Bromer Geschichte

Ein Blog des Museums- und Heimatvereins Brome e.V.

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Fischers Kaufhaus in Brome

Manchmal gibt uns unsere eigene Ortsgeschichte Rätsel auf. Heute ist ein Neuzugang in unserem Archiv angekommen, der unser Wissen über den Handel in Brome ein wenig erweitert – und weitere Fragen tauchen auf!

Diese Zeitungsanzeige, leider ohne Datum und ohne Angabe der Zeitung, ist heute angekommen. Vermutlich stammt sie aus den 20er Jahren des 20. Jahrhunderts. Wir erfahren, dass Fischers Kaufhaus eine Filiale in Brome hatte – sogar mit Telefonnummer! Leider ist die genaue Adresse nicht vermerkt. Wir erfahren aber, dass das Kaufhaus mit Damen- und Herrenbekleidung handelte.

Bisher wussten wir nichts über dieses Geschäft in Brome! Hoffen wir, in Zukunft noch mehr Belege in den Händen zu halten.

Die Schreibkladde von Martha Heinemann

Als vor einigen Jahren ein Hausflohmarkt im Haus der Familie Rehfeldt in Benitz stattfand, fand ich dort die Kladde von Martha Rehfeldt, geb. Heinemann. Martha Heinemann wurde am 7. März 1886 geboren und verstarb am 24. September 1937. Sie war verheiratet mit dem Benitzer Landwirt Hermann Rehfeldt (1881-1961).

Das Deckblatt der Kladde von Martha Heinemann (Quelle: Sammlung Jens Winter)

Martha besuchte die Altendorfer Schule und hat dort wohl im Jahr 1900 diese Kladde geschrieben. Augenscheinlich diente das Heft für Schönschreibübungen. Neben kurzen Texten z.B. über den Mittelrhein und König Friedrich I. enthält das Heft auch lokalhistorisch interessante Texte. So findet sich darin das Zeugnis für den Knecht Heinrich Müller, der drei jahre bei dem Altendorfer Bauern Heinrich Böwing gearbeitet hatte. Auch ist darin ein Zeugnis zu finden für Anna Schröder aus Wendischbrome, die bei dem Bromer Kaufmann Adolf Remmler gerarbeitet hatte. Sehr interessant ist auch der Lehrkontrakt (Lehrvertrag) zwischen dem Tischlermeister Karl Schulze mit Christoph Pape, Sohn des Abbauers Christoph Pape, der 1899 seine Lehre begann. Offensichtlich hatten die Schülerinnen und Schüler die Aufgabe, Originaldokumente abzuschreiben. Deshalb können wir diese Abschriften als authentisch ansehen. Diese volkskundlich interessanten Texte werden hier nun wiedergegeben.

Zeugnis für den Heinrich Müller (Quelle: Sammlung Jens Winter)

Zeugnis

Vorzeiger dieses, Heinrich Müller aus Steimke, hat drei Jahre, vom 1. Januar 1897 bis dahin 1900 als Knecht bei mir gedient und sich durch Fleiß, Treue und Ehrlichkeit meine volle Zufriedenheit erworben. Er versteht alle in das Geschäft eines Landmannes einschlagenden Verrichtungen sehr gut, und entlasse ich ihn nur ungern auf seinen Wunsch aus meinem Dienste.

Altendorf, den 2. Januar 1900

Heinrich Böwing

Hofbesitzer

Zeugnis für Anna Schröder aus Wendischbrome (Quelle: Sammlung Jens Winter)

Zeugnis

Vorzeigerin dieses, Anna Schröder aus Wendischbrome, hat vom 1. Januar 1896 bis heute bei mir als Hausmädchen in Diensten gestanden und sich in dieser Zeit meine vollste Zufriedenheit erworben. Ganz besonders empfehlenswert sind ihre Verschwiegenheit, Ehrlichkeit, Reinlichkeit, Fleiß und Geschicklichkeit in allen häuslichen Verrichtungen. Dies bezeugt der Wahrheit gemäß

Brome, den 31. Dezember 1899

Adolf Remmler

Kaufmann

Vollmacht des Altendorfer Gemeindevorstehers

Vollmacht

Ich bin entschlossen, meine sämtlichen Feldfrüchte in der Gemeinde Ehra unter der Hand zu verkaufen. Da ich wegen Krankheit außerstande bin, die Reise dorthin selbst zu machen, so ernenne ich hierdurch den Herrn August Meyer, Kaufmann in Brome, zu meinem Bevollmächtigten und beauftrage denselben, meine Feldfrüchte in Ehra zu verkaufen, sowie er es am vortheilhaftesten findet, gegen bar oder auch borgt.

Ich verpflichte mich hierdurch, die in dieser Sache von Herrn Meyer getroffenen Anordnungen so anzusehen, als wenn sie von mir selbst geschehen wären.

