Friedrich Mertens 1859 bereits Tischlermeister war, denn nur als Meister konnte er andere Gesellen bei sich beschäftigen. Über Mertens Lehr- und Wanderjahre wissen wir bisher leider nichts.
Interessant sind auch einige Eintragungen zur Tischler- und Drechslergilde in Brome. Über diese Gilde ist bisher nur wenig bekannt. In seinem Rechnungsbuch hat Mertens die Einnahmen und Ausgaben der Gilde für 1876-79 eingetragen. Diese Seiten werden wir zusammen mit weiteren Informationen zur Tischler- und Drechslergilde in einem zukünftigen Blogeintrag noch auswerten.
Insgesamt lässt sich aus diesem das gesamte Handwerkerleben eines Tischlers in Brome nachvollziehen. Und dies werden wir exemplarisch auch in zukünftigen Blogeinträgen zu. Hier gilt es folgende Fragen zu beantworten: Für wen arbeitete Mertens? Wie groß das Einzugsgebiet seiner Kundschaft? Welches waren seine Tischlerarbeiten? Welche Ausgaben hatte er? Wer waren seine Geschäftskunden?
Diesen und noch weiteren Fragen werden wir in den Beiträgen nachgehen!
Vor einigen Jahren hat der MHV Brome eine einzigartige Quelle zur Rühener Geschichte auf Ebay ersteigert: Das „Quittanz-Buch für die Gemeinde Rühen über die an die Kreis-Casse zu Königslutter abgelieferten directen Steuern“. Hierbei handelt es sich um das Quittungsbuch der Gemeinde Rühen, in dem die an die Kreiskasse Königlutter abgeführten Steuern verzeichnet sind.
Dieses Buch im Vormat 19,5cm x 23,7cm wird nun im Vereinarchiv des MHV Brome aufbewahrt. Über die Herkunft der Quelle konnte oder wollte der Ebay-Verkäufer keine Auskunft geben. Vollständig ausgefüllt ist es leider nicht. Die Eintragungen beginnen für den Oktober 1828. In dem Monat sollten 28 Thaler 22 Gutegroschen 8 2/12 Pfenning an Contributionen abgeführt werden, ebenso 1 Thaler 6 Gutegroschen 7 Pfenning an Landschatz und 11 Thaler 15 Gutegroschen 4 Pfennig an Personalsteuern.
Besonders interessant ist die Eintragung vom Dezember 1828. Hier erfahren wir, dass zwar 30 Thaler 23 Gutegroschen 8 Pfennig an Contributionen hätten gezahlt werden sollen. Allerdings blied Rühen mit insgesamt 4 Thaler 2 Gutegroschen 10 Pfenning rückständig. Nach der Anmerkung in der rechten Spalte blieben 4 abgebrannte Einwohnen diese Summe schuldig. Im März 1830 wurde diese rückständige Summe dann beglichen, wie wir einige Seiten später erfahren. Anscheinend gab es damals einen Steueraufschub für die abgebrannten Einwohner.
Die letze Eintragung auf der letzten Seite in dem Quittungsbuch stammt vom Dezember 1832. Die Gemeinde Rühen zahlte in dem Monat 37 Thaler 12 Gutegroschen 6 Pfenning an Contributionen, 1 Thaler 11 Gutegroschen 4 Pfennig an Landschatz sowie 8 Thaler 14 Gutegroschen 7 Pfennig an Personalsteuer. Bei der Personalsteuer blieb Rühen allerdings 17 Gutegroschen und 9 Pfennig schuldig. Die Gründe hierfür werden nicht benannt.
Wer sich näher mit diesem Quittungsbuch beschäftigen möchte, kann sich gern beim 1. Vorsitzenden Jens Winter melden!
Die Westgrenze der Altmark zum Fürstentum Lüneburg hin war vermutlich bereits seit dem Mittelalter an einigen Stellen durch sogenannte Landwehren befestigt. Landwehren waren Graben-Wall-Anlagen, welche Lücken zwischen natürlichen der künstlich verstärkten Geländehindernissen schlossen. An der Westgrenze der Altmark waren natürlich Geländehindernisse z.B. die Stöckener Teiche sowie der Oberlauf der Ohre ab Haselhorst. Auch das Feuchtgebiet zwischen Zicherie und Böckwitz war ein natürliches Geländehindernis, welches allerdings durch einen Graben verstärkt wurde. Durch die Landwehren sollte ein ungehindertes Übertreten der Grenze verhindert werden. Hauptsächlich ging es darum, dass die geforderten Zolleinnahmen korrekt abgerechnet werden sollte. Schmuggel sollte also durch Landwehren verhindert werden.
