Ein Blog des Museums- und Heimatvereins Brome e.V.

Kategorie: Altendorf (Seite 5 von 5)

Heinz Blanke – Lebenszeichen aus dem 2. Weltkrieg

In dem Nachlass meines Schwiegervaters fanden sich die gesammelten Briefe, Karten und Zeichnungen seines erstgeborenen Sohnes, die dieser von seiner Grundausbildung in Salzwedel und aus dem Russlandfeldzug an seine Eltern geschickt hatte.

Mein mir unbekannter Schwager Heinz Blanke ist mir durch die Lektüre seiner schriftlichen Lebenszeichen nahe gekommen. Ich kannte bisher nur ein Foto von ihm, das ihn als Jungen mit einer zeittypischen Frisur und dadurch betont abstehenden Ohren zeigt. Seine Schreiben, die eine Facette des Lebens an der Front im 2. Weltkrieg widerspiegeln, fand ich so eindrucksvoll, dass ich sie für meine Angehörigen und diesen Artikel gesichtet und zusammengefasst habe. Heinz war 18 Jahre alt, als er im April 1942 zum Militär nach Salzwedel eingezogen wurde. Mit großer Anhänglichkeit schrieb er von dort häufig an seine Eltern und auch oft mit einer Bitte um eine Kleinigkeit, die ihm im Alltag fehlte. Die Eltern hielten engen Kontakt zu ihm und erfüllten, wenn sie es in dieser Kriegszeit möglich machen konnten, seine kleinen Wünsche.

Die Offizierslaufbahn lehnte er ab und blieb deshalb einfacher Soldat. Im Juli 1942 wurden er und die Kameraden seines Zuges feldmäßig eingekleidet und anschließend per Güterwagen auf die Reise über Halberstadt und Berlin nach Frankfurt/Oder gefahren. Wenige Tage später schon durchquerten sie Polen, dann Litauen und Lettland und befanden sich bald danach am Dnjepr.

„Wer hätte gedacht, daß ich noch einmal eine solche Reise machen würde?“ schrieb Heinz am 20. Juli an seine Eltern. Die weite russische Landschaft gefiel ihm sehr und in dieser stillen, weiten Natur zu leben, konnte er sich für die Zeit nach dem Kriege gut vorstellen. Die Idylle war jedoch trügerisch, der Krieg war immer nahe. Die überfallenen Russen verteidigten ihr Land mit großer Entschlossenheit und ohne Rücksicht auf eigene Opfer. Heinz und seine Kameraden wurden in ihren Stellungen immer wieder mit Granaten  und Bomben eingedeckt.

In vielen seiner Schreiben kam zum Ausdruck, dass er die Heimat, sein gewohntes Umfeld und vor allem die Eltern sehr vermisste. Über jedes Schreiben, das ihn erreichte und jedes Päckchen freute er sich riesig. Voller Sehnsucht und Ungeduld erwartete er das nächste Schreiben. Den Satz „Nun werde ich sicher auch bald Post erhalten“, konnte ich immer wieder auf seinen Karten und in seinen Briefen lesen.

Zugelassen als Sendung an die Front waren Postkarten und Briefsendungen bis 250g, Päckchen bis 1kg. Die Versorgung der Soldaten war häufig schlecht und Hunger war schon im August 1942 ein ständiger Begleiter. Heinz bat seine Eltern mehrfach um Puddingpulver, das er sich wie seine Kameraden mit Wasser und Zucker kochen wollte, um den knurrenden Magen zu füllen.

Ab und zu wurden aber auch Zigarren, Zigaretten, Alkohol, Schokolade und Bonbons von der Einheit an die Soldaten so reichlich ausgeteilt, dass sie davon noch abgeben und einiges in die Heimat schicken konnten.

