Ein Blog des Museums- und Heimatvereins Brome e.V.

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Nachruf auf Fritz Boldhaus (1927-2021)

Nach einem erfüllten Leben mit unermüdlichem Einsatz für die Geschichte seines Heimatortes ist der  Begründer des Museums in der Burg Brome Fritz Boldhaus im gesegneten Alter von 94 Jahren gestorben.  

Die Anfänge, die später zur Einrichtung  des Museums führten, reichen 50 Jahre zurück,als Fritz Boldhaus dazu aufforderte, heimische Kulturgüter vor dem Ausverkauf zu bewahren. Ihm gelang es, eine Gruppe tatkräftiger Bürger um sich zu scharen, die seine Begeisterung teilte und ihn bei seinem Vorhaben unterstützte.

Unzählige Arbeitsstunden wurden gemeinsam geleistet. Bei allen Arbeiten blieb Fritz Boldhaus der Motor und der Kopf der Gruppe: Beim Restaurieren der gespendeten Gegenstände, dem Renovieren des Gebäudes, der Archivierung der Exponate und schließlich dem Einrichten der Ausstellungen. Gemeinsam wurde eine neue Form der Präsentation entwickelt. Bei jedem Handwerk suchte man exemplarisch einen Gegenstand heraus, an dem man in allen Arbeitsschritten den Produktionsprozess erklärte. Dieser Gedanke fand auch bei professionellen Museumsleitern Anerkennung und Nachahmer.  

Am 13. Oktober 1979 wurde das Heimatmuseum offiziell seiner Bestimmung übergeben. Ein glücklicher Tag für Fritz Boldhaus und seine Helferschar.

Nach der späteren Gründung des Heimat- und Museumsvereins Brome wurden zahlreiche Museumsschriften herausgegeben, die einen weiteren Pfeiler der Museumsarbeit bedeuteten.

Nach Jahrzehnten ehrenamtlicher Tätigkeit für das Museum stimmte Boldhaus in vorgerücktem Alter der Übernahme des Museums durch den Landkreis und der Leitung durch einen hauptberuflichen Museumsleiter zu. Leider kam es bald zu Unstimmigkeiten mit dem damaligen Leiter. Fritz Boldhaus wendete sich tief verletzt von der aktiven Museumsarbeit ab. Auch die Schlüsselgewalt für das von ihm gegründete Archiv im Museum wurde ihm entzogen. Die Burg hat er danach nicht mehr betreten.

Von nun an richtete sich seine immense Schaffenskraft auf das Verfassen zahlreicher Schriften und Bücher zur Heimatgeschichte seiner Gemeinde und der Region. Außerdem schuf er ein neues Archiv in der Schulstraße, wo die Samtgemeinde Brome dem  MHV kostenlos Räumlichkeiten zur Verfügung stellte.

Bis zuletzt war er in der Erforschung der Heimatgeschichte aktiv und brachte noch in diesem Jahr das letzte einer Reihe von Büchern dazu heraus.

In dem, was er für seine Gemeinde und seine Mitmenschen ehrenamtlich geleistet hat, ist Fritz Boldhaus eine Ausnahmeerscheinung. Wir werden ihn nicht vergessen und sind ihm zu tiefem Dank verpflichtet.

Eilbrief von Brome nach Hamburg vom 29. Juli 1949

An dieser Stelle soll wieder einmal ein kleines Dokument zur Postgeschichte Bromes vorgestellt werden. Der Briefumschlag, um den es nun geht, ist ein Eilbrief von Brome nach Hamburg-Lohbrügge, der eine korrekte Frankatur trägt. Gestempelt ist er mit dem Stempel Brome und Datum vom 27. Juli 1949 – also ein Beleg aus der frühen Geschichte der Bundesrepublik Deutschland.

Frankiert ist der Brief mit einer 20 Pfennig-Marke „Exportmesse Hannover 1949“ (Michel Nr. 105), erschienen am 22. April 1949 in der Bizone (Amerikanische und Britische Zone). Die zweite Marke ist eine 60 Pfennig Marke, die den Kölner Dom zeigt und am 1. September 1948 (Michel Nr. 93) ebenfalls in der Bizone erschienen ist. Neben den beiden Briefmarken findet sich noch die Steuermarke „Notopfer Berlin“ zu 2 Pfennig. Dieses Notopfer war auf allen Briefen in den westlichen Besatzungszonen bzw. der BRD Pflicht zwischen dem 1. Dezember 1948 und dem 31. März 1956. Links findet sich außerdem noch die Marke „Durch Eilboten“. Zusätzlich wurde der Brief zur Kenntlichmachung der Eilbedürftigkeit mit rot durchgestrichen.

