Erste urkundliche Erwähnung der Brauerei 1548

Die erste urkundliche Erwähnung des Bierbrauens im Flecken Brome findet sich im Vertrag über den Verkauf des Gutes Brome aus dem Jahr 1548. Damals verkaufte Fritz von der Schulenburg das Gut Brome an Christof von dem Knesebeck. In diesem Vertrag ist auch das Brauwesen, dass jährlich 100 Gulden Gewinn erwirtschaftete, erwähnt. Dazu heißt es: „Item die Brauwende, so mann op de Kröge browen will, kann mann wohl to dem wenigsten 100 Gulden des Jahrs veröwern und seinen freyen Druncke, so mann gelick Gersten und Hoppen kofft.“ Eine besondere Schwierigkeit für das Betreiben einer Brauerei in Brome lag darin, dass Gerste und Hopfen dazugekauft werden mussten. Denn besonders Gerste wurde nur in geringem Umfang auf dem Gut Brome angebaut. Dadurch waren die Herstellungskosten immer einem besonderen Druck ausgesetzt. Das war auch der Grund dafür, dass die von dem Knesebeck das Brauen nicht im großen Umfang betrieben haben, wie Hans Piper, der 70jährige Bromer Schweinehirte, im Jahr 1606 aussagte: „Die von Knesebeck hetten das Brauwerck nicht so starck treiben können, weil sie keinen fremden Gersten, besonders ihren Gersten, den sie alhier beym Hause gebauet, verbrauen.“ Wenn aber Gerste geerntet wurde, dann wurde das Bromer Bier auch von den drei Krügen im Flecken ausgeschenkt, so Piper. Ansonsten gab in den hiesigen Krügen Gardelegener oder Salzwedeler Bier.

Übernahme der Burg Brome durch die von Bartensleben 1584

Als die von Bartensleben die Burg Brome im Jahr 1584 von Jobst von dem Knesebeck erworben hatten, wurden ihnen laut Kaufvertrag auch die Braupfannen und anderen Braugeräte mit verkauft. Die von Bartensleben begannen sofort nach Erwerb mit dem Wiederaufbau der Burg Brome. Auch eine neue Brauerei wurde links im Erdgeschoss des Westflügels eingerichtet. Der noch heute erhaltene Kellerberg diente als Bierlager. Die Burg Brome diente nicht so sehr repräsentativen, als vielmehr wirtschaftlichen Zwecken.  Vor allem für die Pächter der Burg und des Gutes Brome war die Brauerei als zusätzliche Einnahmequelle sehr interessant. Hans Piper berichtet, dass Detmar Knorre, erster Pächter und Gerichtsschreiber unter denen von Bartensleben, das Brauwesen wieder in größerem Umfang betrieben hatte. Im Jahr 1594 erwarb er sogar einen der drei Bromer Krüge, nämlich den von Jürgen Allerstein, für einen Kaufpreis von 270 Thalern. Es scheint so, als ob er nur bis 1594 als Pächter  und Gerichtsschreiber tätig war und sich dann als Krüger in Brome niedergelassen hat. Wie lange er in Brome genau gelebt hat, ist aus den vorliegenden Quellen leider nicht zu erfahren. Wahrscheinlich ist er vor 1623 verstorben, denn in der Bierabrechnung des Jahres 1623 hat „Die Detmarsche“ ein Fass Bier bekommen. Nach Detmar Knorres Tod hat wohl seine Frau noch einige Zeit den Krug weiter betrieben und wurde als „die Detmarsche“ bezeichnet.

Von 1592 bis 1626 wurde die Brauerei mit einer Ausnahme  durchgehend betrieben. Der Gewinn und die Produktion unterlagen jedoch starken Schwankungen, vor allem wegen der stark schwankenden Gerstenpreise. Als Beispiel für die Entwicklung der Bierproduktion seien hier die Abrechnungen für die Bierproduktion zwischen 1592 – 1606 aufgeführt:

Jahr       Gewinn                Fass zum Verkauf

1592      42Th.                    ?

1593      35Th. 5gg.           ?

1595      79Th. 8gg.           ?