Im August musste Heinz, wie andere junge Soldaten auch, eine offizielle schriftliche Erklärung auf einem offiziellen Formblatt abgeben. „Nach sorgfältiger Prüfung der mir zur Verfügung stehenden Unterlagen, erkläre ich pflichtgemäß, daß ich – meine Ehefrau – kein jüdischer Mischling bin“, stand in dem amtlichen Formular zu lesen.

Noch im 1. Weltkrieg hatten fast 100.000 jüdische Soldaten für Deutschland gekämpft, Zehntausende fielen oder wurden schwer verwundet. Im sogenannten Dritten Reich  wurden viele der Juden, die diesen Horror überlebt hatten, im Holocaust ermordet. Der Antisemitismus war Staatsdoktrin geworden.

Inzwischen ging der Krieg an allen Fronten erbittert weiter. Heinz konnte in seinem Frontabschnitt deutlich den Gesang der russischen Gegner und das Klappern ihrer Kochgeschirre hören, so nahe waren sich die feindlichen Verbände gekommen.

Anfang Oktober waren die Nächte schon sehr kalt. Heinz schrieb an seine Eltern: „…die Russen versuchen jetzt, ….. uns in Nahkämpfe zu verwickeln. So stehen wir jetzt immer mit einem kurzen Spaten und Handgranaten bewaffnet Wache. Man muss gewaltig aufpassen. Augenblicklich sind die Nächte mächtig dunkel, da der Himmel bewölkt ist und es regnet dauernd“.

Im September fragte Heinz aus dem fernen Russland wieder um Puddingpulver an. „Kann man bei euch noch Puddingpulver kaufen? Wenn Ihr keinen Zucker habt, so schickt es mir ohne“. Er wusste, dass die Versorgungssituation in der Heimat auch bereits sehr angespannt war. Eine andere Bitte betraf eine Mundharmonika. Das kleine Instrument sollte ihm an der Front ein musikalischer Begleiter für stille Stunden sein. In weiteren Schreiben äußerte er die Bitte nach Kleinigkeiten, die ihm das Leben erträglicher machen konnten, wie ein Taschenmesser, einen Bleistift, ein Radiergummi und einen Kohlestift für seine Zeichnungen. Heinz war ein begabter Zeichner, wie aus den von seinem Vater verwahrten Bildern hervorgeht. Einige neue Zeichnungen schickte er von der Front.

Zeichnung seiner Mutter, die Heinz Blanke angefertigt hat.

Im Oktober schrieb Heinz, dass zeitig gefallener Schnee bald wieder aufgetaut war und den Boden in Schlamm verwandelt hatte. Das Leben in den Unterständen und Gräben, in Dreck und Kälte wurde immer schwieriger, und so wanderten die Gedanken des jungen Soldaten noch häufiger zur Heimat und zu den Eltern. Deren Briefe wurden nicht nur gelesen, „… sondern fast auswendig gelernt“.

„…freue ich mich über eure Post. Es ist doch immer etwas Heimat, was man dort gebracht bekommt. …Jeder schwärmt von zu Hause und schmiedet Pläne, was er alles nach dem Kriege machen will. So kommt es jedem noch einmal zu Bewußtsein, wie gut er es doch zu Hause bei Muttern gehabt hat.“

Die Soldaten durften selbstverständlich nicht mitteilen, wo an der Front sie sich gerade aufhielten. Um trotzdem einen Kontakt zu ermöglichen, gab es Feldpostnummern, eine Art Postleitzahl.

Heinz wurde ebenso wie seine Kameraden auch an andere Frontabschnitte versetzt. Danach berichtet er u.a.: „Seit 4 Tagen habe ich nicht geschlafen. Nachts stehen wir 14 Stunden Wache……. Die letzten Tage verbrachten wir nur im Graben oder im Unterstand. Dabei mußten wir aufpassen, daß wir den Kopf nicht zu weit über den Grabenrand steckten. Das Essen holten wir in Kanistern. Es mußte dann jedesmal aufgetaut werden. Brot und Aufstrich, alles ist hart…“

