Ein Blog des Museums- und Heimatvereins Brome e.V.

Autor: Jens Winter (Seite 16 von 22)

Erich Harling: Das Ende des Dritten Reiches in Brome

Der Museums- und Heimatverein Brome e.V. freut sich, die Erinnerungen von Erich Harling von 1929 bis in die Nachkriegszeit veröffentlichen zu können. Leider kann dies nicht im Rahmen einer Museumsplauderei geschehen. Deshalb werden wir hier einen Auszug aus den Erinnerungen der Öffentlichkeit präsentieren – nämlich den April 1945 mit dem Einmarsch der Amerikanischen Truppen.

Das 52 Seiten umfassende Heft kann für 6,00 € im Museum Burg Brome oder beim 1. Vorsitzenden Jens Winter erworben werden!

Als der Monat April 1945 begann, wurde die Zeit immer unruhiger. Deutsche Truppen, das heißt, was noch übriggeblieben war, Flüchtlinge und zu hunderten russische Kriegsgefangene fluteten vor den Amerikanern und Engländern zurück in Richtung Osten. Um den 8./9. April 1945 kam der Befehl, alle Männer des Ortes mussten sich zum Bau von zwei Panzersperren in Brome melden. Hierdurch sollten die feindlichen Panzer aufgehalten werden. Es war zum Lachen. Dicke Bäume wurden gefällt und eingegraben. Dazwischen ein Hohlraum von ca. zwei bis drei Metern. Dieser Hohlraum wurde mit Sand und alten Wagenachsen aufgefüllt. Es hieß, es gäbe Feindpanzer, die vorne eine Säge hätten und Holzsperren zersägten. Eine Sperre stand zwischen den Wohnhäusern Otto Dörries und Albert Wieblitz in der Bahnhofstraße und eine Sperre zwischen dem heutigen Blumenhaus Bröcker und dem Haus von Schuh-Franke in der Braunschweigerstraße. Ein noch in der Mitte bestehender schmaler Durchlass für etwa noch zurückgehende deutsche Verbände sollte dann kurz vor der Besetzung durch die Amis geschlossen werden.

Als dann in der Nacht vom 10. zum 11. April 1945 zwei deutsche Jagdpanzer die Bahnhofsstraße herunterfuhren, lag die halbe Sperre um. Die beiden Panzer hielten in der Nacht vor unserer Haustür. Die Besatzung fragte meinen Vater, der aus dem Fenster schaute, nach dem Weg nach Kusey. Kusey ist Sammelpunkt gewesen. Die beiden Kolosse drehten dann bei Dr. Andrae. Hierbei wurden mehrere Bordsteine herausgerissen. Am 11. April hielten um die Mittagszeit nochmals mehrere Panzer an der Kreuzung in der Ortsmitte. Da ich immer noch statt einer Mütze ein „Keppi“ Schiffchen von der Marine Hitlerjugend bei der Arbeit trug, riet mir der Panzersoldat, das Ding schnell abzusetzen, denn die Amerikaner seien bald hier und ich könnte als Soldat behandelt werden und Schwierigkeiten bekommen. Das Ding hab ich dann sicherheitshalber gleich abgesetzt.

Was ist nun aus den beiden Sperren geworden? Wehe, die Amerikaner hätten sie entdeckt. Brome wäre dann bestimmt ein Trümmerhaufen geworden. Gott sei Dank gab es in Brome einige tapfere und beherzte Männer. Einer war Reinhold Schaefer. Er rief alle Männer zusammen, um die Panzersperren abzureißen. Der Ortsgruppenleiter der NSDAP, Otto Bannier, wollte ihn daran hindern. Reinhold Schaefer hat dann eine Pistole gezogen und auf Bannier einen Schuss abgegeben. Das hat ihn dann doch geschockt. Ich musste noch am 11. April 1945 wegen der Sperre, die in der Bahnhofstraße stand, einen Brief von Herrn Dörries an seinen Bekannten Herrn Mennicke nach Nettgau senden. Herr Mennicke müsste sofort anspannen und die Angehörigen von Herrn Dörries abholen. Es ging hierbei um die große Gefahr, die von der Panzersperre ausging. Ich war heilfroh, als ich Brome wieder erreicht hatte, denn in Wendischbrome randalierten bereits die Kriegsgefangenen. Hier angekommen zogen bereits die letzten deutschen Soldaten zu Fuß, per Fahrrad noch zum Teil motorisiert durch Brome. Gegen Mittag machten wir dann die Werkstatt dicht. Zu Hause angekommen schliefen in unserem Wohnzimmer zwei deutsche Soldaten. Es sind zwei Fahrer einer deutschen Funkstation gewesen, die sich auf dem Balkon des Blumenhauses Bröcker (früher Wohnhaus Franz Erdmann) eingenistet hatten. Plötzlich kam der Befehl, dass diese Funkstation Brome sofort verlassen musste. Der eine Soldat sagte noch zu meiner Mutter: „Nun müssen sie sich dem fügen, was auf sie zukommen wird.“ Nachdem die beiden noch schnell ein paar Happen gegessen hatten, haben sie Brome als letzte deutsche Soldaten verlassen.