1599      50Th.                    50 Fass

1600      53Th. 2gg.           50 Fass

1601      34Th. 8gg.           50 Fass

1602      61Th.                    40 Fass

1606      209Th. 16gg.      54 Fass 1 Tonne

Im Jahr 1606 wurden insgesamt 54 Fass 1 Tonne vom Bromer Bier mit einem Gewinn von über 209 Thaler verkauft. Für das gleiche Jahr liegt eine Akziseabrechnung der Krüger im Brome Gericht vor, die uns darüber unterrichten, wie viel fremdes Bier in den Krügen in Brome, Altendorf und Zicherie ausgeschenkt wurde. Für das ausgeschenkte fremde Bier musste die Akzise an die von Bartensleben bezahlt werden. Detmar Knorre hatte demnach 44 ½ Fass Garley ausgeschenkt und musste dafür 4gg. pro Fass an Akzise bezahlen, insgesamt also 5 Thaler 18gg. Daniel Riesenberg schenkte 33 Fass aus, Karsten Hermes 8 ½ Fass, Christoff Maßien, Krüger in Altendorf, 25 Fass, Christoff Lüdeman, Krüger in Zicherie 2 Fass. Insgesamt wurden 113 Fass fremdes Bier ausgeschenkt und mit einer Summe von 14 Thaler 4gg. versteuert. Dem gegenüber stehen nur 54 Fass Bromer Bier. An diesen Zahlen wird deutlich, dass das in Brome gebraute Bier kaum ein Drittel des gesamten Bierausschanks ausmachte. Denn das Bier war, wie ich später noch ausführen werde, nicht sehr beliebt – weder bei den Krügern, noch bei den Kunden.

Das Braugeschäft in der Bromer Brauerei war großen Schwankungen unterworfen. Es gab sogar Jahre, in denen nicht oder nur für den Hausgebrauch gebraut wurde. So konnte für das Jahr 1610 kein Gewinn verbucht werden. Dazu heißt es in der Abrechnung: „So viel des Brauwerck auf diß Jahr belanget, hat solches nicht getrieben werden können, alldieweil der Gerste sehr hoch ins Geld gelauffen […].“ In dem Jahr wurde nur für den Hausgebrauch, aber nicht für den Verkauf an die Krüge gebraut, weil wegen des hohen Gerstenpreises ein wirtschaftliches Brauen nicht möglich war.

Im Jahr 1623 wurden in der Burg Brome insgesamt 90 ½ Fass Bier gebraut.  Davon wurden 43 Fass an die Krüger in Brome, Altendorf und Zicherie verkauft. Insgesamt 23 Fass wurden anderweitig verkauft. Der Rest decke den Eigenbedarf der Burg ab.

Auswirkungen des Dreißigjährigen Krieges auf die Burg Brome

Der Dreißigjährige Krieg (1618-48) hatte auch in Brome seine Spuren hinterlassen. Die Schäden durch durchziehende Truppen waren so groß, dass noch im Jahr 1661 noch immer fünf Bromer Halbhöfe wüst oder unbebaut waren. Die größte Katastrophe ereignete sich im Jahr 1626. Darüber berichtet der bartenslebensche Amtmann Johann Behrens:

„Den 3ten April Anno 1626 ist der Capitain Johann von Dießkau mit seiner Fräulein zu Brohme und etwa 50 Pferden angelanget. Und ist in solchen Durchzuge in währenden 10 Tagen aufm Haus Brohme aufgangen 4 Faß Haußbier zu 7 Thlr., ist sämtlich 28 Thlr., 2 Tonnen Bier des Capitains Hofemeister 6 Thlr. [Es ist zu] Schade und Ungelegenheit [gekommen], so aus dem Brande entstanden. Das Brauwerck ist dadurch niedergeleget.“

Durch den Durchzug der Truppen wurden Teile des Fleckens und der Burg in Schutt und Asche gelegt. In der Burg Brome wurde das Brauwerk zerstört, mit ihm möglicherweise auch Teile der Burg Brome. Auch im Flecken waren große Schäden zu verzeichnen. So brannte u.a. der Kirchturm ab.