Und „Viele, die mit mir in Salzwedel waren, sind schon nicht mehr.“

Am 12. Dezember wurde Heinz 19 Jahre alt, rechtzeitig zu diesem Tag kam ein Geburtstagspäckchen von zu Hause bei ihm an. Die Weihnachtstage musste er auf Posten zubringen, und dort dachte er wehmütig und voller Heimweh an das Weihnachtsfest im elterlichen Haus. „Wir hatten schon vor einigen Tagen eine Weihnachtsfeier, da wir an den Festtagen wohl nicht dazu kommen.“ schrieb er den Eltern. In seiner Einheit wurden in diesen Tagen reichlich Leckereien wie Schokolade, Drops, Semmel, Kekse und Zigaretten ausgegeben.

Auch am Silvesterabend stand Heinz auf Wache und stellte sich die bange Frage, was das neue Jahr ihm wohl bringen würde. Sicher wohl die Geburt eines Geschwisterchens. Das wusste er, und darauf freute er sich sehr. Eigentlich hätte er wohl gerne eine Schwester gehabt, war dann aber auch froh über den kleinen Bruder, von dessen Geburt  Anfang Januar er kurze Zeit später erfuhr.

Der Krieg ging unterdessen mit großer Härte weiter. „4 feindliche Angriffe haben wir abgewehrt, davon 2 Panzerangriffe. Im Wehrmachtsbericht wird es wieder heißen, daß im mittleren Frontabschnitt einige Panzer abgeschossen sind. Aber was das heißt, wird man sich in der Heimat kaum vorstellen können. Es ist auch nur gut so.“

In einem weiteren Brief schilderte Heinz eine erfolgreiche Kampfhandlung und beschrieb seinen persönlichen Zustand so: „Mir geht es verhältnismäßig gut. Ich hatte mir die Füße etwas erfroren und die Hand verbrannt. Beides ist aber schon wieder so ziemlich geheilt.“ Gleichzeitig bereitete er seine Eltern darauf vor, dass er in der nächsten Zeit in Marsch gesetzt würde und wohl kaum Zeit zum Schreiben hätte. Post von ihm kam jetzt nur noch sporadisch, denn „augenblicklich heißt es marschieren und nochmals marschieren und nebenbei noch kämpfen…. Macht euch keine Sorgen.“

Das letzte Schreiben von Heinz datiert vom 24.03.1943. Wenige Tage später, am 03. April erhielt sein Vater die Nachricht:

„Am 28.3.1943 bei den Kämpfen ostwärts Karnowka ist Ihr Sohn Grenadier Heinz Blanke, getreu seinem Fahneneid, auf dem Felde der Ehre für Großdeutschland gefallen.

Die Kompanie wird Ihrem Sohn, der ein vorbildlicher Soldat und allseits beliebter Kamerad war, stets ein ehrenvolles Andenken bewahren.“ Dann folgte der Hinweis auf die letzte Ruhestätte und danach endete das Schreiben mit dem Satz: „Möge Ihnen die Gewißheit, daß Ihr Sohn sein Leben für den Bestand von Volk, Führer und Reich hingegeben hat, ein Trost in dem schweren Leid sein, das Sie getroffen hat.“

Mit diesem schwülstigen, verlogenen Text war von Seiten des Staates der Schlussstrich unter das Leben eines jungen Mannes gezogen, der wie viele andere in diesem schrecklichen, von Deutschland ausgehenden Krieg gestorben war, bevor er richtig gelebt hatte. Er hatte nicht nur seinen kleinen Bruder nicht mehr kennenlernen können, sein Leben war schon zu Ende, bevor er einen Beruf erlernen, eine Partnerschaft eingehen und eine Familie gründen konnte.   Mich erfüllt Trauer, wenn ich an die vielen jungen, hoffnungsvollen Menschen denke, die in diesem Krieg für eine unwürdige Sache gekämpft und ihr Leben verloren haben. Der Nationalsozialismus hat nicht nur sie auf dem Gewissen, sondern Millionen von Menschen, die Opfer dieses Weltkrieges und von rassistischer Verfolgung wurden. Ich habe die große Hoffnung, dass unsere Demokratie, die uns bisher so viele Friedensjahre beschert hat, stabil bleibt und das Leben meiner Enkel in friedlicheren Verhältnissen verlaufen kann, als das ihres so jung im 2. Weltkrieg gefallenen Verwandten.