Der Brief wurde damals korrekt frankiert: 20 Pfennig für einen normalen Brief sowie 60 Pfennig für die Eilzustellung.

Der Biber in Brome und Umgebung

Seit 2004 ist der Biber im Bromer Raum wieder heimisch geworden. Erste Anzeichen dafür waren Bäume an der Ohre vor Wendischbrome, die in typischer Bibermanier angenagt wurden. Das Fraßbild sieht sanduhrartig aus.

Fraßspur am Ohresee (Foto: Gerd Blanke)

Inwischen gibt es 4 Biberfamilien im Bromer Bereich: Bei Steimke, in den Ohreseen, vor Wendischbrome und in Benitz.

Es sind Nachkömmlinge der Elbebiber die in einem kleinen Bereich die Ausrottungsbestrebungen des Menschen überlebt haben. Über den Mündungsbereich der Ohre bei Rogätz breiteten sich die Tiere allmählich flussaufwärts aus. Die Nachkommen der dritten Generation werden von der Elterngeneration vertrieben und müssen sich neue Reviere suchen.  Seine beinahe gelungenen Ausrottung verdankt der Biber dem dichten Fell. Die Herausnahme aus dem Jagdrecht  bewirkte eine Sicherung des  Restbestandes. Allerdings kam es erst zur einer Ausbreitung, als die Tierart in den höchsten Schutzstatus eingereiht wurde wie Otter, Kranich, Adler, und Wolf.

Die folgende Videoaufnahme ist mir am 16. April 2021 bei Altendorf geglückt.

Biber an einem Teich in Altendorf (Video: Gerd Blanke)

Das Kochbuch der Marie Pieper aus Brome

Links steht Heinrich Friedrich mit Ehefrau Marie, geb, Pieper und den Kindern Pauline, Marie und Martha.

Mit ihrem handgeschriebenen Kochbuch hat Marie Pieper aus Brome ihren heute ebenfalls in Brome lebenden Verwandten ein interessantes und aufschlussreiches Dokument hinterlassen.

Sie wurde am 11. Juni 1865 als Marie Henriette Dorothea Pieper in Brome geboren, heiratete am 11. November 1892 den Lackierer Johann Hermann Heinrich Friedrich und starb im Alter von 75 Jahren am 06. Juli 1940 in Brome.

Mit dem Datum 19. Juli 1887 auf der ersten Seite wird der Beginn der handgeschriebenen Aufzeichnungen festgehalten. Marie Pieper war 22 Jahre alt, als sie anfing, das Rezeptbuch zu schreiben.

An den Anfang hat sie einen Sinnspruch gesetzt, der einiges über die von dem sozialen Umfeld erwarteten Tugenden und das eigene Selbstverständnis der jungen Frau erkennen lässt.

Man betrachte ihn nur recht den schönen Ring und man findet darin die fünf Edelsteine: „Ordnung, Fleiß, Sparsamkeit, Genügsamkeit und Zurückgezogenheit.“ Alle fünf so geschmackvoll geordnet und gefasst, dass der Glanz des Einen immer den des Anderen erhöht und das Ganze immer herrlicher erscheint, je näher man es betrachtet.

Vereinigt sich reine Religiosität mit diesem unschätzbaren Sinn für Häuslichkeit; dann ist unser wahrer Herzensfriede für unsere … Lebensweise geliefert.

Betrachtet man die in deutscher Schrift geschriebenen Rezepte eingehender, kann man erkennen, dass es sich kaum um ein „Arme-Leute-Kochbuch“ gehandelt haben kann.

Johann Dietrich Bödeker führt in seiner Chronik „Das Land Brome und der obere Vorsfelder Werder“ an, dass die Landwirtschaft im 19. Jahrhundert u.a. durch den Einsatz von Kunstdünger und den Anbau von Zuckerrüben einen bedeutenden Aufschwung nahm.

1865 wurde in Brome auch ein Spar- und Vorschussverein gegründet, der das Kreditwesen ermöglichte und damit notwendige Investitionen erleichterte.

Sicher war unter dies en verbesserten Rahmen Bedingungen auch in Brome ein höherer Lebensstandard möglich.

Denkbar ist aber auch, dass das Buch für eine Anstellung in einem „besseren Haushalt“ benötigt wurde. Leider war über die Biografie der Marie Pieper – außer ihrem Geburts- Hochzeits- und Todestag – nichts Wesentliches zu erfahren.