An der Westgrenze der Altmark existierten nachweislich drei Landwehranlagen:
Lübener Landwehr zwischen Langenbrügge und Lüben nördlich der Stöckener Teiche,
Landwehr bei Rade zwischen Waddekath und Haselhorst sowie
Nördlich von Zicherie im Bereich des Buchenberges (ehemalige Ziegelei Groth)
Die Lübener Landwehr bestand aus einem Einfachwall mit Graben an jeder Seite. Die Breite der Anlage betrug ca. 12 Meter. Die Landwehr bei Rade war ein vierfacher Landgraben und drei Wällen zwischen den Gräben. Die Breite betrug ca. 30 Meter.
Nach Bruno Ploetz wurde der südliche Abschnitt der Lüneburgischen Grenzlandwehr in der Hauptsache von der Ohre gebildet, also von Haselhorst bis zum Drömling. Hier gab es seiner Meinung nach nur drei Übergänge, von denen der südlichste zwischen Zicherie und Brome auf beiden Seiten durch einen Wall gesichert war – die Landwehr bei Zicherie. Der zweite wichtige Übergang im Bromer Bogen war durch die Bromer Burg geschützt. Ein dritter Übergang zwischen Zasenbeck und Hanum hatte wieder einen Wall. Das sind zumindest die Ergebnisse von Bruno Ploetz in seinem Aufsatz „Die Lüneburgische Grenzlandwehr“ aus dem Jahr 1966 zur Grenzlandwehr im Raum Brome.
Zu Überresten der Grenzlandwehr nördlich von Zicherie stellt er fest: [Es existiert] „ein kurzes Wallstück bei Zicherie, das wohl der spärliche Rest der Übergangssicherung ist.“ Diesem Hinweis aus dem Jahr 1966 soll nun nachgegangen werden.
Zunächst werden wir darlegen, welche historischen Belege es aus den uns vorliegenden Quellen für die Zicherier Landwehr gibt. Am Schluss werden wir dann anhand des Geländes noch immer existierenden Spuren der Landwehr aufspüren.
Grenzrezess aus dem Jahr 1543
Im Gutsarchiv von Weyhe zu Fahrenhorst ist ein Grenzrezess aus dem Jahr 1543 überliefert, der uns einige Informationen über den Grenzverlauf zwischen Brome und Zicherie-Böckwitz zur damaligen Zeit liefert. Damals gab es Streitigkeiten über den genauen Grenzverlauf zwischen denen von Bartensleben zur Wolfsburg, denen Böckwitz zu Lehen gegeben war, und Fritz VII. von der Schulenburg zu Brome. In dem Rezess vom 24. Februar 1543 wurde vereinbart, dass ein neuer Grenzgraben von der Ohre bis an den Steimker Kirchenweg gezogen wird. Auch sollte ein bereits existierenden Alter Graben so ausgeräumt und ausgebessert werden, dass eine Überfahrt nicht mehr möglich ist. An dem Weg von Steimke Richtung Braunschweig, unmittelbar neben dem Steimker Kirchenweg, sollte ein Schlagbaum errichtet werden, von dem ein Schlüssel in Brome und der andere in Steimke verwahrt werden sollte. Dies sollte den Einheimischen ihre Mühlenfuhren ermöglich. Ansonsten sollte dort aber kein Verkehr durchgehen, damit nicht Zollzahlungen verloren gehen.
Vom Ende des Alten Grabens sollte ein neuer Graben Richtung Zicherie gezogen werden, der bis an die „Tiefe Riede“ gehen sollte. Vermutlich ist damit der in der Karte von Strauß aus dem Jahr 1688 (siehe unten) bezeichnete Graben „Fuhle Riet“ gemeint. Von dort dann weiter bis an die Wiesen der Dörfer Böckwitz und Zicherie.
Es ist unklar, wo genau der Alte Graben begann. Fest steht allerdings, dass dieser Graben bereits vor als Grenzbefestigung existierte.