Anmerkung:

Beim Volksbund Deutsche Kriegsgräberfürsorge sind einige Informationen über Heinz Blanke zu finden.

Zur Geschichte der Gödchenmühle bis zur Mitte des 18. Jahrhunderts

Die Mühle bei Wendischbrome

Im Jahr 1473 wird zum ersten Mal eine Mühle bei Wendischbrome. Sie gehört zum Sökeschuldschen Freihof in Brome. Allein schon die Bezeichnung weist auf eine Lage östlich der Ohre hin, also auf der Wendischbromer Feldmark. In der Grenzkarte von Spaldeholtz und Michaelsen aus dem 18. Jahrhundert ist tatsächlich die alte Mühlenstelle auf der Wendischbromer Feldmark eingezeichnet! Hierbei handelt es sich aller Wahrscheinlichkeit nach um die Mühle bei Wendischbrome. Denn die eingezeichnete alte Mühlenstelle befindet sich auch heute noch in der Wendischbromer Feldmark. Wann genau die Mühle auf das westliche Ohreufer verlegt wurde, ist unbekannt, ebenso wie die Gründe der Verlegung.

Die wüste Mühle bei Wendischbrome wird auch in dem Protokoll über die Grenzbereisung der Nord- und Westgrenze der Altmark erwähnt. Die Bereisung im Oktober 1721 diente dazu, Schmuggelwege über die Grenze zu erkennen und Maßnahmen zu deren Beseitigung vorzuschlagen. Die Kommission stellte fest , dass „bey der wüsten Mühle oder Wendisch Bremer Knick genandt“ ein Schmuggelweg über die Ohre geht, der durch die Anlegung eines doppelten Grabens verhindert werden könnte.

Mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit bezieht sich also die Erwähnung im Jahr 1473 auf die Wendischbromer Mühle und nicht auf die Gödchenmühle.

Die alte Mühlenstelle bei Wendischbrome in der Grenzkarte von Spaldeholtz und Michaelsen (Mitte 18. Jahrhundert)

Die Gödchenmühle vom 16. bis ins 18. Jahrhundert

Der Müller Jacob Godiche

Rund einhundert Jahre nach der Ersterwähnung der Mühle bei Wendischbrome befindet sich definitiv eine Mühle auf dem Westufer der Ohre zwischen Benitz und Altendorf. Der dortige Müller Jacob Godiche wird als Schirhornmüller bezeichnet. Dies deutet darauf hin, dass die Mühle damals als Schirhornmühle bekannt war. Vermutlich war dort vor Godiche ein Müller namens Schirhorn tätig. Anscheinend wurde die Mühle dann später nach dem Familiennamen Godiche in Gödchenmühle umbenannt. Möglicherweise war die Familie Godiche dort über mehrere Generationen als Müllerfamilie ansässig, so dass sich der neue Name Gödchenmühle eingebürgert hat. Bis heute ist die Mühle unter diesem Namen bekannt.

Der Schirhornmüller Jacob Godiche stand, so ist den Bromer Gerichtsprotokollen zu  entnehmen, zumindest in den Jahren 1589 bis 1591 regelmäßig auch wegen Diebstahls vor dem Bromer Gericht. So wurde Jacob Godiche am 18. Juni 1589 zu einem Thaler Strafe verurteilt, weil er einen Ast aus dem Holz gestohlen hatte. Am 11. Mai 1591 wurde er dann wieder wegen Holzdiebstahl verurteilt – dann aber zu einem Gulden Strafe. Auch hat er den Zweig nicht selbst aus dem „Benitzer Horrn“ gestohlen, vielmehr waren es diesmal seine Kinder.

