
August Tesmer wurde am 15. Mai 1841 in Brome geboren. Seine Eltern waren der Schuhmachermeister August Tesmer und Dorothee Tesmer, geb. Schulze. Er hatte noch mindestens eine Schwester.
August Tesmer erlernte nicht das väterliche Gewerbe, sondern wurde Tischler. Über seine Ausbildungs- und Gesellenzeit ist bisher nichts bekannt. Sicher ist, dass er 1870 als Tischlermeister in Brome arbeitete. Er übernahm auch die elterliche Kleinbürgerstelle Mühlenstr. 3.

Von Tesmers Tischlarbeiten sind tatsächlich noch mindestens zwei erhalten: Im Jahr 1873 fertige er für die ein Jahr zuvor gegründete Freiwillige Feuerwehr Brome zwei einholmige Feuerwehrleitern an, die sich heute in der Sammlung des Museums Burg Brome befinden.
Neben seiner Tischlerei führte August Tesmer in seinem Haus auch noch eine Buchhandlung, die ihm ein zusätzliches Einkommen sicherte. Wann genau diese eingerichtet wurde, ist bisher nicht bekannt. Spätestens ab 1874 ist diese nachweisbar.
Tesmer engagierte sich auch im 1864 gegründete Vorschuß- und Sparverein Brome – dem Vorläufer der heutigen Volksbank. Spätestens ab 1868 war er Vereinsmitglied. Am 26. Mai 1875 wurde er als Revisor (Kassenprüfer) gewählt. Ab dem 23. November 1874 war er im Aufsichtsrat des Vereins. Am 20. Juni 1883 wurde er zum Kassierer gewählt. Dieses Amt hatte er dann bis zum 22. Mai 1912 inne. Von da ab bis zum 22. September 1918 war er dann gewählter Direktor des Vorschuß- und Sparvereins Brome. Aus Altersgründen verzichtete er auf eine Wiederwahl.
Die Posten als Kassierer und Direktor des Vorschuß- und Sparvereins Brome sicherten Tesmer ein zusätzliches Einkommen, da diese Posten mit einer Besoldung verbunden waren.
Im März 1875 fertigte August Tesmer aus uns unbekannten Gründen ein Inventur-Verzeichnis seines gesamten Hausstandes an. Darin sind alle Gegenstände verzeichnet, die sich damals im Eigentum des Ehepaares Tesmer befanden: Geschirr, Möbel, Kleidungsstücke, die gesamte Ausstattung der Tischlerwerkstatt usw. Dieses Inventurverzeichnis ist einzigartig für unsere Region!

Wohl spätestens ab den 1880er Jahren war Tesmer auch als Auktionator tätig. Von dieser Tätigkeit, die ihm auch ein zusätzliches Einkommen sicherte, zeugen etliche Versteigerungsakten in der Sammlung des Museums Burg Brome.
Seine unterschiedlichen beruflichen Tätigkeiten lassen sich gut an den überlieferten Vereinsakten ablesen, da dort meist auch die Berufe der Mitglieder aufgeschrieben wurden. So wurde er beim Schützenverein Brome als Tischlermeister (1873) und Buchhändler (1888) bezeichnet, im Ziegenzuchtverein Brome als Auktionator (1894).
Tesmer hat es durch sein gutes Händchen für den Umgang mit Geld auch geschafft, sozial aufzusteigen. Während er in den Wählerlisten zum Gemeinderat 1885 noch als Bürger III. Klasse geführt wird, so gehörte er dann ein Jahr später zu den Bürgern II. Klasse. Damit war er in Brome einer der besserverdienenden Mitbürger!
Sein soziales Engagement lässt sich an zahlreichen ehrenamtlichen Tätigkeiten in Bromer Vereinen erkennen. Die folgende Liste ist nicht als vollständig und abschließend zu betrachten. Vielmehr zeigt sie nur unseren bisherigen Wissensstand:
- Gründungsmitglieder der Freiwilligen Feuerwehr Brome (1872)
- Aktives Feuerwehrmitglied als Steiger (ab 1872)
- Revisor der Gemeinderechnung (1873-1915)
- Oberschaffer im Bromer Schützenverein (1873-1901), später Ehrenmitglied des Vereins
- Mitglied der Alten Gilde (nachweisbar ab 1873)
- Schützenkönig 1876/77 und Kronprinz 1899/1900
- Präsident des Männergesangvereins Brome (1883-1888)
- Mitglied im Gemeinderat (1886-1912)
- Mitglied der Klassensteuer-Einschätzungs-Kommission (1887-1915)
- Kassierer im Ziegenzuchtverein Brome (1899-1913)
- Mitglied des DRK im Kreis Gifhorn und Isenhagen (nachweisbar 1903)
- Kassierer im Kegelclub Concordia (nachweisbar 1903 und 1904)
- Mitglied im Schulvorstand (nachweisbar 1905)
- Mitglied der Reichs-Schutzgemeinschaft für Handel und Gewerbe, Ortsgruppe Brome (nachweisbar 1920)
August Tesmer heiratete Wilhelmine Tesmer, geb. Wüstmann. Die Ehe blieb kinderlos und das Ehepaar nahm die Schwestertochter August Tesmers, Luise, als Kind an. Luise heiratete im Jahr 1909 den Postanwärter Louis Baucke, Sohn des Bromer Posthalters Louis Baucke.
August Tesmer verstarb am 5. Juli 1921 im Alter von 80 Jahren in Brome. Im Protokollbuch des Vorschuß- und Sparvereins Brome heißt es seinem Tode:
Am 5. Juli d. J. verstarb unser ehemalige langjährige Kassirer und nachherige Direktor Herr August Tesmer in Brome. Im Herbst 1874 in den Aufsichtsrat gewählt, und diesem 8 ½ Jahre angehörend, wurde Herr Tesmer im Frühjahr 1883 zum Kassirer unsers Vereins gewählt. Durch seine Korrektheit und Sicherheit bei Kreditgewährungen hatte er sich Achtung und Vertrauen bei den Mitgliedern in vollem Maße erworben, und so konnte er die besondere Ehre für sich in Anspruch nehmen, eine selten lange Zeit, nämlich 29 Jahre ohne Unterbrechung, Kassirer unsers Vereins zu sein. Noch im hohen Alter, als der Posten des Direktors frei wurde, ließ er sich nicht nehmen, die auf ihn gefallene Wahl zum Direktor unsers Vereins anzunehmen, und dieses Amt noch 6 ½ Jahre lang zu verwalten, bis er sich endlich vor nunmehr 3 Jahren entschließen mußte, auf eine Wiederwahl wegen vorgerückten Alters zu verzichten. Wir haben in Herrn Tesmer einen Mann von hohem Pflichtgefühl und selten langer Arbeitsdauer aus unserer Mitte verloren, und werden wir sein Andenken stets in Ehren halten.
In der Schulchronik heißt es:
1921 starb der alte „Onkel Tesmer“ im 80. Lebensjahr. Er hat während seiner langen Lebenszeit mit regem Interesse sich in das öffentl. Ortsleben gestellt, war Senator, Schulvorsteher, Direktor der Sparkasse u. dgl., dazu ein stiller in sich gekehrter Mensch mit edler Denkart.
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