Ein Blog des Museums- und Heimatvereins Brome e.V.

Kategorie: Zicherie (Seite 2 von 4)

Eine Fluchtgeschichte – Schüleraufsatz 1949 aus Zicherie

Als gegen Ende des Zweiten Weltkrieges die Ostfront immer weiter gen Westen rückte, begann eine große Fluchtwelle. Viele Tausend flohen bei großer Kälte aus den bisher deutschen Ostgebieten wie Schlesien, Pommern und Ostpreußen. Züge fuhren nicht mehr fahrplanmäßig, Straßen waren durch Militärtransporte und Flüchtlingstrecks verstopft. Die Menschen waren im heillosen Durcheinander obendrein noch häufigem Beschuss durch feindliche Tiefflieger ausgesetzt. Zu Fuß, mit Kinderwagen, Handwagen oder Pferdefuhrwerken versuchte die Zivilbevölkerung sich nach Westen zu retten. Die Schwächsten, wie ältere Menschen, Kranke oder Kleinkinder waren die ersten Opfer, der oft planlosen Flucht, denn es fehlte u.a. an Medikamenten und Nahrungsmitteln. Funktionäre der NSDAP hatten die Fluchtwilligen bis zuletzt durch Parolen und Drohungen an dem Verlassen ihrer Heimat gehindert.

Auch in der kleinen Gemeinde Zicherie war eine größere Anzahl von Flüchtlingen gestrandet, darunter auch schulpflichtige Kinder. Als der Schulbetrieb wieder begann, waren insgesamt 50 Kinder zu unterrichten, nur 24 davon waren in Zicherie beheimatet. Von den übrigen 26 kamen 5 aus Ostpreußen, 7 aus Pommern, 4 aus Schlesien, 6 aus dem Warthegau und 4 aus Holland.

Im Jahr 1949 ließ der damalige Lehrer der Volksschule in Zicherie, Heinrich Wassermann, seine Schüler der Oberstufe eine Chronik des Ortes erstellen, zu der auch Fluchterlebnisse von Kindern gehörten. Sie dokumentierten die Schicksale dieser Kinder und ihrer Familien in eindrucksvoller Weise. Deren Erlebnisse waren häufig furchtbar und schwer traumatisierend.

Hier ein unveränderter Aufsatz eines Mädchens, in dem sie die Fluchterlebnisse und den Weg ihrer Flucht beschreibt.