Trotz der Schäden fand sich wieder ein Pächter für die Burg Brome. Im Jahr 1634 wurde sie an Güntzel Klingbeil verpachtet. Aber die von Bartensleben behalten sich den Zoll, das Brauwerk, die Amtssachen und Jagden zur eigenen Verwendung vor. Vereinbart wurde auch, dass die von Bartensleben 1/3 der durch durchziehende Truppen entstandenen Schäden übernehmen, der Pächter Klingbeil aber 2/3. Das Brauwerk wurde wahrscheinlich nach dem Brand nicht wieder in Stand gesetzt. Höchstwahrscheinlich wurde überhaupt kein Bier mehr gebraut. Erst im neuen Pachtvertrag von 1653 zwischen denen von Bartensleben und Klingbeil wird vereinbart, dass die von Bartensleben aus ihren „Pensionsgeldern“ notdürftig neues Braugerät kaufen sollten. Im Gegenzug erhielt der Pächter das Recht, Bier – also Zwangsbier – an die hiesigen Krüge zu verkaufen. Natürlich waren die Krüger damit nicht einverstanden und sie versuchten, sich gegen das Zwangsbier zu wehren. Klingbeil seinerseits zog im Jahr 1655 vor das Landgericht in Celle, um gegen die aufständischen Bromer Krüger zu prozessieren und bekam schließlich sogar Recht. Die Bromer Krüger wurde zur Abnahme des Bieres gezwungen. Die alte Ordnung war damit wieder hergestellt.

Schlechter Zustand der Burg Brome im 17. Jahrhundert

Die finanzielle Lage derer von Bartensleben war um die Mitte des 17. Jahrhunderts alles andere als gut. Sie hatten Schulden von insgesamt 8000 Thalern angehäuft und dachten deshalb über einen Verkauf der Burg Brome für eben diese Summe nach. Güntzel Klingbeil bekundete Interesse am Kauf. Er wollte die Notlage ausnutzen und bot deshalb nur 6000 Thaler, was selbstverständlich für die von Bartensleben ein unannehmbares Angebot darstellte. Sie selbst hatten die Burg im Jahr 1583 zu einem Kaufpreis von 16000 Thaler erworben. Innerhalb von nur 80 Jahren war der Wert um die Hälfte gesunken, was sicherlich auf die im Dreißigjährigen Krieg entstandenen Schäden zurück zu führen ist. Im Zuge der Verkaufspläne verfasste der Knesebecker Amtmann Wilhelm Schulze im Jahr 1661 einen sehr aufschlussreichen Bericht über den Zustand der Burg Brome, in dem er auch den Verkaufswert der Burg bestimmte. Den Zustand der Gebäude beschrieb er mit den folgenden schonungslosen und in keiner Weise beschönigenden Worten:

„Daß Wohnhauß mit einem Graben ümbzogen, etwas Bawfellig und sehr Tachloß. Vorwerck, Scheune und Schaffstall, alles zimblich Tachloß. Der übrigen und nottürfftigen stelle seindt nicht viel nutzbahr befindtlich.“

Die Gebäude der Burg waren also in einem jämmerlichen Zustand: baufällig und teilweise dachlos.

Auch das Brauwesen erwähnt Schultze in seinem Bericht:

„[Der Brauhandel] ist nicht sonderlich getrieben, Weil alhie kein Gerste wechßet, muß gekauffet werden, Eß fellet auch kein guht Bier, Unnd ist deßen kein Abgang, Die Leüte sein der Garley gewohnt, Dahero dies vast nicht höher alß auff die Notturfft fürs Gesinde zurechnen stehet.“

Der Zustand des Brauhandels in Brome war alles andere als gut. Zum einen war die Herstellung des Bieres kostspielig, weil Gerste teuer von außerhalb eingekauft werden musste. Zum anderen war die Qualität des Bromer Bieres schlecht, so dass es eigentlich nur vom Gesinde getrunken wurde – wenn es nicht zu umgehen war.

Der Verkauf an Klingbeil war gescheitert. So schnell wie möglich wollten die von Bartensleben nun ihren missliebigen Pächter loswerden. Allerdings konnte dieser nur durch einen  Gang vor Gericht wieder von der Burg Brome vertrieben werden. Als Klingbeil Jahre später über das Brauwesen in Brome befragt wurde, sagte er aus, „daß die Krügers das Haußbier bey Fäßern und Tonnen nehmen, man sie aber nur nicht damit überhäuffen müste.“ Die Bromer Krüger wollten das Bromer Bier einfach nicht verkaufen.

