Bromer Geschichte

Ein Blog des Museums- und Heimatvereins Brome e.V.

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Adolf Falke (1888-1958) – Ein gebürtiger Bromer machte als Architekt Karriere in Hannover

Adolf Falke wurde am 28 Januar 1888 in Brome geboren. Sein Vater war der Maurermeiste rund Architekt Friedrich Falke (1850-1921), seine Mutter Julie Falke, geb. Eggerding (1853-1923). Zuerst wohnte die Familie am Junkerende 12, später dann in der Braunschweiger Str. 6. Im Jahr 1896 errichtete sein Vater ein Backsteinhaus mit prächtigem Treppengiebel in der Braunschweiger Str. 3.

Zunächst besuchte Adolf Falke die Schule in Brome, die sich in dem 1852 neu gebauten Gebäude rechts der Liebfrauenkirche befand. Sein Lehrer, der Kantor Georg Lindwedel (1846-1906) ermöglichte ihm den Wechsel an ein Gymnasium. Adolf Falke legte dann im Jahr 1910 im Alter von 22 Jahren sein Abitur an der Leibniz-Schule in Hannover ab. Anschließend nahm er ein Architekturstudium an der Technischen Hochschule Hannover auf.

Da Adolf Falke mit acht Jahren an Kinderlähmung erkrankt war, wurde er aufgrund seines einen verkürzten Beines nicht als Soldat in den 1. Weltkrieg eingezogen. Er arbeitete nach seinem Studienabschluss als Architekt in Hannover. Im Jahr 1926 ging er als Sieger aus dem Wettbewerb „Aufstellung einer Normalzeituhr im öffentlichen Raum“ hervor. Dies ist die Geburtsstunde der sogenannten Falke-Uhren, die noch heute in Hannover stehen. Ursprünglich wurden davon in Hannover 20 Exemplare aufgestellt. Heute sind noch neun erhalten, die alle unter Denkmalschutz stehen.

Weitere wichtige Bauwerke Falkes waren z.B. die Bahlsen-Verkaufsstelle auf dem Kurfürstendamm in Berlin (1926), Liststadt in Hannover, eine Wohnsiedlung mit Künstlerateliers (1929-1931) sowie das Haus Hannoversche Presse (1957) ebenfalls in Hannover.

Adolf Falke starb am 6. Juni 1958 in Hannover.

Weitere Informationen zu Adolf Falke sind hier zu finden:

https://www.myheimat.de/hannover-mitte/kultur/adolf-falke-architekt-aus-leidenschaft-d2754495.html

https://de.wikipedia.org/wiki/Adolf_Falke

https://de.wikipedia.org/wiki/Falke-Uhr

Weihnachten 1917

Zu Beginn des 20. Jahrhunderts waren Fotoapparate in Privathaushalten noch nicht sehr verbreitet. Erst nach dem Ende des 1. Weltkrieges wurde die Fotografie zu einem Massenphänomen.

In der Familie von Klempner Ferdinand Busse sen. gab es bereits zur Zeit des 1. Weltkrieges einen Fotoapparat. Deshalb sind auch einzigartige Familienfotos erhalten, u.a. zahlreiche datierte und undatierte Weihnachtsaufnahmen. Hier zu sehen ist eine Aufnahme von Weihnachten 1917:

Rechts am Rand steht Elektrikermeister Ferdinand Busse jun., der zweite von links ist sein Vater Klempner Ferdinand Busse sen. In der Mitte hinten steht vermutlich August Busse, der Bruder des Elektrikermeisters Ferdinand Busse. Die anderen Personen konnten bisher nicht identifiziert werden.

Rechts auf einem Tisch steht der Weihnachtsbaum, der in einem Baumständer steht, der mit einem Schlüssel aufgezogen werden konnte und sich dann dreht. Geschmückt ist der Baum mit echten Kerzen, Ketten, Lametta, Kugeln und Vögeln.

Skandal in Brome – Schuhmacher Carl Kölling beleidigt den Bromer Gemeinderat (Silvester 1928)

Am Silvesterabend 1928 ereignete sich in Brome ein großer Skandal: Der Bromer Schuhmacher Carl Kölling soll in der Schmalzeschen Gastwirtschaft (Gasthaus Schmidt) den Bromer Gemeinderat beleidigt haben, indem er wiederholt laut rief: „Die Gemeindevertreter sind Gemeindeverräter.“

Bereits in der Ratssitzung am 3. Januar 1929 war diese Beleidigung Thema. Dazu heißt es im Protokoll:

Punkt 7. [Verschiedenes] b) Ernst Eicke trug vor, daß der Schuhmacher Carl Kölling am Sylvester Abend in der Schmalzeschen Gaststube den gesamten Fleckensausschuß in schwächlichster Weise beleidigt hätte, indem er wiederholt laut gerufen habe: Die Gemeindevertreter sind Gemeindeverräter. Der Fleckensausschuß beschließt einstimmig, gegen Kölling Strafantrag zu stellen.

Der Gemeinderat ergriff also Maßnahmen gegen Carl Kölling, indem er Strafantrag gegen denselben stellte. Es wurde ein Termin beim Schiedsmann vereinbart, bei dem Kölling seine Tat allerdings bestritt. Der Termin war also aus Sicht des Gemeinderates nicht erfolgreich. Dazu heißt es im Protokoll des Gemeinderates vom 22. Januar 1929:

zu Punkt 2. Gegen Kölling soll, da der erste Termin durch Köllings [Be]streiten den Gemeindeausschuß nicht beleidigt zu haben, negativ verlaufen ist, nochmals Termin beim Schiedsamt beantragt werden, als Zeugen meldeten sich freiwillig Ernst Eicke und Friedrich Beinhorn.

