Ein interessanter Briefbeleg aus Brome war kürzlich bei einem großen Auktionsportal im Angebot und wurde vom Verfasser dieses Blogeintrags erworben. Es handelt sich um einen Umschlag, der mit Stempel vom 22.08.1923 von der Bromer Vereinsbank EGmbH an die Hannoversche Centralgenosschaftsbank adressiert war. Der Brief wurde per Einschreiben verschickt. Besonders interessant ist die Frankatur es Briefes: Er trägt eine Briefmarke mit dem Wert von 2.000 Mark!
Wie kam es zu solch einer hohen Frankatur des Briefes? Schuld daran ist die nach dem 1. Weltkrieg einsetzende Inflation, die dann schließlich im Jahr 1923 zu einer Hyperinflation geworden ist. Im Oktober 1921 wies die Mark noch ein Hundertstel ihres Wertes vom August 1914 auf, im Oktober 1922 nur mehr ein Tausendstel.
1923 war die Reichsregierung nicht mehr in der Lage, die im Versailler Vertrag vereinbarten Reparationszahlungen zu leisten oder Ersatzlieferungen dafür vorzunehmen. Daraufhin besetzten französische und belgische Truppen im Januar 1923 das Ruhrgebiet. Die deutsche Reichsregierung rief zum sogenannten „Ruhrkampf“ auf, also zum passiven Widerstand gegen die Besetzung. Die Reichsregierung zahlten den streikenden Arbeitern weiterhin die Löhne, was zu einer weiteren Entwertung und schließlich zur Hyperinflation im November 1923 führte.
Die Inflation hatte auch Auswirkungen auf das Briefporto. So mussten z.B. für einen Brief bis 25 g ab dem 1. August 1923 200 M gezahlt werden, ab 24. August 1923 dann 4.000 Mark. Zusätzlich wurde für ein Einschreiben ein Porto von 1.000 Mark ab dem 1. August 1923 fällig, ab 23. August 1923 20.000 M.
Das Einschreiben von Brome nach Hannover hätte portogerecht eigentlich nur mit 1.200 Mark frankiert werden müssen, doch tatsächlich wurde es mit 2.000 Mark frankiert. Vermutlich lag dies daran, dass die Briefmarke zu 2.000 Mark noch zur Hand war und wohl die Portoerhöhung am 24. August 1923 – also zwei Tage nach dem Absenden des Einschreibens – bereits bekannt war. Hätte der Absender diese 2.000 Mark-Briefmarke nicht verklebt, wäre sie wenige Tage später fast nichts mehr Wert gewesen! Denn das Porto für Briefen wie auch für Einschreiben wurde am 24. August 1923 um das 200-Fache erhöht!
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