Ein Blog des Museums- und Heimatvereins Brome e.V.

Autor: Jens Winter (Seite 19 von 25)

Soldatenschicksale im 1. Weltkrieg – Fritz Eggert

Fritz Eggert wurde am 26. Mai 1893 geboren. Er war der älteste Sohn des Bromer Steinmetzmeisters Friedrich Eggert. Sein Bruder Hermann wurde am 25. Mai 1894 geboren und ist seit dem 4. Oktober 1915 vermisst. Beide Brüder haben des Beruf des Steinmetz erlernt.

Fritz Eggert war zunächst zu Beginn des 1. Weltkrieges fünf Wochen beim Infanterie-Regiment 77 in Celle. Von dort wurde wenig später versetzt zum Reserve-Infanterie-Regiment 208. Nachdem das Regiment am 10. September 1914 mobil gestellt war, wurde es neun Tage später zu Übungszwecken auf den Truppenübungsplatz Zossen verlegt. Am 6. Oktober 1917 schrieb Fritz Eggert eine Feldpostkarte an seine Schwester Lieschen, die damals bei dem Möbelfabrikanten Laufecker in Salzwedel arbeitete. Er schreibt:

L. Schwester! Sende Dir die besten Grüße von hier. Du mußt es wohl von zu Hause erfahren haben, daß ich seit 14 Tagen hier bin, war vorher 5 Wochen in Celle. Das Soldatentum gefällt mich sehr gut. In der Letefka, wie ich auf dieser Karte bin, werden wir die ersten 3 Wochen ausgebildet. Jetzt stehen wir schon mit voller Ausrüstung u. ziehen diese Woche noch ins Feld.

Auf Wiedersehen! Dein Bruder Fritz

Rechts Fritz Eggert in der erwähnten Litewka. Der andere Soldat links ist unbekannt. (Original: Sammlung Jens Winter)
Feldpostkarte von Fritz Eggert an seine Schwester Lieschen (Original: Sammlung Jens Winter)

Ab dem 20. Oktober 1914 begannen die Kampfeinsätze des Regiments an der Westfront in Flandern, bei denen etwa 1750 Soldaten fielen. Fritz Eggert hatte zunächst den Dienstgrad Musketier.

Fritz Eggert in der Uniform des Reserve-Infanterie-Regiments 208, zu erkennen an der 208 auf dem Überzug der Pickelhaube (Original: Sammlung Jens Winter)

Fritz Eggert war dann bis zu seinem Tode am 20. September 1917 als Soldat im Krieg. Bei welchen Einheiten er genau gedient hat, lässt sich nicht genau feststellen. Fest steht, dass er 1917 als Unteroffizier im Infanterie-Regiment 451 diente. Das Regiment wurde am 12. Januar 1917 vom Stellvertretenden Generalkommando im III. Armeekorps aufgestellt. Im Regiment hat folgende Verluste während der Kampfeinsätze an der Front erlitten: 52 Offiziere sowie 953 Unteroffiziere und Mannschaften.

Undatierte Fotografie von Fritz Eggert (Original: Sammlung Jens Winter)
Undatierte Fotografie von Fritz Eggert (Original: Sammlung Jens Winter)

Das Regiment wurden nach der Aufstellung an der Westfront eingesetzt, nämlich vom 30. März bis 20. Juni bei Kämpfen an der Siegfriedfront, vom 21. Juni bis 30. August 1917 in der Siegfriedstellung sowie vom 30. August bis 30. September 1917 in Flandern.

Fritz Eggert ist am 20. September 1917 in St. Julie in Flandern, wie aus auf dem Familiengrab heißt, gefallen. Vermutlich handelt es sich um den Ort Sint Juliaan in der Nähe von Ypern. In den Verlustlisten des Volksbundes Deutsche Kriegsgräberfürsorge ist Fritz Eggert nicht verzeichnet. Sein Grab ist unbekannt.