Am späten Nachmittag des 11. April hörten wir dann ein fernes Grummeln. Durch einen Anruf, den Bäcker Heinrich Böhm von Fritz Lange aus Zicherie erhielt, sprach es sich dann in Brome schnell herum, dass die amerikanischen Panzer von Bergfeld-Parsau kommend bereits durch Zicherie in Richtung Jahrstedt-Kunrau fuhren. Bestätigt wurde dann am Abend diese Meldung von dem Polen „Midjeslaus“, der sich von meinem Vater ein Fahrrad geliehen und sich die Amerikaner angeschaut hatte. Das Fahrrad hat er prompt zurückgebracht. Midjeslaus hat mich dann ein paar Tage später gewarnt, ich sollte mich lieber verstecken, die Amis könnten mich als 16jährigen unter Umständen mitnehmen. Am 12. April war Brome immer noch feindfrei. Also trieb auch mich die Neugierde nach Zicherie. Mit mir fuhr der kleine Ferdinand Busse, genannt „Nante“. Beide mit dem Fahrrad. Oben bei Neumanns lag ein ausgebrannter PKW. Als wir die ersten Häuser in Zicherie erreicht hatten, schaute eine Frau aus dem Giebelfenster und rief uns zu, wir sollten schnell kehrt machen, denn in Zicherie sei strengste Ausgangssperre von den Amerikanern angeordnet worden. Dem aber nicht genug. Am Nachmittag bin ich dann mit Heinz Lüthe nochmal nach „Grothen Schweineweide“ gegangen. Hier sind wir in einen Baum geklettert, von wo wir die Straße Böckwitz-Jahrstedt gut übersehen konnten. Das Bild werde ich nie vergessen. Panzer auf Panzer, LKWs und Jeeps. Immer Richtung Jahrstedt. Als wir nach Brome zurückkamen, herrschte immer noch Ruhe.

Doch das sollte sich am Morgen des 13. April 1945 ändern. Ein herrlicher Frühlingstag mit hochsommerlichen Temperaturen. Es war der Geburtstag von Reinhold Schaefer, als morgens gegen 9 Uhr zwei amerikanische „Sankas“ Sanitätsfahrzeuge von Voitze kommend die Braunschweigerstraße in Richtung Zicherie befuhren. Diese sollten mit ihrem großen roten Kreuz wohl auskundschaften, ob Brome feindfrei ist. Denn schon eine halbe Stunde später kamen die ersten drei Panzer aus Richtung Voitze. Einer kam die Bahnhofsstraße heruntergefahren. Am Tülauer Feldweg, der sogenannte „Taterpfahl“, bogen zwei nach rechts ab, Richtung Wohnhaus Neumann. Jetzt fuhr einer langsam die Braunschweigerstraße hinunter. Der dritte Panzer fuhr den Gifhorner Weg weiter nach Steimke bis zum „Vietchen Busch“ an der Bromer Straße und dann Richtung Brome. Dieses hat mir damals Walter Neumann erzählt, der dies gesehen hat. Diese drei Panzer waren amerikanische „Shermans“. Sie fuhren alle drei langsam die Ortsmitte an. Ich höre noch heute das Gequake in ihrem Sprechfunk. Die Auspuff-Endrohre zeigten nach unten. Wenn sie Gas gaben, war alles eine Staubwolke. Jetzt näherten sich die ersten LKWS mit aufgesessener Infanterie. Hier sah ich dann den ersten Neger. Immer zwei Soldaten gingen von Haus zu Haus und fragten: „Niks Soldat, niks Pistol?“ Zu uns kamen zwei verwegene Burschen mit bunten Halstüchern. Aber es ging alles gut. Wenn einer ein Jagd- oder Luftgewehr abgab, schlugen sie es über die Bordsteinplatten an der Straße in Stücke. Angst hatten sie gewaltig. Um die Mittagszeit ging es dann los. Panzer auf Panzer immer die Bahnhofstraße hinunter, ums Kriegerdenkmal herum, die Wasserstraße entlang in Richtung Steimke. Es dauerte nicht lange, da brach die Ohrebrücke bei Schuhmacher Mosel zusammen. Ein Halbkettenfahrzeug lag nun in der Ohre. Jetzt wurden die Fahrzeuge umgeleitet. Es ging um Blumes Eck herum, dann bis kurz vor der damaligen Baptisten-Kapelle links herum, um Lüthen Ecke wieder Richtung Steimke. Durch das Drehen der Panzer in den Kurven wurden nach kurzer Zeit die ersten Pflastersteine aus dem Straßenpflaster herausgerissen. Gegen Abend hatten sich dann fast einen Meter tiefe Löcher gebildet. Auf den Hausdächern lag der Staub zentimeterdick.