Kölling habe sich wenig später dann erboten, 10 Mark an die Kasse der Freiwilligen Feuerwehr zu zahlen und die anderen Kosten zu übernehmen, um sich so den zweiten Termin beim Schiedsmann zu ersparen. Dazu heißt es im Protokoll 1. Februar 1929:

zu Punkt 2. Der Fall Kölling wurde wie folgt zur Kenntnis genommen. Der Bürgermeister teilte mit, daß Kölling zum Bürgermeisteramt gekommen sei, habe sich erboten, die bisher entstandenen Kosten zu übernehmen und außerdem 10 M an die Kasse der freiwilligen Feuerwehr zu zahlen und somit sich den zweiten Termin [beim Schiedsamt] zu ersparen. Die Verpflichtung sei Kölling nachgekommen, die Sache ist somit erledigt.

Die Sache war damit erledigt. Das Thema wurde in den Ratssitzungen nicht wieder aufgegriffen.

Historische Wege- und Grenzsteine haben es in Brome schwer

Zerstörter Grenzstein am Weg von Altendorf nach Wendischbrome (Foto: Gerd Blanke, Oktober 2020)
Der gelbe Pfeil zeigt auf den umgefahrenen Grenzstein. (Foto: Gerd Blanke, Oktober 2020)

Erneut wurde in der Gemeinde Brome ein historisch bedeutsamer Stein umgefahren und zerbrach dabei. Dieses Mal erwischte es einen Grenzstein bei Altendorf am Weg nach Wendischbrome. Nach der Grenzöffnung stellten Mitglieder des Museums- und Heimatvereins Brome diesen Stein wieder auf. Seit 1824 hatte er die alte Grenzlinie zwischen Königreich Hannover und Königreich Preußen mit den Buchstaben KH und KP markiert. Nun stand er wieder 30 Jahre unbeschadet an seinem Platz, bis Mitte Oktober 2020. Leider konnte der Verursacher bisher nicht festgestellt werden.

Der MHV hat die Bruchstücke nun sichergestellt. Wir bitten den Verursacher, sich beim MHV Brome wegen der Kostenübernahme für Sanierung des Steines in Verbindung zu setzen.

Grenzstein im Originalzustand (Foto: Gerd Blanke)

Ein Einschreibebrief aus der Inflationszeit 1923 von Brome nach Hannover

Einschreiben von Brome nach Hannover vom 22.08.1923 (Quelle: Sammlung Jens Winter)

Ein interessanter Briefbeleg aus Brome war kürzlich bei einem großen Auktionsportal im Angebot und wurde vom Verfasser dieses Blogeintrags erworben. Es handelt sich um einen Umschlag, der mit Stempel vom 22.08.1923 von der Bromer Vereinsbank EGmbH an die Hannoversche Centralgenosschaftsbank adressiert war. Der Brief wurde per Einschreiben verschickt. Besonders interessant ist die Frankatur es Briefes: Er trägt eine Briefmarke mit dem Wert von 2.000 Mark!

Wie kam es zu solch einer hohen Frankatur des Briefes? Schuld daran ist die nach dem 1. Weltkrieg einsetzende Inflation, die dann schließlich im Jahr 1923 zu einer Hyperinflation geworden ist. Im Oktober 1921 wies die Mark noch ein Hundertstel ihres Wertes vom August 1914 auf, im Oktober 1922 nur mehr ein Tausendstel.

1923 war die Reichsregierung nicht mehr in der Lage, die im Versailler Vertrag vereinbarten Reparationszahlungen zu leisten oder Ersatzlieferungen dafür vorzunehmen. Daraufhin besetzten französische und belgische Truppen im Januar 1923 das Ruhrgebiet. Die deutsche Reichsregierung rief zum sogenannten „Ruhrkampf“ auf, also zum passiven Widerstand gegen die Besetzung. Die Reichsregierung zahlten den streikenden Arbeitern weiterhin die Löhne, was zu einer weiteren Entwertung und schließlich zur Hyperinflation im November 1923 führte.

Die Inflation hatte auch Auswirkungen auf das Briefporto. So mussten z.B. für einen Brief bis 25 g ab dem 1. August 1923 200 M gezahlt werden, ab 24. August 1923 dann 4.000 Mark. Zusätzlich wurde für ein Einschreiben ein Porto von 1.000 Mark ab dem 1. August 1923 fällig, ab 23. August 1923 20.000 M.

Das Einschreiben von Brome nach Hannover hätte portogerecht eigentlich nur mit 1.200 Mark frankiert werden müssen, doch tatsächlich wurde es mit 2.000 Mark frankiert. Vermutlich lag dies daran, dass die Briefmarke zu 2.000 Mark noch zur Hand war und wohl die Portoerhöhung am 24. August 1923 – also zwei Tage nach dem Absenden des Einschreibens – bereits bekannt war. Hätte der Absender diese 2.000 Mark-Briefmarke nicht verklebt, wäre sie wenige Tage später fast nichts mehr Wert gewesen! Denn das Porto für Briefen wie auch für Einschreiben wurde am 24. August 1923 um das 200-Fache erhöht!

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