Gedenkinschrift für Fritz Eggert auf dem Familiengrab der Familie Eggert auf dem Bromer Friedhof. (Foto: Jens Winter, Juli 2020)

Soldatenschicksale im 1. Weltkrieg – Hermann Eggert

Hermann Eggert wurde am 25. Mai 1894 geboren. Er war der jüngere Sohn des Bromer Steinmetzmeisters Friedrich Eggert. Wie sein Vater und auch sein ein Jahr älterer Bruder Friedrich Eggert erlernte er den Beruf des Steinmetz. Wann genau Hermann Eggert eingezogen wurde, ist bisher nicht bekannt. Laut der Inschrift auf der Familiengrabstätte Eggert war Hermann Musketier in der 12. Kompanie des Infanterie-Regiments 77, welches in Celle seinen Heimatstandort hatte.

Das Infanterie-Regiment 77 war bis 25. April 1915 an der Westfront eingesetzt. Vom 25. bis 30. April 1915 wurde es dann an die Ostfront verlegt, wo es auch bis 08. September 1915 blieb. Anschließend erfolgte die Verlegung zurück an die Westfront. Vom 27. September bis 18. Oktober 1915 kämpfte das Regiment in der Herbstschlacht in der Champagne mit, die vom 25. September bis 6. November 1915 andauerte. Hermann Eggert wurde seit dem 4. Oktober 1915 vermisst. Laut Inschrift im Familiengrab wurde er bei „St. Suple“ vermisst. Vermutlich handelt es sich bei diesem Ort um Saint Souplet. In den Verlustlisten des Volksbundes Deutsche Kriegsgräberfürsorge ist sein Name nicht verzeichnet. Entweder wurde er als unbekannter Soldat auf einem Soldatenfriedhof bestattet, weil möglicherweise seine Identität nicht geklärt werden konnte, oder er liegt noch immer unerkannt auf den Schlachtfeldern der Herbstschlacht in der Champagne.

Grabinschrift für Hermann Eggert auf der Familiengrabstelle Eggert auf dem Bromer Friedhof. (Foto: Jens Winter)
Grabstelle der Familie Eggert auf dem Bromer Friedhof, die von Steinmetzmeister Friedrich Eggert selbst angefertigt wurde. Links am Rand die Inschrift für den 1915 gefallenen Hermann Eggert, rechts für den 1917 gefallenen Fritz Eggert. (Foto: Jens Winter, Juli 2020)

Die Nachricht vom Tode Hermann Eggerts hat sich bei anderen Bromern, die auch als Soldaten im 1. Weltkrieg mitkämpften, nicht so schnell herumgesprochen. Vermutlich haben viele Soldaten erst bei Heimaturlauben davon erfahren. Am 17. April 1916 schrieb Louis Buchmüller, Nachbar der Eggerts und ebenfalls Soldat an der Front, eine Feldpostkarte an Friedrich Eggert:

Geschrieben den 17ten April 1916

Sehr geehrter Herr Nachbar!

Werte Familie Eggert, heute erhielt ich die traurige Nachricht das Euer Sohn Hermann gefallen ist spreche hiermit meine herzliche Teilnahme aus und nehme an den traurigen Geschicken teil. Ich teile das Osterfest mit Euch allen. Ich muß Tag vor Ostern wieder in Stellung, bin bis jetzt noch gesund und munter, dieselbe hoffe ich von Euch daheim. Viele Grüße aus Feindesland sendet Euch Euer Nachbar Louis Buchmüller

Feldpostkarte von Louis Buchmüller an Friedrich Eggert (Original: Sammlung Jens Winter)

Am 29. Dezember 1916 schrieb Otto Bannier einen Feldpostbrief an Friedrich Eggert. Darin erkundigt er sich nach Hermann Eggert. Otto Bannier hatte auch über ein Jahr, nachdem Hermann Eggert vermisst wurde, keine Kenntnis von dessen Schicksal! Er schreibt:

29. Dezember 1916

Liebe Familie Eggert!

Für die herzl Weihnachtsgrüße und die freundlichen Gaben sage ich Ihnen meinen herzl Dank. Nun ist das dritte Kriegsweihnachtsfest vorüber und immer noch keinen Frieden. Aber wir hoffen doch daß uns das neue Jahr den Frieden bringen wird. Wie geht es Fritz? Der alte Schwede hat doch noch kein Wort von sich hören lassen. Hoffentlich braucht er nicht wieder mit raus.