Der Backofenberg bei Wiswedel – ein jahrtausendealter Grabhügel

Backofenberg südwestlich von Wiswedel (Foto: Jens Winter, August 2020)

Etwa 1,2 km südwestlich des Dorfplatzes von Wiswedel befindet sich neben einem Waldweg der sogenannte „Backofenberg“ (GoogleMaps 52.605964, 10.861205). Der Hügel hat einen Durchmesser von ca. 19 m und eine Höhe von 2,5 m. Der Name deutet auf einen historischen Grabhügel hin. Bei Schneflingen befindet sich nach Werner Blanke ebenfalls ein Backofenberg. Auch im Heidau im nicht weit entfernten Mellin gibt es auf der Tangelner Gemarkung den Flurnamen Backofenkamp und tatsächlichen finden sich dort Überreste eines Großsteingrabes (Tangeln 8).

Die Überreste des Großsteingrabes Tangeln 8 unweit der Quelle des Tangelnschen Baches befinden sich auf dem sogenannten Backofenkamp. (Foto: Jens Winter, Juli 2020)

Nach Werner Blanke gibt es auch eine Sage, die den Backofenberg in Wiswedel deutet. Die Sage berichtet, dass der Hunnenkönig in einer goldenen Wiege darin begraben ist. Offizielle archäologische Grabungen gab es bisher nicht. Zu erkennen sind allerdings drei Störungen, davon eine der „Kopfstich“ und zwei an der nördlichen Seite bis zum Hügelfuß. An der Südseite wurde anscheinend Sand entnommen. Der Wittingen Apotheker Dr. Langhans soll, so Werner Blanke, um 1900 den Hügel von oben durchwühlt, aber dabei nichts gefunden haben. Hiervon zeigt der „Kopfstich“.

Schäden durch den Kopfstich, der durch den Wittinger Apotheker Dr. Langhans verursacht wurde. (Foto: Jens Winter, August 2020)
An der Südseite wurde augenscheinlich Sand entnommen, was durch die Archäologische Arbeitsgemeinschaft bereits 1991 dokumentiert wurde. (Foto: Jens Winter, August 2020)

Das Weiße Kreuz im Bockling

Das Weiße Kreuz (Foto: Jens Winter)

Tief im Bockling verborgen auf der Gemarkung Lessien steht das sogenannte Weiße Kreuz. Es steht im Gräflich von der Schulenburg-Wolfsburgschen Forst Bockling im Kreuzpunkt der Jagen 81/82 und 107/8 (Koordinaten nach GoogleMaps: +52.5879225, +10.7144329; bei Openstreetmap.org ist der Kreuzstein bei Eingabe der Koordinaten eingezeichnet). Auf dem neuen Sassenburger Geschichtspfad wird auf das Weiße Kreuz hingewiesen und auch der Weg dorthin ist beschrieben. Allerdings fehlen Schilder bis zum Standort, denn die Genehmigung hierfür wurde von den Waldeigentümern versagt! Auf der Seite der Arbeitsmeinschaft Fahrradwege in der Gemeinde Sassenburg gibt es weitere Informationen zum Weißen Kreuz.

