Ein Blog des Museums- und Heimatvereins Brome e.V.

Kategorie: Flecken Brome (Seite 10 von 15)

Erich Harling: Das Ende des Dritten Reiches in Brome

Der Museums- und Heimatverein Brome e.V. freut sich, die Erinnerungen von Erich Harling von 1929 bis in die Nachkriegszeit veröffentlichen zu können. Leider kann dies nicht im Rahmen einer Museumsplauderei geschehen. Deshalb werden wir hier einen Auszug aus den Erinnerungen der Öffentlichkeit präsentieren – nämlich den April 1945 mit dem Einmarsch der Amerikanischen Truppen.

Das 52 Seiten umfassende Heft kann für 6,00 € im Museum Burg Brome oder beim 1. Vorsitzenden Jens Winter erworben werden!

Als der Monat April 1945 begann, wurde die Zeit immer unruhiger. Deutsche Truppen, das heißt, was noch übriggeblieben war, Flüchtlinge und zu hunderten russische Kriegsgefangene fluteten vor den Amerikanern und Engländern zurück in Richtung Osten. Um den 8./9. April 1945 kam der Befehl, alle Männer des Ortes mussten sich zum Bau von zwei Panzersperren in Brome melden. Hierdurch sollten die feindlichen Panzer aufgehalten werden. Es war zum Lachen. Dicke Bäume wurden gefällt und eingegraben. Dazwischen ein Hohlraum von ca. zwei bis drei Metern. Dieser Hohlraum wurde mit Sand und alten Wagenachsen aufgefüllt. Es hieß, es gäbe Feindpanzer, die vorne eine Säge hätten und Holzsperren zersägten. Eine Sperre stand zwischen den Wohnhäusern Otto Dörries und Albert Wieblitz in der Bahnhofstraße und eine Sperre zwischen dem heutigen Blumenhaus Bröcker und dem Haus von Schuh-Franke in der Braunschweigerstraße. Ein noch in der Mitte bestehender schmaler Durchlass für etwa noch zurückgehende deutsche Verbände sollte dann kurz vor der Besetzung durch die Amis geschlossen werden.

Als dann in der Nacht vom 10. zum 11. April 1945 zwei deutsche Jagdpanzer die Bahnhofsstraße herunterfuhren, lag die halbe Sperre um. Die beiden Panzer hielten in der Nacht vor unserer Haustür. Die Besatzung fragte meinen Vater, der aus dem Fenster schaute, nach dem Weg nach Kusey. Kusey ist Sammelpunkt gewesen. Die beiden Kolosse drehten dann bei Dr. Andrae. Hierbei wurden mehrere Bordsteine herausgerissen. Am 11. April hielten um die Mittagszeit nochmals mehrere Panzer an der Kreuzung in der Ortsmitte. Da ich immer noch statt einer Mütze ein „Keppi“ Schiffchen von der Marine Hitlerjugend bei der Arbeit trug, riet mir der Panzersoldat, das Ding schnell abzusetzen, denn die Amerikaner seien bald hier und ich könnte als Soldat behandelt werden und Schwierigkeiten bekommen. Das Ding hab ich dann sicherheitshalber gleich abgesetzt.

Was ist nun aus den beiden Sperren geworden? Wehe, die Amerikaner hätten sie entdeckt. Brome wäre dann bestimmt ein Trümmerhaufen geworden. Gott sei Dank gab es in Brome einige tapfere und beherzte Männer. Einer war Reinhold Schaefer. Er rief alle Männer zusammen, um die Panzersperren abzureißen. Der Ortsgruppenleiter der NSDAP, Otto Bannier, wollte ihn daran hindern. Reinhold Schaefer hat dann eine Pistole gezogen und auf Bannier einen Schuss abgegeben. Das hat ihn dann doch geschockt. Ich musste noch am 11. April 1945 wegen der Sperre, die in der Bahnhofstraße stand, einen Brief von Herrn Dörries an seinen Bekannten Herrn Mennicke nach Nettgau senden. Herr Mennicke müsste sofort anspannen und die Angehörigen von Herrn Dörries abholen. Es ging hierbei um die große Gefahr, die von der Panzersperre ausging. Ich war heilfroh, als ich Brome wieder erreicht hatte, denn in Wendischbrome randalierten bereits die Kriegsgefangenen. Hier angekommen zogen bereits die letzten deutschen Soldaten zu Fuß, per Fahrrad noch zum Teil motorisiert durch Brome. Gegen Mittag machten wir dann die Werkstatt dicht. Zu Hause angekommen schliefen in unserem Wohnzimmer zwei deutsche Soldaten. Es sind zwei Fahrer einer deutschen Funkstation gewesen, die sich auf dem Balkon des Blumenhauses Bröcker (früher Wohnhaus Franz Erdmann) eingenistet hatten. Plötzlich kam der Befehl, dass diese Funkstation Brome sofort verlassen musste. Der eine Soldat sagte noch zu meiner Mutter: „Nun müssen sie sich dem fügen, was auf sie zukommen wird.“ Nachdem die beiden noch schnell ein paar Happen gegessen hatten, haben sie Brome als letzte deutsche Soldaten verlassen.