Von 1663 an wurde die Burg Brome an den Helmstedter Professor Doktor Hermann Conringen zu den gleichen Konditionen wie an Klingbeil verpachtet. Auch er setzt das Bierbrauen fort und versuchte den Bierzwang durchzusetzen. Später bewirtschaftete Joachim Friedrich von Bartensleben selbst das Gut Brome bis zu seinem Tode im Jahr 1690. Doch viel Wert legte er wohl nicht auf das Brauwesen, denn zu seiner Zeit wurde nur Braun- und Bitterbier gebraut. Auch gab es keinen eigenen Braumeister, wie im Jahr 1725 der alte Christoph Isensee, ein Mann von damals 67 Jahren, berichtete: „Einen Braumeister hätte [Joachim Friedrich von Bartensleben] […] nicht gehabt[,] sondern es wäre von des seel[igen] Vogts Kloppens Frau[,] auch dann und wann von den wolffsburgischen Braumeistern gebrauen worden.“

Dann pachtete der Amtmann Georg Gebhard Koven die Burg Brome (1691 – 98), setzte die Braunahrung fort und wollte den Bierzwang wieder einführen. Er war so sehr interessiert am Brauwesen, dass er sogar einen Braumeister eingestellt hatte. Er hat Breyhan, Merzen und Braunbier brauen lassen und es bis nach Lüchow, Dannenberg und Salzwedel verkauft. Natürlich wehrten sich die Bromer Krüger wieder gerichtlich gegen den Bierzwang. Zwar wurden sie nicht vom Bierzwang befreit, aber dennoch wurde ihnen im Urteil vom 22.August 1694 zugestanden, fremdes Bier ausschenken zu dürfen, solange sie die Akzise dafür entrichteten.

Niedergang der Produktion

In der Zeit von 1698 bis 1718 wurde in der Bromer Brauerei nicht mehr für den Verkauf, sondern nur noch in sehr eingeschränktem Maße für den Eigenbedarf gebraut. So heißt es in einem Bericht des Gutsverwalters Hergetius aus dem Jahr 1725: „Nachdem nun gedachter Amtmann Kove[n] von hier weggezogen, so wäre der Verwalter Hans Jacob [Hermes] seel[iger] hier [her]gekommen, welcher denn durch den jetzo noch lebenden alten Heinrich Kloppen, so damahls Dräscher aufm Hochadel[igen] Hause gedienet, das Brauen mitversehen laßen.“ Einen eigenen Braumeister hat es zu dieser Zeit nicht mehr gegeben. Vielmehr verstand sich der Drescher Heinrich Klopp auf das Bierbrauen.

Auch der neue Pächter Eduard Wiedemann (1718-24) setzte den Brauhandel nicht sonderlich fort, denn „solches ist wohl theils einer schlecht geführten Haushaltung, theils dem theuren Kornpreiße zuzuschreiben“.

Als die von Bartensleben im Jahr 1725 den Verwalter J.G. Hergetius einsetzten, führten sie das Brauwesen ohne Anzeige beim Amt Knesebeck fort. Darüber beschwerte sich der Knesebecker Amtmann Weinrebe, „daß man zu Brohme seit etlichen Jahren zu brauen angefangen, da doch seit 20 bis 30 Jahren daselbst nicht gebrauet sey und mithin der Brohmischen etwaige Befugniß [wegen Nichtgebraucht verfallen sei].“ Der daraufhin angestrengte Prozess zwischen dem Amt Knesebeck und denen von Bartensleben  zog sich bis 1734 hin. Die von Bartensleben konnten im Prozess ihren Besitz des Braurechts nachweisen. Dieses wurde aber durch den Nichtgebrauch  nicht unwirksam. Die Braurechte blieben bestehen. Daraufhin wurde der Prozess nicht weiter fortgesetzt.

Aussterben derer von Bartensleben 1742

Mit dem Aussterben derer von Bartensleben ging die Burg Brome im Jahr 1742 in den Besitz derer von der Schulenburg über. Das Brauen wurde im Jahr 1668 beendet und bis 1782 nicht wieder aufgenommen. Nachrichten über das Bierbrauen nach 1782 sind mir bisher nicht bekannt.

Spuren der Brauerei heute

Während der Sanierungsarbeiten an der Burg Brome wurden Reste der Brauerei im Erdgeschoss entdeckt. Diese Reste sind heute für Besucher der Burg Brome unter dem Glaspodest im Eingangsbereich sichtbar.