In der Hoffnung daß es Ihnen allen recht gut geht sendet Ihnen die herzl Grüße und wünscht Ihnen ein frohes neues Jahr Ihr Otto Bannier

Feldpostbrief von Otto Bannier an Friedrich Eggert vom 29. Dezember 1916. (Original: Sammlung Jens Winter)

Soldatenschicksale im 1. Weltkrieg – Der Bromer Töpfermeister Heinrich Buhle

Vom Bromer Töpfermeister Heinrich Buhle, geboren am 18. März 1874 in Calbe an der Saale, sind insgesamt zwei Feldpostkarten erhalten. Eine schrieb er am 3. Mai 1917 an seine Familie in Brome. Die andere, leider undatierte Feldpostkarte schrieb er an seine Tochter Martha. Mit seiner Ehefrau Minna hatte er die beiden Töchter Martha und Lieschen. Sie wohnten in der Hauptstraße 30 in Brome. Erst mit 41 Jahren wurde Heinrich Buhle eingezogen und diente in der 4. Kompanie des Landsturm-Infanterie-Bataillons 22, I. Sein Einsatzgebiet war an der Ostfront. Heinrich Buhle ist am 22. Juli 1917 in Russland im Alter von 43 Jahren gefallen. In den Verlustlisten des Volksbundes Deutsche Kriegsgräberfürsorge ist sein Name nicht verzeichnet. Der Ort seines Grabes ist unbekannt.

Hier nun die beiden erhaltenen Feldpostkarten. Die Texte der werden wie im Original wiedergegeben. Abkürzungen werden nicht aufgelöst. Auch Rechtschreibung und Zeichensetzungen werden beibehalten. Wir beginnen mit der undatierten Feldpostkarten an seine Tochter Martha.

Meine Liebe Martha!

Gestern erh. ich deinen lieben Brief, besten Dank. Es freut mich das Ihr jetzt gut lernt in der Schule. Da habt ihr nun wohl gar keine Zeit Schlittschuh zu laufen? Wie du schreibst kann Lieschen auch schon etwas, ich habe Angst wenn Sie erst richtig laufen kann das Sie mal zu weit läuft u. findet sich nicht wieder zu Hause, da paß man gut auf. – L. M. sieh zu das du das Kaspern gut lernst, wenn ich wieder komme reise wir nach die Jahrmärkte u. machen dann Kasperteater. Mit geht’s noch gut, Euch all wohl auch.

Herzl. Grüße u. Küsse sendet dir d. lieber Pappa

Grüße an Alle

Vorder- und Rückseite der undatierten Feldpostkarte von Heinrich Buhle an seine Tochter Martha (Original: Sammlung Jens Winter)

Im Felde, d. 3 Mai 1917

Meine Lieben! Im Fall wenn Ihr meinen Brief v. 1.5. nicht erh. habt schicke ich Euch noch eine Aufnahme. Euren Brief v. 27.4. erh. ich gestern, auch das Paket 18 mit Gellen, es schmeckt sehr schön. Es freut mich das ihr die Kartoffeln in die Erde habt. Wenn Großv. nun das Gaben nicht zu viel wird, freue mich aber das es Ihm wieder gut geht. Wie ist es denn mit Großmutter? nächstens mehr.

Wieder herzl Gr. u. K. Euer Heinrich u. Pappa

Vorder- und Rückseite der Feldpostkarte vom 3. Mai 1917. Vermutlich ist Heinrich Buhle einer der vier abgebildeten Soldaten. Leider können wir ihn wegen fehlender Vergleichsfotografien nicht identifizieren. (Original: Sammlung Jens Winter)

Eine Feldpostkarte vom 27. August 1916 von der Westfront in Frankreich nach Brome