Gerade einmal etwas mehr als einen Monat später stand Jacob Godiche wieder vor Gericht. Diesmal prozessierte der Altendorfer Schmied, dessen Namen leider nicht erwähnt wird, gegen den Müller. Der Hund des Müllers habe ein Schaf des Schmiedes totgebissen. Bei diesem Vorfall scheinen auch Schimpfworte von Seiten des Müllers gefallen zu sein. Im Gerichtsprotokoll steht, dass sie sich nun in Güte vertragen wollten. Außerdem zahlte der Müller dem Schmied auch eine Entschädigung für das tote Schaf.

Am 23. September 1591 war er wieder im Bromer Gericht, allerdings dieses Mal wegen eines Hauskaufes. Jacob Godiche, er wird als der Schirhornmüller bezeichnet, hatte vor etlichen Jahren den Hof von Hans Ruter zu Altendorf gekauft. Als Kaufpreis wurden 80 Gulden vereinbart. Anscheinend war Rute sehr verschuldet, denn der Schulze von Zasenbeck forderte von ihm noch 50 Gulden. Auch hatte Rute die Clamer von dem Knesebeck zustehende Pacht nicht bezahlt. Der Schulze zu Zasenbeck reduzierte von sich aus den Betrag um 20 Gulden, so dass er 30 Gulden noch 30 Gulden forderte. Diese Summe wurde ihm aus dem Hofverkauf an Jacob Godiche zugesprochen. Godiche sollte nun die 30 Gulden in Raten abbezahlen, was damals üblich war. Jedes Jahr an Weihnachten sollte Godiche 5 Gulden an den Zasenbecker Schulzen bezahlen, so lange, bis die Summe beglichen wurde. Die restlichen 50 Gulden aus dem Hauskauf sollt er dagegen direkt an den Verkäufer Hans Rute bezahlen – wahrscheinlich auch in Raten.

Der Müllermeister Heinrich Lansmann

Über die folgenden etwas mehr als 100 Jahre liegen uns bisher leider keine Quellen vor, die über die Gödchenmühle berichten. Erst in Quellen vom Ende des 17. Jahrhunderts finden wir einige wenige Erwähnungen der Gödchenmühle und der dortigen Müller. So wird in einer Auflistung der schulpflichtigen Kinder im Kirchspiel Brome erwähnt, dass im Jahr 1694 der noch schulpflichtige Johan Christoff Queckenstedt bei Heinrich Lansmann, dem Müller der Gödchenmühle, arbeitete. Vermutlich besuchte er die Schule nicht.

Am 13. Juni 1696 erschien der Müllermeister Heinrich Lansman, Müller aus der „Gödecken Mühle“ vor dem Bromer Gericht und klagt gegen die Gemeinde Altendorf. Die Gemeinde Altendorf hatte in dem Jahr in seinem Namen eine Tonne Bier ausgetrunken dafür, dass sein Vieh jährlich auf die Altendorfer Weide gehen konnte. Er zieht gegen die Gemeinde Altendorf vor Gericht, da er bisher nur ½ Tonne Bier gegeben hätte und er deshalb die unberechtigte Forderung der Gemeinde Altendorf zurückweist. Die Gemeinde Altendorf argumentiert,  dass die Tochter des Müllers heimlich unberechtigterweise ein Pferd aus dem Pfandstall geholt habe. Die Gründe für die Pfändung werden in dem Gerichtsprotokoll leider nicht erwähnt. Die Gemeinde besteht nun darauf, die „Bauerköhr“ als Strafe zu bekommen. Dabei handelte es sich genau um die halbe Tonne Bier, die angeblich zuviel berechnet wurde. Das Bromer Gericht bescheinigte der Gemeinde Altendorf ihr rechtmäßiges Handeln und erkannte die Bauernköhr an. Der Kläger musste also die Tonne Bier bezahlen.