Altendorf, den 1. August 1899

Heinrich Dreier, Halbhöfner

Vorstehende Unterschrift von Herrn Heinrich Dreier von hier beglaubigt

Altendorf, den 1. August 1899

Der Gemeindevorsteher

(Siegel) Schulze

Lehrvertrag des Tischlermeisters Karl Schütze mit Christoph Pape

Lehrkontrakt

Zwischen Unterzeichneten ist heute folgender Lehrkontrakt abgeschlossen worden.

1. Der Tischlermeister Karl Schulze von hier nimmt den Sohn des Abbauers Christoph Pape, namens Christoph Pape mit dem heutigen Tage in die Lehre und verspricht seinem Lehrlinge in seiner Profession die nötige Anleitung zu geben, ihm unter steter Aufsicht zu halten und ihm gesunde Wohnung und nahrhafte, ausreichende Kost zu geben.

2. Karl Schulze verspricht seinem Lehrlinge den Besuch der Fortbildungsschule zu gestatten und ihm alle 14 Tage zur Kirche gehen zu lassen.

3. Derselbe verspricht ferner, seinem Lehrling nach Ablauf der festgesetzten Lehrjahre und zwar zu Ostern 1903 freizusprechen.

4. Dagegen verspricht der Vater des Lehrlings Christoph Pape, dem Lehrherrn Karl Schulze eine Lehrgeld von 200 Mark in jährlichen Raten à 50 Mark stets am 1. April zu zahlen.

5. Er verspricht seinem Sohne ein vollständiges Bett mit zwei Überzügen zu geben, auch verspricht er, seinem Sohn Christoph Pape in der Wäsche und Kleidung gebührend zu unterhalten.

6. Er verbürgt sich für allen erweislichen Schaden zu haften, welcher dem Lehrmeister und dessen Familie durch seinen Sohn zugefügt werden sollte.

Vorstehender Lehrkontrakt ist in zwei Exemplaren ausgefertigt und von beiden Teilen unterschrieben.

Brome, den 1. April 1899

Karl Schulze

Tischlermeister

Christoph Pape

Lehrer Vogel in Lessien (1875)

Der MHV Brome hat einen sehr interessanten Neuzugang in seinem Archiv, nämlich einen Brief an den Lehrer Vogel aus Lessien. Der Brief wurde am 24. Dezember [1875] in Fallersleben abgeschickt, wie der Stempel auf der Vorderseite zeigt. Auf der Rückseite ist der Eingangsstempel vom Postamt Brome auf den 24.12.75 datiert. Von Brome aus wurde der Brief dann wohl nach Lessien gebracht. Ein Brief brauchte 1875 von Fallersleben nach Brome also einen Tag. Wann der Brief dann bei Lehrer Vogel angekommen ist, wissen wir leider nicht.

Briefvorderseite mit dem Stempel von Fallersleben (datiert auf den 24.12. ohne Jahresangabe) (Quelle: Archiv MHV Brome)
Briefrückseite mit dem Eingangsstempel von Brome (24.12.75). Der Brief wurde mit dem Stempel der Superintendentur Fallersleben versiegelt. (Quelle: Archiv MHV Brome)

Interessant sind nicht nur die bereits erwähnten Poststempel. Vielmehr tangiert der Inhalt die Lessiener Ortsgeschichte! Denn mit diesem Brief wurde die Ernennung als Lehrer in Lessien offiziell bestätigt.

Hier nun der Wortlaut des Briefes:

Fallersleben, den 23. December 1875

Herrn Vogel, Lehrer

in Lessin

Herdurch zeige ich Ihnen an, daß Königliches Consistorium zu Hannover Sie unter dem 20. d.M. zum Schullehrer in Lessin ernannt hat. Ich fordere Sie demgemäß auf, sich zu Ihrer Beeidigung auf hiesiger Superintendentur

am 30. December d. J.

Morgens zwischen 10 u. 11 Uhr

einzustellen und des Weiteren zu gewärtigen.

Der Superintendent

(Unterschrift)

Der Brief des Superintendenten an Lehrer Vogel in Lessien vom 23.12.1875 (Quelle: Archiv MHV Brome)

Lehrer Vogel wurde also zum 20. Dezember 1875 als Lehrer in Lessien ernannt und sollte am 30. Dezember 1875 morgens in Fallersleben in der Superintendentur zur Vereidigung erscheinen.

Wilhelm Brauns (1841-1914) – Vom Landapotheker in Brome zum Fabrikbesitzer in Quedlinburg

Wilhelm Brauns (1841-1914) , dessen Geburtsdatum sowie der Geburtsort uns immer noch unbekannt sind, erlernte die Pharmazie in der Apotheke seines Onkels Karl Theodor Friedrich Bracht im altmärkischen Osterburg. Wann genau er die Apotheke in Brome übernommen hat, ist leider bis heute nicht bekannt.