Feldpostkarten und Feldpostbriefe aus dem 1. Weltkrieg sind sehr interessante Überrestquellen. Nicht immer stehen genaue und wertvolle Informationen zum Kriegsgeschehen auf den Karten – denn die Bekanntgabe dieser Informationen wurde durch die Zensur unterbunden. Aber können Feldpostkarten wichtige persönliche Eindrücke über das Kriegsgeschehen vermitteln. Als Beispiel wird hier eine Feldpostkarte des Armierungssoldaten Wolterstorff, dessen Vorname leider nicht vermerkt ist, an seine Schwager Friedrich Eggert, Steinmetzmeister in Brome wiedergegeben. Wolterstorff schrieb die Karte an der Westfront in Frankreich am 27. August 1916. Der Text der Karte sei hier ohne Korrekturen wiedergegeben:

Frankreich 27.8.16

Lieber Schwager und Familie!

Einen ersten Kriegsgruß aus Feindesland bin schon einige Tage hier, ist nichts genaues hier, wenn dieser schreckliche Krieg nur erst zu Ende wäre aber die Kanonen blitzen und donnern fortwährend Tag und Nacht. Der Engländer läßt uns keine Ruhe. Gestern ist ein franz. Flieger herunter geschossen den ersten den ich abstürzen gesehen in einem Moment war er in Flammen gehült. Nun wünsche ich Euch allen daß es Euch noch gut geht wie es mir auch noch geht.

Auf Wiedersehen

Dein Schwager

Arm. Sold. Wolterstorff

Arm. Battl. 71 – 4. Kampn.

17. Armeekorps

Westen

Vorder- und Rückseite der Feldpostkarte von Armierungssoldat Wolterstorff an seinen Schwager Friedrich Eggert, Steinmetzmeister in Brome (Original: Sammlung Jens Winter)

Der Soldat Wolterstorff schildert auf dieser Postkarte seine ersten Eindrücke vom Kriegsgeschehen an der Westfront in Frankreich im August 1916. Anscheinen war er noch nicht allzu lange Soldat, wie er selbst schreibt. Sehr eindringlich schildert er das permanente Donnern der Geschütze an der Front. Auch schildert er kurz den Absturz eines französischen Flugzeugs. Damals war der Einsatz von Flugzeug im Krieg neu, so dass es auch für ihn wie eine kleine Sensation gewirkt haben muss, ein französisches Flugzeug abstürzen zu sehen. Insgesamt schätzt er den Krieg als schrecklich ein, was er auch mit so gut wie allen Worten dieser kurzen Feldpostkarte ausdrückt.

Erich Harling: Das Ende des Dritten Reiches in Brome

Der Museums- und Heimatverein Brome e.V. freut sich, die Erinnerungen von Erich Harling von 1929 bis in die Nachkriegszeit veröffentlichen zu können. Leider kann dies nicht im Rahmen einer Museumsplauderei geschehen. Deshalb werden wir hier einen Auszug aus den Erinnerungen der Öffentlichkeit präsentieren – nämlich den April 1945 mit dem Einmarsch der Amerikanischen Truppen.

Das 52 Seiten umfassende Heft kann für 6,00 € im Museum Burg Brome oder beim 1. Vorsitzenden Jens Winter erworben werden!

Als der Monat April 1945 begann, wurde die Zeit immer unruhiger. Deutsche Truppen, das heißt, was noch übriggeblieben war, Flüchtlinge und zu hunderten russische Kriegsgefangene fluteten vor den Amerikanern und Engländern zurück in Richtung Osten. Um den 8./9. April 1945 kam der Befehl, alle Männer des Ortes mussten sich zum Bau von zwei Panzersperren in Brome melden. Hierdurch sollten die feindlichen Panzer aufgehalten werden. Es war zum Lachen. Dicke Bäume wurden gefällt und eingegraben. Dazwischen ein Hohlraum von ca. zwei bis drei Metern. Dieser Hohlraum wurde mit Sand und alten Wagenachsen aufgefüllt. Es hieß, es gäbe Feindpanzer, die vorne eine Säge hätten und Holzsperren zersägten. Eine Sperre stand zwischen den Wohnhäusern Otto Dörries und Albert Wieblitz in der Bahnhofstraße und eine Sperre zwischen dem heutigen Blumenhaus Bröcker und dem Haus von Schuh-Franke in der Braunschweigerstraße. Ein noch in der Mitte bestehender schmaler Durchlass für etwa noch zurückgehende deutsche Verbände sollte dann kurz vor der Besetzung durch die Amis geschlossen werden.