Am späten Nachmittag des 11. April hörten wir dann ein fernes Grummeln. Durch einen Anruf, den Bäcker Heinrich Böhm von Fritz Lange aus Zicherie erhielt, sprach es sich dann in Brome schnell herum, dass die amerikanischen Panzer von Bergfeld-Parsau kommend bereits durch Zicherie in Richtung Jahrstedt-Kunrau fuhren. Bestätigt wurde dann am Abend diese Meldung von dem Polen „Midjeslaus“, der sich von meinem Vater ein Fahrrad geliehen und sich die Amerikaner angeschaut hatte. Das Fahrrad hat er prompt zurückgebracht. Midjeslaus hat mich dann ein paar Tage später gewarnt, ich sollte mich lieber verstecken, die Amis könnten mich als 16jährigen unter Umständen mitnehmen. Am 12. April war Brome immer noch feindfrei. Also trieb auch mich die Neugierde nach Zicherie. Mit mir fuhr der kleine Ferdinand Busse, genannt „Nante“. Beide mit dem Fahrrad. Oben bei Neumanns lag ein ausgebrannter PKW. Als wir die ersten Häuser in Zicherie erreicht hatten, schaute eine Frau aus dem Giebelfenster und rief uns zu, wir sollten schnell kehrt machen, denn in Zicherie sei strengste Ausgangssperre von den Amerikanern angeordnet worden. Dem aber nicht genug. Am Nachmittag bin ich dann mit Heinz Lüthe nochmal nach „Grothen Schweineweide“ gegangen. Hier sind wir in einen Baum geklettert, von wo wir die Straße Böckwitz-Jahrstedt gut übersehen konnten. Das Bild werde ich nie vergessen. Panzer auf Panzer, LKWs und Jeeps. Immer Richtung Jahrstedt. Als wir nach Brome zurückkamen, herrschte immer noch Ruhe.

Doch das sollte sich am Morgen des 13. April 1945 ändern. Ein herrlicher Frühlingstag mit hochsommerlichen Temperaturen. Es war der Geburtstag von Reinhold Schaefer, als morgens gegen 9 Uhr zwei amerikanische „Sankas“ Sanitätsfahrzeuge von Voitze kommend die Braunschweigerstraße in Richtung Zicherie befuhren. Diese sollten mit ihrem großen roten Kreuz wohl auskundschaften, ob Brome feindfrei ist. Denn schon eine halbe Stunde später kamen die ersten drei Panzer aus Richtung Voitze. Einer kam die Bahnhofsstraße heruntergefahren. Am Tülauer Feldweg, der sogenannte „Taterpfahl“, bogen zwei nach rechts ab, Richtung Wohnhaus Neumann. Jetzt fuhr einer langsam die Braunschweigerstraße hinunter. Der dritte Panzer fuhr den Gifhorner Weg weiter nach Steimke bis zum „Vietchen Busch“ an der Bromer Straße und dann Richtung Brome. Dieses hat mir damals Walter Neumann erzählt, der dies gesehen hat. Diese drei Panzer waren amerikanische „Shermans“. Sie fuhren alle drei langsam die Ortsmitte an. Ich höre noch heute das Gequake in ihrem Sprechfunk. Die Auspuff-Endrohre zeigten nach unten. Wenn sie Gas gaben, war alles eine Staubwolke. Jetzt näherten sich die ersten LKWS mit aufgesessener Infanterie. Hier sah ich dann den ersten Neger. Immer zwei Soldaten gingen von Haus zu Haus und fragten: „Niks Soldat, niks Pistol?“ Zu uns kamen zwei verwegene Burschen mit bunten Halstüchern. Aber es ging alles gut. Wenn einer ein Jagd- oder Luftgewehr abgab, schlugen sie es über die Bordsteinplatten an der Straße in Stücke. Angst hatten sie gewaltig. Um die Mittagszeit ging es dann los. Panzer auf Panzer immer die Bahnhofstraße hinunter, ums Kriegerdenkmal herum, die Wasserstraße entlang in Richtung Steimke. Es dauerte nicht lange, da brach die Ohrebrücke bei Schuhmacher Mosel zusammen. Ein Halbkettenfahrzeug lag nun in der Ohre. Jetzt wurden die Fahrzeuge umgeleitet. Es ging um Blumes Eck herum, dann bis kurz vor der damaligen Baptisten-Kapelle links herum, um Lüthen Ecke wieder Richtung Steimke. Durch das Drehen der Panzer in den Kurven wurden nach kurzer Zeit die ersten Pflastersteine aus dem Straßenpflaster herausgerissen. Gegen Abend hatten sich dann fast einen Meter tiefe Löcher gebildet. Auf den Hausdächern lag der Staub zentimeterdick.