Gerd Blanke

Charlotte R.: Unsere Flucht

Wir sind aus Pommern. Mein Vater war Schweizer in Neuhof, Kreis Rummelsburg. Als er eines morgens in den Kuhstall ging, war dieser voll deutscher Soldaten. Er fragte, was denn los sei. Sie sagten, daß der Russe nicht mehr weit von uns entfernt sei. Sie erzählten meinem Vater, daß sie mit Panzern unterwegs seien. Gleich kam mein Vater nach Hause gelaufen und erzählte es uns. Wir erschraken alle, denn wir hatten noch nicht so etwas mitgemacht. Nun kam auch ein Polizist aus dem nächsten Dorf und sagte uns, daß der Russe mit Panzern da sei. Wir packten schnell unsere Sachen, warfen alles auf den Wagen und fuhren los. Aber als wir ein Ende gefahren waren, mußten wir wieder zurück, denn wir merkten, daß die Russen auf uns schossen. Dies war der 28. Februar 1945. Ich war damals 10 Jahre alt. Zuerst sind wir bis zu unserm nächsten Dorf Marienburg geflüchtet. Von da aus sind wir am nächsten Morgen mit den Soldaten mitgegangen. Der Russe war nicht mehr weit von uns entfernt, dann sind wir nach Mallenzin gegangen. Von dort sind wir mit einem Militärauto gefahren. Die Soldaten haben uns nach Schlawe gebracht. Dort waren wir 4 Tage. Vom 1. bis zum 4. März. Weil der Russe immer näher kam und nicht mehr weit von Schlawe entfernt war, mußten wir auch von dort flüchten. Dann sind wir zu Fuß bis Stolpmünde gegangen. Abends haben wir dann in einem Gutshof in Altschlawe übernachtet. Auf den Straßen mußte man sich vorsehen, daß man nicht überfahren wurde. So weit wir vor und hinter uns sehen konnten, war alles voller Fahrzeuge. Wir waren ungefähr 2 bis 3 Tage gegangen. Um 2 Uhr nachmittags waren wir da. Dann sind wir zu Hafen gegangen, und von dort sind wir mit einem Schiff nach Swinemünde gefahren. Wir waren 2 Wochen auf dem Wasser. Am Sonntag Vormittag sind wir angekommen. Dann sind wir runtergegangen und zum Hauptbahnhof. Am Montag sind wir in einen Flüchtlingszug gestiegen und wollten weiter fahren. Doch kam keine Lokomotive. Es gab auf einmal einen Knall, alles war dunkel vor unsern Augen. Die Scheiben aus Fenstern und Türen waren alle heraus. Wir lagen in lauter Glasscherben. Unser lieber Vater wurde sehr verwundet. Er bekam die Splitter von der Bombe in den Rücken. Er hat ein paar Mal nach Luft gerufen. Dann haben Lieselotte und meine Mutter ihn auf die Bank gesetzt. Er legte den Kopf runter und war tot. Unsere liebe Mutter wurde am Kopf schwer verletzt. Wir andern haben fast nichts abbekommen. Nur Lieselotte hat etwas in den Rücken und in das Haar bekommen. Nachdem die Flieger weg waren, sind wir in den Wald gelaufen. Dort wurden die Verwundeten von den Soldaten verbunden. Es waren sehr viele Verwundete. Als wir aus dem Wald kamen, sind wir wieder an den Zug gegangen, wo wir vorher drin waren. Da haben wir noch zum letzten Mal unsern lieben Vater gesehen. Danach sind wir zum Hauptbahnhof gegangen. Unsere liebe Mutter wurde eingeholt und verbunden. Wir saßen draußen auf einer Bank. Nach einigen Stunden mußten wir und unsere Mutter auf ein Militärauto steigen und wurden zum Krankenhaus gefahren. Nach einer Weile kam die Oberschwester und holte unsere Mutter nach oben in das Verbandszimmer. Nach einer Weile gingen Liselotte und eine Frau aus unserem Dorf in das Verbandszimmer und fragten, wie lange es noch dauerte. Da sagte die Schwester:“ Es dauert nur noch ein Weilchen“. Nach ungefähr einer halben Stunde ist die Schwester mit ihr nach unten in das Operationszimmer gegangen. Dann kam die Schwester nach einer Weile zu uns:“ Sie müssen gleich mit einem Omnibus nach Heringsdorf fahren. Es ist gleich wieder Alarm. Ihre Mutter wird noch heute operiert.“ Da haben wir sehr geweint, daß wir nun auch ohne unsere Mutter weiter fahren sollten. In einer halben Stunde waren wir in Heringsdorf. Wir kamen in ein Kinderheim. Da waren wir über eine Woche. Am nächsten Tag sind Lieselotte und Hildegard nach Swinemünde gegangen und wollten sehen, wie es mit unserer lieben Mutter wäre. Da haben die im Krankenhaus gesagt: „Eure Mutter ist entweder nach dahin gekommen, wo ihr seid, oder nach Greifswald.“ Als sie dann von Swinemünde gekommen waren, ist Lieselotte gleich nach dem Krankenhaus gegangen, ob unsere liebe Mutter da wäre. Sie war nicht da. Da haben sie uns zwei Adressen aufgeschrieben, wo wir hinschreiben sollten. Vom Greifswalder Luftwaffenlazarett bekamen wir Antwort. Sie haben geschrieben, daß sie da sei. Am Abend sind wir noch dicht bei Greifswald in ein Kinderheim gekommen. Am nächsten Tag fuhren wir mit einem Trecker nach Greifswald in die Stadthalle. Dann sind Lieselotte und Hildegard zum Luftwaffenlazarett gegangen. Da haben die Ärzte und Schwestern gesagt: „Eine Marie R., geb. M., 49 Jahre alt, ist hier nicht eingeliefert worden. Gehen Sie mal in die und die Straße und zu dem und dem Mann. Der weiß, wo Ihre Mutter ist.“ Als sie zu dem Mann kamen, hat er gesagt, daß unsere Mutter tot sei. Da hat er ihnen die Handtasche mit den Papieren gegeben. Jetzt sollten wir in einen Kindergarten für elternlose Kinder kommen. Weil da Scharlach war, kamen wir in die Hermann-Löns-Schule. Nun wurde unsere liebe Mutter in Greifswald beerdigt. Bei der Beerdigung waren wir auch anwesend. Als kein Scharlach mehr da war, kamen wir in einen Kindergarten. Einige Wochen später kamen wir nach Lubmin ins Kinderheim. Auch hier waren wir nicht lange, denn der Russe rückte immer näher, daß wir auch von hier flüchten mußten. Wir wurden mit einem Schiff nach Stralsund gebracht. Von da aus sind wir mit einem Schiff nach Dänemark gekommen. Dort kamen wir in ein Dorf und haben ein halbes Jahr da gewohnt. Nachdem kamen wir aus dem Dorf Hardenberg heraus und wurden nach Berritzgaard gebracht. Dort kamen wir mit zwei Kinderheimen zusammen und lebten zwei Jahre zusammen im Lager. So haben wir unsere Flucht erlebt.