Als dann in der Nacht vom 10. zum 11. April 1945 zwei deutsche Jagdpanzer die Bahnhofsstraße herunterfuhren, lag die halbe Sperre um. Die beiden Panzer hielten in der Nacht vor unserer Haustür. Die Besatzung fragte meinen Vater, der aus dem Fenster schaute, nach dem Weg nach Kusey. Kusey ist Sammelpunkt gewesen. Die beiden Kolosse drehten dann bei Dr. Andrae. Hierbei wurden mehrere Bordsteine herausgerissen. Am 11. April hielten um die Mittagszeit nochmals mehrere Panzer an der Kreuzung in der Ortsmitte. Da ich immer noch statt einer Mütze ein „Keppi“ Schiffchen von der Marine Hitlerjugend bei der Arbeit trug, riet mir der Panzersoldat, das Ding schnell abzusetzen, denn die Amerikaner seien bald hier und ich könnte als Soldat behandelt werden und Schwierigkeiten bekommen. Das Ding hab ich dann sicherheitshalber gleich abgesetzt.

Was ist nun aus den beiden Sperren geworden? Wehe, die Amerikaner hätten sie entdeckt. Brome wäre dann bestimmt ein Trümmerhaufen geworden. Gott sei Dank gab es in Brome einige tapfere und beherzte Männer. Einer war Reinhold Schaefer. Er rief alle Männer zusammen, um die Panzersperren abzureißen. Der Ortsgruppenleiter der NSDAP, Otto Bannier, wollte ihn daran hindern. Reinhold Schaefer hat dann eine Pistole gezogen und auf Bannier einen Schuss abgegeben. Das hat ihn dann doch geschockt. Ich musste noch am 11. April 1945 wegen der Sperre, die in der Bahnhofstraße stand, einen Brief von Herrn Dörries an seinen Bekannten Herrn Mennicke nach Nettgau senden. Herr Mennicke müsste sofort anspannen und die Angehörigen von Herrn Dörries abholen. Es ging hierbei um die große Gefahr, die von der Panzersperre ausging. Ich war heilfroh, als ich Brome wieder erreicht hatte, denn in Wendischbrome randalierten bereits die Kriegsgefangenen. Hier angekommen zogen bereits die letzten deutschen Soldaten zu Fuß, per Fahrrad noch zum Teil motorisiert durch Brome. Gegen Mittag machten wir dann die Werkstatt dicht. Zu Hause angekommen schliefen in unserem Wohnzimmer zwei deutsche Soldaten. Es sind zwei Fahrer einer deutschen Funkstation gewesen, die sich auf dem Balkon des Blumenhauses Bröcker (früher Wohnhaus Franz Erdmann) eingenistet hatten. Plötzlich kam der Befehl, dass diese Funkstation Brome sofort verlassen musste. Der eine Soldat sagte noch zu meiner Mutter: „Nun müssen sie sich dem fügen, was auf sie zukommen wird.“ Nachdem die beiden noch schnell ein paar Happen gegessen hatten, haben sie Brome als letzte deutsche Soldaten verlassen.