Apotheke Brome um 1930 (Quelle: Digitale Sammlung MHV Brome)

Die Apotheke Brome wurde im Jahr 1837 von Apotheker Wilhelm Dietrich Meyer gegründet. Bis heute befindet die Apotheke sich in diesem Gebäude. Ihm folgte der Apotheker Ernst Friedrich von Hadeln. Anschließend übernahm in einem uns unbekannten Jahr Wilhelm Brauns die Bromer Apotheke. Unsere Apotheke gilt als Geburtsstätte der Wilhelm Brauns GmbH, Anilinfabriken in Quedlinburg. In dem Vortrag Die deutsche Apotheke als Keimzelle der deutschen pharmazeutischen Industrie, den Georg Urdang auf der Hauptversammlung der Gesellschaft für Geschichte der Pharmazie 1931 in Wien gehalten hat, heißt es über Wilhelm Brauns:

Der junge Apothekenbesitzer Wilhelm Brauns, dem der wenig umfangreiche Apothekenbetrieb nur recht bescheidene Einnahmen brachte, hatte schon Anfang der siebziger Jahre des vorigen Jahrhunderts, als die deutsche Teerfarbenindustrie noch wenig entwickelt und die Auswahl des Brauchbaren nur gering war, die gewaltige Bedeutung dieser Farbstoffe für die Verwendung im Haushalt erkannt. 1874 stellte er in Brome die ersten für den Hausgebrauch zubereiteten Stoffarben her und brachte sie nach eigenhändiger Abfüllung in die bekannten Päckchen in seiner Apotheke zum Verkauf. Ende der siebziger Jahre siedelte er nach Quedlinburg über, um sich dort ganz der Herstellung dieser Stoffarben zu widmen. Der glückliche Gedanke und die ständige Verbindung mit den wissenschaftlichen Fortschritten auf dem Gebiete der Farbenchemie verschafften dem Unternehmen, in das Wilhelm Brauns im Jahre 1884 seinen Bruder Johannes und 1899 den erfindungsreichen Chemiker Dr. Weller als Teilhaber aufnahm, einen außerordentlichen Erfolg. Als sich Wilhelm Brauns im Jahre 1910 aus dem Betriebe zurückzog und gleichzeitig seinen Sohn Willibald als seinen Nachfolger einsetzte, konnte er mit Stolz auf die Entwicklung seiner Schöpfung zurückblicken. Er starb am 3. März 1914 im Alter von 73 Jahren.

Die Wilhelm Brauns GmbH war auf der Erfolgsspur. Bis Anfang der 30er Jahre hatte die Firma Filialen und Tochtergesellschaften in Berlin, Barcelona, Desio-Mailand, Reichenberg (frühere Tschechoslowakei), Chilli (früheres Jugoslawien), Warschau, Wien und Zürich, wie es am Ende des Heftes Brauns´ Neues Färbe-Lehrbuch aus den 30er Jahren heißt.

Nach dem 2. Weltkieg fusionieren die beiden Unternehmen Brauns und Heitmann. Dieses Unternehmen existiert auch heute noch. Weitere Informationen sind hier zu finden.

Das Kriegerdenkmal Brome – Ein neues Heft in der Reihe Bromer Schriften zur Volkskunde (Bd. 22)

Bereits von langer Hand war die Herausgabe eines Heftes über das Bromer Kriegerdenkmal geplant – und nun wurde dieses Vorhaben von Jens Winter angesichts der aktuellen Ereignisse schnellstmöglich umgesetzt.

Der Band 22 der Reihe „Bromer Schriften zur Volkskunde“ trägt den Titel Das Kriegerdenkmal in Brome und die Erinnerungskultur des hiesigen Schützenvereins. Es geht in diesem Band nicht nur um das Kriegerdenkmal und dessen Geschichte, sondern auch darum, wie das Kriegerdenkmal in der Erinnerungskultur des Fleckens Brome verankert ist. Beispielhaft wurde hierfür die Beziehung des Schützenvereins Brome von 1813 zum Kriegerdenkmal beleuchtet.

Das Heft umfasst insgesamt 44 Seiten mit zahlreichen historischen und aktuellen Fotos zum Kriegerdenkmal und den Wilhelmsplatz.

Das Heft, welches in einer Erstauflage von 100 Exemplaren gedruckt wird, kann vorübergehend ab Samstag, den 19. Dezember 2020 tagsüber von 8 bis 20 Uhr vor der Haustür des 1. Vorsitzenden Jens Winter (Heideweg 1 in Brome) coronagerecht erworben werden. Es kostet 5 €. Bitte das Geld passend mitnehmen und in die bereitgestellte Kasse legen!

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