Die Fahrt von Dänemark nach Deutschland

Schon wochenlang wurde im Lager Berritzgaard erzählt, daß wir bald nach Deutschland fahren. Wir haben uns schon so sehr gefreut, um endlich nach 1 ½ Jahren wieder hinter dem Stacheldraht herauszukommen. Eines Tages kam der dänische Lagerkommandant ins Kinderheim und sagte: „In 2 Wochen geht es los nach Deutschland“. Da wurde unsere ganze Wäsche gewaschen. Eine große Aufregung herrschte im ganzen Lager. Als dann die ganzen Sachen eingepackt waren, kam der Bescheid, es wäre abgeblasen. Es würde noch einige Monate dauern. Nach 2 Wochen am Montag kam dann wieder Bescheid, daß es jetzt doch losgeht. Dann wurden wir Kinder in Gruppen eingeteilt. Jede Gruppe waren 8 Kinder und zu jeder Gruppe kam eine erwachsene Person. Anfang März wurden wir mit Autos zur nächsten Bahnstation nach Saxköbing gebracht, wo wir gleich in den Zug einstiegen. Jede Gruppe kam in ein Abteil. Als alles eingestiegen war, fuhren wir nach 2 Stunden los. Einen ganzen Tag fuhren wir mit dem Zug. Dann sind wir zu einem Hafen gegangen und kamen auf eine Fähre, wo auch die Eisenbahnwagen mit unserm Gepäck draufgebracht wurden. Wir haben gestaunt, daß wir nun auf einem so großen Schiff fahren sollten, wo sogar Güterwagen und Autos drauf waren. Da noch zu dicke Eisschollen waren, warteten wir auf einen Eisbrecher, der vorfahren sollte. Weil der Eisbrecher nicht kam, fuhr die Fähre los. Nachher kam er uns entgegen. Mit der Fähre fuhren wir über den großen Belt. Dann mußten wir wieder in einen Zug steigen, und fuhren in eins nach Flensburg. Wir konnten uns gar nicht genug wundern, als wir die Trümmer der Städte und auf den Bahnhöfen die Lokomotiven und Eisenbahnwagen sahen, die wie Streichholzschachteln zusammengepresst waren von den Bomben. Als wir nun in die französische Zone kamen, war schon alles grün, die Wiesen und auch die Saat. So fuhren wir denn durch Offenburg, wo wir dann ausstiegen und in Lager verteilt wurden. Einige Wochen später kamen wir nach Altdorf, dort wurden wir Öfters von den Bauern zum Essen eingeladen, denn sonst bekamen wir nur ganz dünne Maggisuppe. Bald darauf kamen wir auch von dort weg. Und so fuhren wir denn durch die französische und russische Zone bis in die englische. So fuhren wir immer weiter, bis wir endlich in Zicherie ankamen. Das war die Fahrt von Dänemark nach Deutschland.