Am späten Nachmittag des 11. April hörten wir dann ein fernes Grummeln. Durch einen Anruf, den Bäcker Heinrich Böhm von Fritz Lange aus Zicherie erhielt, sprach es sich dann in Brome schnell herum, dass die amerikanischen Panzer von Bergfeld-Parsau kommend bereits durch Zicherie in Richtung Jahrstedt-Kunrau fuhren. Bestätigt wurde dann am Abend diese Meldung von dem Polen „Midjeslaus“, der sich von meinem Vater ein Fahrrad geliehen und sich die Amerikaner angeschaut hatte. Das Fahrrad hat er prompt zurückgebracht. Midjeslaus hat mich dann ein paar Tage später gewarnt, ich sollte mich lieber verstecken, die Amis könnten mich als 16jährigen unter Umständen mitnehmen. Am 12. April war Brome immer noch feindfrei. Also trieb auch mich die Neugierde nach Zicherie. Mit mir fuhr der kleine Ferdinand Busse, genannt „Nante“. Beide mit dem Fahrrad. Oben bei Neumanns lag ein ausgebrannter PKW. Als wir die ersten Häuser in Zicherie erreicht hatten, schaute eine Frau aus dem Giebelfenster und rief uns zu, wir sollten schnell kehrt machen, denn in Zicherie sei strengste Ausgangssperre von den Amerikanern angeordnet worden. Dem aber nicht genug. Am Nachmittag bin ich dann mit Heinz Lüthe nochmal nach „Grothen Schweineweide“ gegangen. Hier sind wir in einen Baum geklettert, von wo wir die Straße Böckwitz-Jahrstedt gut übersehen konnten. Das Bild werde ich nie vergessen. Panzer auf Panzer, LKWs und Jeeps. Immer Richtung Jahrstedt. Als wir nach Brome zurückkamen, herrschte immer noch Ruhe.

Doch das sollte sich am Morgen des 13. April 1945 ändern. Ein herrlicher Frühlingstag mit hochsommerlichen Temperaturen. Es war der Geburtstag von Reinhold Schaefer, als morgens gegen 9 Uhr zwei amerikanische „Sankas“ Sanitätsfahrzeuge von Voitze kommend die Braunschweigerstraße in Richtung Zicherie befuhren. Diese sollten mit ihrem großen roten Kreuz wohl auskundschaften, ob Brome feindfrei ist. Denn schon eine halbe Stunde später kamen die ersten drei Panzer aus Richtung Voitze. Einer kam die Bahnhofsstraße heruntergefahren. Am Tülauer Feldweg, der sogenannte „Taterpfahl“, bogen zwei nach rechts ab, Richtung Wohnhaus Neumann. Jetzt fuhr einer langsam die Braunschweigerstraße hinunter. Der dritte Panzer fuhr den Gifhorner Weg weiter nach Steimke bis zum „Vietchen Busch“ an der Bromer Straße und dann Richtung Brome. Dieses hat mir damals Walter Neumann erzählt, der dies gesehen hat. Diese drei Panzer waren amerikanische „Shermans“. Sie fuhren alle drei langsam die Ortsmitte an. Ich höre noch heute das Gequake in ihrem Sprechfunk. Die Auspuff-Endrohre zeigten nach unten. Wenn sie Gas gaben, war alles eine Staubwolke. Jetzt näherten sich die ersten LKWS mit aufgesessener Infanterie. Hier sah ich dann den ersten Neger. Immer zwei Soldaten gingen von Haus zu Haus und fragten: „Niks Soldat, niks Pistol?“ Zu uns kamen zwei verwegene Burschen mit bunten Halstüchern. Aber es ging alles gut. Wenn einer ein Jagd- oder Luftgewehr abgab, schlugen sie es über die Bordsteinplatten an der Straße in Stücke. Angst hatten sie gewaltig. Um die Mittagszeit ging es dann los. Panzer auf Panzer immer die Bahnhofstraße hinunter, ums Kriegerdenkmal herum, die Wasserstraße entlang in Richtung Steimke. Es dauerte nicht lange, da brach die Ohrebrücke bei Schuhmacher Mosel zusammen. Ein Halbkettenfahrzeug lag nun in der Ohre. Jetzt wurden die Fahrzeuge umgeleitet. Es ging um Blumes Eck herum, dann bis kurz vor der damaligen Baptisten-Kapelle links herum, um Lüthen Ecke wieder Richtung Steimke. Durch das Drehen der Panzer in den Kurven wurden nach kurzer Zeit die ersten Pflastersteine aus dem Straßenpflaster herausgerissen. Gegen Abend hatten sich dann fast einen Meter tiefe Löcher gebildet. Auf den Hausdächern lag der Staub zentimeterdick.

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