In der bereits erwähnten Grenzbereisung wird auch die Gödchenmühle erwähnt. Die Kommission stellt fest, dass auch die in der Nähe wohnenden brandenburgischen Untertanen, also die Bewohner von Wendischbrome, die Gödchenmühle zum Mahlen ihres Brotkorns nutzten. Und genau da lag das Problem, denn den brandenburgischen Untertanen war es nicht erlaubt, das Korn ins Lüneburgische zur Gödchenmühle zu bringen. Dies galt nämlich als Schmuggel und dem Staat entgingen Zolleinnahmen. Als Maßnahme zur Beseitigung dieses Missstandes wurde die Installation eines Schlagbaumes aus Wendischbromer Seite vorgeschlagen.

Auf der Karte von Spaldeholtz und Michaelsen aus dem 18. Jahrhundert ist die Gödchenmühle mit dem Bezeichnung „Gädjen Mühle“ eingezeichnet. Hier endet nun vorerst der historische Exkurs über die Geschichte der Gödchenmühle. In einem zukünftigen Blogeintrag werden wir die weitere Entwicklung bis heute betrachten.

Die Gödchenmühle in der Grenzkarte von Spaldeholtz und Michaelsen (Mitte 18. Jahrhundert). Gut zu erkennen ist der Weg von der Mühle Richtung Wendischbrome.

Der Bromer Bürgermeister Peter Berckhan (1599/1602) – Mord in Altendorf am 18. April 1602

Ersterwähnung von Peter Berckhan als Bromer Bürgermeister

Über die Bromer Bürgermeister vor dem 19. Jahrhundert ist bisher wenig bekannt. Die älteste Erwähnung eines Bromer Bürgermeisters findet sich nach derzeitigem Kenntnissstand in den Bromer Gerichtsprotokollen aus dem Jahr 1599. Damals wird Peter Berckhan als „Burgmeister zu Brohma“ erwähnt. Er trat als Zeuge in einer Eheberedung, das ist ein Ehevertrag, vor dem Bromer Gericht auf. 

Auch in anderen Gerichtsverhandlungen in den folgenden Jahren tritt er immer wieder als Zeuge in Erscheinung, ohne dass jedoch in den Akten sein Bürgermeisteramt erwähnt wird. Wann er genau Bürgermeister war, lässt sich nicht feststellen. Auch steht nicht fest, wie er dieses Amt erlangt hat.

Mord in Altendorf am 18. April 1602

Ein zweites Mal wird Peter Berckhan in den Bromer Gerichtsakten im Jahr 1602 als Bürgermeister erwähnt.  Am 18. April 1602 wurde in Altendorf ein gewisser Bartholomeus, ein Soldat aus Angermünde, ermordet. Der Bromer Bürgermeister Peter Berckhan, der namentlich nicht genannte Schulze von Altendorf sowie Carsten Lutte besichtigten den Toten und stellten fest, dass dieser vier Wunden am Arm hatte, die von einem Brotmesser verursacht worden waren. Des Weiteren fanden sie auch eine Wunde am Rücken, eine in der Brust und eine am Kinn. Die Mutter des Ermordeten forderte ein anständiges Begräbnis, was dann auch von Amtswegen in Altendorf umgesetzt wurde. Er wurde auf dem Altendorfer Kirchhof an der Mauer begraben. Der Täter ist in der Tatnacht unerkannt geflohen. Da die Gerichtsakten nichts mehr über den Täter oder den Mord berichten, ist davon auszugehen, dass er nie erfasst wurde.

Klar ist also, dass Peter Berckhan mindestens in den Jahren 1599 und 1602 Bürgermeister war. Vielleicht finden wir zukünftig in anderen Akten noch genauere Angaben zu seiner Amtszeit und seinen Aufgaben als Bürgermeister.

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