An anderer Stelle in dem Rezess ist auch die Rede von einem Wall – also möglicherweise der Landwehr! Es heißt in dem Text:
Und soll obgeschriebener Graben von der Ohre herab biß an den Wall zwischen Wischen und den Wall biß an den Knick, und den vordan der Knick biß zu dem Ende derselbigen, soferne der Graben gemacht, dies Orths die Landschnede seyn zwischen Marck zu Brandenburg und dem Lande Lüneburg.
Der neu anzulegende Graben sollte also bis an den Wall gehen, mit dem vermutlich die Landwehr gemeint ist. Am Ende der Landwehr sollte dann wieder ein Graben beginnen, der weiter in Richtung Zicherie-Böckwitz verläuft. Diese Grenzlinie wurde gleichzeitig auch als Landesgrenze angesehen! Klar ist auch, dass es am Wall auf jeder Seite einen Graben gab. Denn es heißt in dem Rezess:
Aber die Graben neben dem Wall durch die Wießen und Garten, auch die Graben neben dem Knicke, soll ein jeder Theil auf seine Seite machen.
Der Wall bildete also die Landesgrenze und jeder sollte den an den Wall angrenzenden Graben auf seiner Seite pflegen.
Karte von Strauß (1688)
Die Karte von Strauß aus dem Jahr 1688 ist eine sehr interessante und äußerst aussagekräftige historische Quelle für die Grenzmarkierungen im Raum Brome. Nicht nur die Eintragungen von Orten sind interessant, vielmehr hat Strauß auf der Karte 156 Zahlen eingezeichnet und mit dazugehörigen Eintragungen versehen. An dem für uns relevanten Kartenausschnitt finden wir die Zahlen 54 bis 64, die hier kurz wiedergegeben werden:
54. Grentz Knick od. Knick vor den Kleip Wischen
55. Der Kleip, ein Ellern Holtz
56. Steinstieg, welchen die Oldendorffer und Steimker Kirchenleute brauchen
57. Landgraben welcher vom Steinstieg nach dem Mühlenfarth geht.
58. Der Mühlenfahrt, alwo olim ein Schlagbaum gestanden
59. abermahl der Landgraben
60. Die Fuhle Rith
61. worin ein doppelter Landgraben ohngefehr 5 Ruten lang aufgeworffen
62. biß an Peter Knoen Knick
63. Cordt Döhmelands Knick
64. Carsten Schultzen Knick
Wir erfahren also die genauen Grenzmarkierungen vom Steinstieg an bis nach Zicherie-Böckwitz. Der Steinstieg wurde von den Steimkern benutzt, um zum Gottesdienst nach Altendorf, später Brome zu kommen, bevor sie eine eigene Kirche in Steimke hatten. Die heutige Straße von Brome nach Steimke existierte damals noch nicht. Vom Steinstieg Richtung Zicherie existierte demnach zunächst ein Landgraben, der von der Mühlenfahrt unterbrochen wurde. Einstmals hatte dort ein Schlagbaum gestanden, der 1688 aber nicht mehr existierte. Von dort weiter Richtung Zicherie folgte wieder der Landgraben, dann die Fuhle Riet (hochdeutsch: fauler Graben), worin sich ein doppelter Landgraben befunden hat. Von dort ging es weiter bis an Peter Knoken Knick. Knick bedeutet im Plattdeutschen Wörterbuch von Johann Friedrich Danneil „eigentlich eine Ecke, gebildet durch Gebüsch, das in einer längern Linie sich schmal ausdehnt“.
Karte von Spaldeholtz und Michaelsen (1754)
Auf der Grenzkarte von Spaldeholtz und Michaelsen aus dem Jahr 1754 ist an dieser Stelle eine Landwehr eingezeichnet. In Richtung Zicherie endete die Landwehr dann im alten Landgraben.
Die Landwehr heute
Tatsächlich sind auch heute (2020) noch Spuren der alten Landwehr im Gelände zu finden. So ist an einer kurzen Stelle die alte Wallanlage noch gut zu erkennen. Auch der Graben zumindest auf einer Seite des Walls ist noch eindeutig vorhanden.
Der an die Landwehr südlich anschließende Graben ist ebenfalls noch vorhanden und im Gelände lokalisierbar.
Wenn wird nun GoogleMaps betrachten, fällt auf, dass nördlich von Zicherie am Buchenberg (ehem. Ziegelei Groth) ein „Grenzgraben nördlich Zicherie“ zu finden ist.
Neueste Kommentare