Die Vielfalt der angeführten Speisen steht einem heutigen Kochbuch nicht nach. Nicht nur einheimische Zutaten wurden verwandt, Marie Pieper kannte 1887 auch Oliven, Trüffel und Morchel. Neben Hühnchen, Enten, Gänse, Puten und Tauben gab es Rezepte mit Kalb, Hase, Schwein, Hammel, Wild und dazu diverse deftige Bratenfüllungen.

Man verarbeitete Krebsbutter und Krebsschwänze zu leckeren Gerichten. Verschiedene Weine wurden zur Verfeinerung von Saucen und Speisen eingesetzt.

Auch auf Gefrorenes musste man nicht verzichten. Der Pudding à la Nesselrode, der in der Hauptsache aus Esskastanien besteht, musste unter beständigem Rühren in einer Eisbüchse gefrieren. Mit allen Zutaten versehen wurde er in Formen gefüllt und musste weitere 3-4 Stunden auf Eis gefrieren, Gefrierschränke gab es ja noch nicht.

Beim Lesen der Zutaten kann man sich vorstellen, dass Angst vor Übergewicht oder zu hohem Cholesterinspiegel unbekannt waren. In den Kuchenrezepturen werden zahlreiche Eier verarbeitet, in einem Biskuitpudding sogar 30 Stück.

Selbst für „Arme Ritter“ benötigte man 5 Eier und empfahl eine Weißweinsauce dazu. Einige Rezepte tragen Namen, die nicht mehr geläufig sind und meist aus dem Französischen stammen. Ein Fricandeau z.B. ist ein gespickter Kalbsbraten und in einer Cheaudeauxsauce werden Eier mit Weißwein aufgeschlagen.

Nicht herausfinden konnte ich, was genau „Maringo“, hier Maringo mit Huhn bedeutete.

Ebenso wenig kenne ich die Bezeichnung „Mattetottes“ in einem Gericht mit Karpfen und Nudeln.

Petersilie und Thymian wurden gebraucht, aber auch Portulak, Tripmadam und Dragon, das wir heute als Estragon kennen. Das Rezept für eine Zwetschensuppe ließ sich ebenso mit getrockneten Kirschen oder Hagebutten kochen.

Kaum auf unseren Tellern wird ein Mahl erscheinen, das aus Kalbsmilchen, das sind die Thymusdrüsen des Kalbes gekocht wurde.

Zur Zeit von Marie Pieper kamen diese in einer Reihe von Gerichten vor.

An Stelle von Gelatine verwendete man den “Stand von Kalbsfüßen“, d.h. den durch das Auskochen der Füße entstandenen Gallert.

Neben heute noch bekannten Maßen und Gewichten kommen auch vor:

1 Quart = 1,145 l (Preußisches Maß)

1 Lot = 14,606 g (Preußen)

4 Quentchen sind zusammen ein Lot

Einige der Rezeptüberschriften schrieb Marie Pieper in lateinischen Buchstaben. Allen gemeinsam ist, dass sie mit einem Punkt endeten. Manche Wörter wurden auch mit „th“ geschrieben, wie „ein Theil“, aber auch „man thut“. Die Sprache wirkt auf den heutigen Leser liebenswert altmodisch.

Ein Rezept aus dem Kochbuch der Marie Pieper: Hammelscotelettes à la Nelson

Das Buch endet mit einem Rezept gegen die Hölle:

„Man nehme 5 Lt. (Lot) Sanftmuth, 10 Lt. Geduld, 15 Lt. Freigiebigkeit, 125 Lt. Nächstenliebe, und eine Hand voll Demuth. Stoße es im Mörser des Glaubens mit dem Stempel der Stärke zu Pulver. Gebe ein Viertel der Hoffnung hinzu und siede es in der Pfanne der Gerechtigkeit. Rühre es oft mit einem Gebete um und bewahre es wohl auf im Gefäße der Beständigkeit, damit der Schimmel der Eitelkeit nicht hinzu dringe. Mit dieser Salbe reibe man sich Morgens und Abends ein, das hilft gegen die Hölle.“

Da kann man nur hoffen, dass dieses Rezept Marie Pieper, die ein so wunderbares Kochbuch hinterlassen hat, genützt hat.

Anmerkung:

Das gedruckte Kochbuch der Marie Pieper kann beim Museums- und Heimatverein Brome e. V. bestellt oder direkt im Museum Burg Brome für 8,50 € erworben werden.

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