Charlotte R.s Weg nach Zicherie

Imkerei im Raum Brome im 17. und 18. Jahrhundert – Belege in Ehestiftungen

Imker Fritz Schulze aus Lessien vor seinem Bienenstand (Original: Sammlung Winfried Rolke, Lessien)

Bienen spielten im 17. und 18. Jahrhundert im Raum Brome als ein Teil der Mitgift eine besondere Rolle. In diesem Zusammenhang muss darauf hingewiesen werden, dass Mitgift nicht automatisch das von der Frau in die Ehe eingebrachte Gut bezeichnet. Es kam auch vor, dass z.B. ein Mann in den Haushalt seiner Frau einheiratete. Dann brachte die Braut als Mitgift Haus und Hof ein, der Bräutigam materielle Dinge, wie z.B. Bargeld, Vieh oder Möbel.

Ein Teil der Mitgift waren in vielen Fällen Bienenstöcke. In den Ehestiftungen wird immer wieder ein sogenanntes „Landesrecht“ erwähnt. Als „Landesrecht“ wurde das Hab und Gut bezeichnet, dass traditionell als Mitgift in die Ehe eingebracht wurde. Zur Mitgift der Braut heißt es in der Ehestiftung  vom 28. März 1645 zwischen Hans Poselke, Dannenbüttel und Anne Harms, Ehra:

Belangende auff Seiten des Breutigambs seiner lieben Gespons oder Braut, so sol er ihrenthalben zu erfreuwen haben, was unter der Obrigkeit, nemblich       dehnen von Barttenschleben zur Wulffsburgk Landesrecht undt Gewohnheit ist, als zwo Ochsen, zwo Kuehe undt ein guest Rindt, item zwantzigkk Himbten            Rogken, zwantzig Himbten Habern, zwo Stock mit Immen, funff Schaeffe mit      Lemmer undt Bettegewandt zu einem vollstendigen Bette.

Zur Mitgift gehörten also: zwei Ochsen, eine Kuh, fünf Schafe mit Lämmern, 20 Himten Roggen, 20 Himten Hafer, zwei Stock Bienen, Bettwäsche.

In der Ehestiftungen vom 28. Dezember 1722 zwischen Hans Bromann, Böckwitz und Dorothee Elisabeth Mundschewitz, Kiebitzmühle bekam die Braut von ihrem Vater als Mitgift 80 Reichtsthaler und dazu ein volles Landesrecht, bestehend aus zwei Ochsen, zwei Kühen mit Kälbern, einer Kuh ohne Kalb, sechs Schafe mit Lämmern, ein Schaf ohne Lamm, ½ Wispel Roggen, ½ Wispel Hafer, zwei Stöcke Bienen und zwei Schatt Honig, Kisten und Kastengeräte.

Diese beiden Beispiele aus dem 17. und 18. Jahrhundert verdeutlichen, dass die Mitgift in diesem Zeitraum mit kleinen Abänderungen, die auf die jeweiligen wirtschaftlichen Verhältnisse der Familien zugeschnitten waren, immer gleichgeblieben ist. Bienen waren meistens ein integraler Bestandteil der Mitgift, vorausgesetzt, dass sie auf dem Hof, aus dem die Mitgift gegeben wurde, vorhanden waren. In einigen Ehestiftungen wird eindeutig gesagt, dass statt der Bienen ersatzweise ein Geldbetrag gezahlt wird. So zum Beispiel in der Ehestiftung zwischen Carsten Beckmann, Böckwitz und Anna Gellermann, Zicherie vom 20. November 1711. Dort heißt es, dass der Brautvater zwei Thaler als Ersatz für die Bienen zahlt, „weil keine im Hofe vorhanden sind“. Als zweites Beispiel sei hier die Ehestiftung zwischen Carsten Meyer, Voitze und Anne Klopp, Zicherie genannt in der es heißt, dass in der Mitgift der Braut anstatt der Bienen und dem dazugehörenden Futterhonig ersatzweise 12 „Gute Groschen“ gezahlt werden, denn höchstwahrscheinlich gab es wie im erstgenannten Beispiel keine Bienenhaltung im Kloppschen Hof in Zicherie.