Aufgestellt wurde das Weiße Kreuz an dieser Stelle im Bockling im Jahr 1570 auf Veranlassung des Gifhorner Hauptmanns Johann von Seggerden. Dort soll einmal ein Holzkreuz gestanden haben und das Amt Gifhorn sah das Kreuz als eine Grenzmarkierung an. Die von Bartensleben auf der Wolfsburg dagegen führten ein, dass es sich keineswegs um eine Grenzmarkierung handelte. Vielmehr wurde dort einmal ein Kramer erschlagen und zur Erinnerung wurde dann ein Holzkreuz aufgestellt. Dennoch sahen die beiden Ämter Gifhorn und Knesebeck diese Markierung als Grenzmarkierung an. Nur die von Bartensleben wollten sich dieser Interpretation nicht anschließen – und sie sollten sich damit auch durchsetzen. Der im Jahr 1737 etwas weiter nordwestliche stehende Drei-Ämter-Stein markiert die damals korrekte Grenze zwischen dem Amt Gifhorn, dem Amt Knesebeck und dem Gericht Wolfsburg,

Das Weiße Kreuz wurde aus sehr weichem Kalkstein gefertigt. Es ragt ca. 70 cm aus dem Boden und hat einen Durchmesser von ca. 60 cm. Auf beiden Seiten ist ein Tatzenkreuz eingehauen. Auf der Schmalseite ist das Kreuz etwa in der Mitte bis unten gespalten. Der Riss ist ca. 2 cm breit.

Über die Gründe für die Aufstellung des Kreuzes gibt es mehrere Sagen, die sicher später in diesem Blog noch wiedergegeben werden. Weitere Informationen zum Weißen Kreuz sind auf der Seite www.suehnekreuz.de zu finden.

Vorderseite des Weißen Kreuzes (Foto: Jens Winter)
Rückseite des Weißen Kreuzes (Foto: Jens Winter)
Spalt in der Mitte des Weißen Kreuzes (Foto: Jens Winter)

Der Drei-Ämter-Stein

Der Drei-Ämter-Stein (Foto: Jens Winter)

Im Jahr 1737 wurde der sogenannte Drei-Ämter-Stein dort aufgestellt, wo die Ämter Gifhorn, Knesebeck sowie das Gericht Wolfsburg zusammenstoßen. Der Aufstellung vorausgegangen waren Grenzstreitigkeiten, die sich über mehrere Jahrhunderte hingezogen haben. Wohl im Jahr 1428 sind Grußendorf Ehra, Lessien Wiswedel und halb Voitze an Brandenburg befallen. Stüde wurde erst im Jahr 1554 gegründet und lag in der brandenburgischen Exklave. Die zuvor genannten Dörfer waren dann bis 1692 eine brandenburgische Exklave im Herzogtum Lüneburg. Bis 1533 war Grußendorf wüst und die umliegenden Dörfer nutzen die Feldmark. Mit dem Wiederaufbau von Grußendorf ist es dann zu Grenzstreitigkeiten gekommen, die eine größere Dimension hatte, da es sich um die Landesgrenze zwischen Brandenburg und Lüneburg handelte. Bis zum Ende des 17. Jahrhunderts waren die Grenzen in unserem Raum auch nicht besonders gut markiert. Häufig dienten Bäume mit eingehauenen Kreuzen, markante Steine oder andere Landmarken wie Berge und Flüsse als Grenzmarkierungen.

Erst 1737 wurden sich dann das Amt Gifhorn, das Amt Knesebeck sowie das Gericht Wolfsburg, welches denen von Bartensleben gehörte, über den Grenzverlauf einig. An der Stelle, wo die drei Ämter aneinandergrenzen, wurde der Drei-Ämter-Stein aufgestellt. Auf dem Stein steht Folgendes: A. G. 1737 (Amt Gifhorn), G. W. 1737 (Gericht Wolfsburg) sowie A. K. 1737 (Amt Knesebeck).

Dieser kann auch heute noch tief im Wald bewundert werden. Seit kurzem ist der Drei-Ämter-Stein auch im Sassenburger Geschichtspfad aufgenommen, aber leider nicht ausgeschildert, da die Privatbesitzer der Waldstücke die hierfür nötige Genehmigung verweigert haben. Ortskenntnisse sind nötig, um den etwas abseits eines Weges stehenden Stein zu entdecken. Weitere Informationen zum Drei-Ämter-Stein gibt es auf der Seite der Arbeitsgemeinschaft Fahrradwege in der Gemeinde Sassenburg.

Die Wahlen zur Deutschen Nationalversammlung 1848 im Raum Brome

Über die Wahlen zur Deutschen Nationalversammlung im Jahr 1848 ist für den Raum Brome bisher fast nichts bekannt. Wir wussten bisher nicht, nach welchem Wahlmodus gewählt wurde und wer die Gewählten überhaupt waren. Ein Dokument aus dem Archiv im Museum Burg Brome gibt ein wenig Aufschluss über die Modalitäten.