In den insgesamt 90 Ehestiftungen für Ehra von 1610 bis 1715 spielen in 63 davon Bienen eine Rolle als Mitgift. Nicht immer sind jedoch Bienen explizit erwähnt, sondern manchmal heißt es nur, dass die Mitgift ein „Landesrecht“ war, wie z.B. in der Ehestiftung von zwischen Henning Klopp, Voitze und Hans Wiswedel vom 23. September 1621. Dort heißt es: Der Brautvater Hans Wiswedel „will einbringen vull Landßrecht“, ohne Aufzählung der Einzelheiten. Da Bienen in diesen Fällen nicht explizit ausgeschlossen waren bzw. der Geldwert zu zahlen war, ist davon auszugehen, dass sie zur Mitgift dazugehörten. Es kam auch in seltenen Fällen vor, dass nur ½ Landesrecht als Mitgift gegeben wurde, so z.B. in der Ehestiftung zwischen dem Grobschmied Hans Möller aus Immekath und Cathrine Hermes aus Ehra im Jahr 1686. Der Brautvater Stückenköther Hans Hermes gab seiner Tochter ½ Landesrecht als Brautschatz mit, inklusive einem Stock Bienen. Das ist ein Hinweis darauf, dass die Familie nicht zu den wohlhabenden Familien zu zählen war. Aus diesen Angaben lässt sich mit aller Vorsicht vermuten, dass in den Dörfern Ehra, Lessien, Voitze, Wiswedel und Tülau in etwa 2/3 der Haushalte Bienen gehalten wurden.

Ein etwas anderes Bild ergibt sich bei der Betrachtung der Steimker Ehestiftungen. Für den Zeitraum von 1686 bis 1723 sind insgesamt 91 Ehestiftungen aufgeführt, bei denen in 41 Fällen Bienen eine Rolle gespielt haben. Auffallend ist, dass in den Ehestiftungen, die die altmärkischen Dörfer der Vogtei Steimke betreffen, Bienen als Mitgift eine viel geringere Rolle spielen als in den hannoverschen Dörfern des Gerichts Steimke. Zwar gab es auch in Böckwitz, Steimke, Dönitz und Wendischbrome Bienenhaltung, aber lange nicht so intensiv wie z.B. in Ehra und Wiswedel. Sicherlich hängt das mit der geografischen Lage der Dörfer Ehra, Wiswedel und Voitze zusammen, die in unmittelbarer Nähe der Bickelsteiner Heide lagen, so dass die Bienen in relativ kleinem Umkreis die Spättracht der Heide sammeln konnten. Ausgedehnte Heideflächen gab es um die Dörfer Wendischbrome, Zicherie-Böckwitz oder Steimke herum nicht, so dass eine ausgedehnte Imkerei wegen fehlender Spättracht schwierig war, denn sicherlich sind nicht alle Imker aus diesen Dörfern mit ihren Bienenstöcken in die Heide gewandert, was wegen der Reise, der Zollgebühren und des Fluchtgeldes mit erheblichen Kosten und Zeitaufwand verbunden war, der sicherlich bei einer Imkerei zur Deckung des Eigenbedarfs nicht lohnend gewesen wäre. Aus dem Flecken Brome gibt es für den Untersuchungszeitraum keinen Nachweis für Bienenhaltung, weder in Ehestiftungen noch in Gerichtsakten. Das mag zwei Gründe haben, zum einen, dass der Ort Brome keine großen Heideflächen aufzuweisen hatte und zum anderen, weil Brome eine andere wirtschaftliche Prägung hatte als das Umland. Während im Bromer Umland die Landwirtschaft dominierte, lebte der Flecken Brome hauptsächlich vom Handwerk und vom Handel. Mit Sicherheit hatten auch einige Handwerker nebenbei Bienen, aber für Ehestiftungen waren diese ebenso wie anderes Vieh kein bestimmender Faktor gewesen. Einziger Beleg für Bienenhaltung im Flecken Brome ist die von Pastor Johann Marschall im Jahr 1586 verfasste Beschreibung des neuen erbauten Pfarrhauses in Brome. Er erwähnt, dass Bienen auf dem Grashof standen, die vermutlich sein Eigentum waren.

Als Ergebnis kann zusammengefasst werden, dass die Imkerei im Raum Brome hauptsächlich in den Dörfern rund um den Flecken Brome in der Frühen Neuzeit wahrscheinlich überwiegend zur Deckung des Eigenbedarfs an Honig und Wachs ausgeübt wurde. Hauptberufliche Imker lassen sich anhand der hier untersuchten Quellen nicht nachweisen.