Das Dokument ist ein Brief Knesebecker Amtmannes an den Lehnschulzen Wienecke in Croya. Darin heißt es:

Jahre 1848 ist der ¾ Höfner Heinrich Meyer in Thülau in dem Uhrwahlbezirke der Gemeinden Croya, Zicherie, Ehra und Zollhaus, Thülau Fahrenhorst, Lessin als Wahlmann zur Wahl eines Deputierten zur National-Versammlung in Frankfurt erwählt und hat in Folge dieser Wahl 2 Reisen nach Zelle machen, deren Kosten von den Wahlberechtigten gemeinschaftlich getragen werden müßen.

Es betragen die festgestellten Kosten beider Reisen insgesamt 17 Th. Und hat dazu die Gemeinde Croya 1 Th. 19 Ggr. 6 Pf. beizutragen.

Der Vorsteher wird daher im Auftrage  Königlichen Amts hiermit angewiesen, diesen Betrag binnen 8 Tagen an den Herrn Controleur Öhlerking ohnfehlbar einzuzahlen.

Es waren an Wahlmännern berechtigt in Croya 18.

Sollte der Betrag innerhalb der obigen Zeit nicht berichtigt werden, so haben die Säumigen es sich bei zu meßen, wenn Kosten entstehen.

Knesebeck, am 18. October 1850

[Unterschrift: … Amtsvoigt]

Brief des Amtes Knesebeck an den Lehnschulzen Wienecke in Croya (Original: Archiv Museum Burg Brome)

Wir erfahren also, dass ein Urwahlbezirk aus den Dörfern Croya, Zicherie, Ehra, Zollhaus, Tülau-Fahrenhorst und Lessien bestand. In diesem Wahlbezirk wurde ein Mann als Wahlmann zur Wahl eines Abgeordneten für die Nationalversammlung in Frankfurt gewählt. Die Abgeordneten wurden also nicht direkt von den Wählern gewählt, sondern indirekt über Wahlmänner, wie es bei der Wahl des amerikansichen Präsidenten auch heute noch der Fall ist. Aus dem oben erwähnten Urwahlbezirk war der gewählte Wahlmann der 3/4-Höfner Heinrich Meyer aus Tülau.

Die Wahl für den Abgeordneten in unserem Wahlbezirk fand also in Celle statt. Dafür musste Heinrich Meyer zwei Mal nach Celle reisen. Die Kosten für die Reisen mussten die Wahlberechtigten aus dem jeweiligen Urwahlbezirk bestreiten. Die gesamten Reisekosten betrugen 17 Thaler, wovon die Wahlberechtigten in Croya, insgesamt 18 Mann, ihren Anteil von 1 Thaler 19 Gutegroschen 6 Pfennig zu tragen hatten.

Im Jahr 1850, also gut zwei Jahre nach der Wahl zur Nationalversammlung, war es die Aufgabe des Croyaner Lehnschulzen Wienecke, diese ausstehende Summe von den Wahlberechtigten in Croya einzusammeln und dem Amt Knesebeck zu übergeben. Tatsächlich findet sich unten links in der Ecke des Briefes ein Vermerk über den erhalten der genannten Summe. Die Croyaner hatten demnach den Betrag beglichen.

Johann Carl August Winter, Mitglied der Frankfurter Nationalversammlung im 14. Wahlbezirk Hannover (Celle)

Für den 14. Wahlkreis Hannover (Celle) wurde Johann Carl August Winter (geb. 1815 – verst. 1876) als Mitglied der Frankfurter Nationalversammlung gewählt. Er war der sohn des Eisenhändlers Johann Joachim Winter. Von 1832 bis 1836 studierte er Geschichte und Rechtswissenschaften in Göttingen und Berlin. Seit 1845 war er Amtsassessor in Liebenburg. 1849 trat er freiwillig aus dem Staatsdienst aus und war bis zu seinem Tode 1876 als wissenschaftlicher Publizist in Göttingen tätig. Er verfasste staatswissenschaftliche Werke und mehrere Gutachten.

Vom 29 Mai 1848 bis zum 21. Mai 1849 war er Mitglieder der Frankfurter Nationalversammlung. Er war fraktionslos und stimmte überwiegend mit der Rechten. Auch stimmte er gegen die Wahl Friedrich Wilhelms IV. zum Kaiser der Deutschen.

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