In einigen Ehestiftungen ging die Mitgift über die zwei Bienenstöcke nach Landesrecht erheblich hinaus, was darauf hindeutet, dass in diesen Haushalten besonderen Wert auf Bienenhaltung gelegt wurde. Auffällig ist, dass es sich bei den folgenden Ehestiftungen durchweg um solche handelt, in denen der Bräutigam in den Hof einer Witwe einheiratet. Die Ehemänner brachten ihr gesamtes Hab und Gut inklusive der vorhandenen Bienen mit in die Ehen ein. So ist die Ehestiftung zwischen Jacob Ruck und Anne Kausche, der Witwe von Hans Havekost im Jahr 1610 außergewöhnlich. Jacob Ruck heiratete in den Hof des verstorbenen Hans Havekost ein und brachte als Mitgift unter anderem zwei Ochsen, zwei Kühe, 33 Schafe und 33 Stock Bienen mit in die Ehe ein. Das ist die größte Anzahl von Bienenstöcken, die in den hier untersuchten Ehestiftungen und Gerichtsprotokollen erwähnt ist. Jacob Schröder aus Lessien, der am 4.Oktober 1685 Anne Pape, Witwe von Hans Kratge aus Lessien heiratete, brachte ein volles Landesrecht inklusive zwei Stöcke Bienen in den Hof von Anne Pape bzw. von dem verstorbenen Hans Kratge mit ein. Darüber hinaus hatte er noch weitere Besitztümer,  die er ebenfalls mit einbrachte:

Überdaß, so hat der Breutigamb noch 40 Haupter Schafe, welche er auch der Braut zufreyet, desgleichen auch 8 Stock Immen.

Ebenso brachte 1685 Hans Cordt aus Vorhop sieben Stock Bienen und ein Viertel Fass Honig mit in den Hof seiner Braut Ilse Melzian in Wiswedel ein. In einem anderen Fall heiratete Hans Meyer, Sohn des verstorbenen Voitzer Schulzen Jobst Meyer, am 4.August 1700 die namentlich nicht genannte Witwe von Hans Dörrheide aus Ehra. Er brachte ein volles Landesrecht ein sowie all seine anderen Besitztümer:

Überdaß bringet er noch in die Güter, so er vor seine Persohn hat, ein an Viehe 6        Ochsen, ein Rindt, 30 Köpfe Schaffe, 12 Stöcke Bienen undt ein Ton[ne] Honig.

Als Cathrine Halmann, Witwe von Hans Schultze zu Böckwitz, Hans Klopp aus Benitz am 8.Februar 1721 heiratete, war in der Ehestiftung zur Mitgift des Bräutigams folgendes vermerkt:

Zuförderst bringet der Bräutigamb in die Güther ein 10 Häupter Rindvieh, alß 5    Ochsen und 5 Kühe, 50 Köpfe Schaafe, 10 Stöcke Bienen nebst so viel Honig,        alß zu deren Ausfütterung nöthig ist, und 30 Thlr. baares Geldt, welches alles er    vor sich erworben hat.

Ganz anders verhielt es sich in der Ehestiftung zwischen Johann Klopp, Boitzenhagen und Margarethe Jürgens, Wendischbrome vom 8.Februar 1721. Der Ackermann Jürgen Jordan und seine namenlich nicht genannte Frau waren kinderlos geblieben und konnten ihrem Ackerhof in Wendischbrome nicht länger vorstehen. Deshalb übergaben sie ihren Hof an die Brautleute Johann Klopp, den Bruder von Jürgen Jordans Ehefrau aus Boitzenhagen, und Margarethe Jordan, der unverheirateten Schwester von Jürgen Jordan. Die Braut brachte den Jordanschen Hof in die Ehe ein, der Bräutigam Johann Klopp aus seinem Besitz 100 Thaler Bargeld, zwei Ochsen, eine Kuh, 50 Köpfe Schafe, fünf Stöcke Bienen und eine Tonne Honig sowie ein halbes Landesrecht, welches ihm sein Bruder aus dem väterlichen Hof in Boitzenhagen schuldig war.

Anmerkung:

Dieser Text ist zuerst in dem Heft 11 der Bromer Schriften zur Volkskunde erschienen. Es trägt den Titel Zur Bienenhaltung im Raum Brome im 17. und 18. Jahrhundert. Das Heft kann im Museum Burg Brome oder beim MHV Brome für 5,00 € erworben werden.

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