Das Weiße Kreuz im Bockling

Das Weiße Kreuz (Foto: Jens Winter)

Tief im Bockling verborgen auf der Gemarkung Lessien steht das sogenannte Weiße Kreuz. Es steht im Gräflich von der Schulenburg-Wolfsburgschen Forst Bockling im Kreuzpunkt der Jagen 81/82 und 107/8 (Koordinaten nach GoogleMaps: +52.5879225, +10.7144329; bei Openstreetmap.org ist der Kreuzstein bei Eingabe der Koordinaten eingezeichnet). Auf dem neuen Sassenburger Geschichtspfad wird auf das Weiße Kreuz hingewiesen und auch der Weg dorthin ist beschrieben. Allerdings fehlen Schilder bis zum Standort, denn die Genehmigung hierfür wurde von den Waldeigentümern versagt! Auf der Seite der Arbeitsmeinschaft Fahrradwege in der Gemeinde Sassenburg gibt es weitere Informationen zum Weißen Kreuz.

Aufgestellt wurde das Weiße Kreuz an dieser Stelle im Bockling im Jahr 1570 auf Veranlassung des Gifhorner Hauptmanns Johann von Seggerden. Dort soll einmal ein Holzkreuz gestanden haben und das Amt Gifhorn sah das Kreuz als eine Grenzmarkierung an. Die von Bartensleben auf der Wolfsburg dagegen führten ein, dass es sich keineswegs um eine Grenzmarkierung handelte. Vielmehr wurde dort einmal ein Kramer erschlagen und zur Erinnerung wurde dann ein Holzkreuz aufgestellt. Dennoch sahen die beiden Ämter Gifhorn und Knesebeck diese Markierung als Grenzmarkierung an. Nur die von Bartensleben wollten sich dieser Interpretation nicht anschließen – und sie sollten sich damit auch durchsetzen. Der im Jahr 1737 etwas weiter nordwestliche stehende Drei-Ämter-Stein markiert die damals korrekte Grenze zwischen dem Amt Gifhorn, dem Amt Knesebeck und dem Gericht Wolfsburg,

Das Weiße Kreuz wurde aus sehr weichem Kalkstein gefertigt. Es ragt ca. 70 cm aus dem Boden und hat einen Durchmesser von ca. 60 cm. Auf beiden Seiten ist ein Tatzenkreuz eingehauen. Auf der Schmalseite ist das Kreuz etwa in der Mitte bis unten gespalten. Der Riss ist ca. 2 cm breit.

Über die Gründe für die Aufstellung des Kreuzes gibt es mehrere Sagen, die sicher später in diesem Blog noch wiedergegeben werden. Weitere Informationen zum Weißen Kreuz sind auf der Seite www.suehnekreuz.de zu finden.

Vorderseite des Weißen Kreuzes (Foto: Jens Winter)
Rückseite des Weißen Kreuzes (Foto: Jens Winter)
Spalt in der Mitte des Weißen Kreuzes (Foto: Jens Winter)

Der Drei-Ämter-Stein

Der Drei-Ämter-Stein (Foto: Jens Winter)

Im Jahr 1737 wurde der sogenannte Drei-Ämter-Stein dort aufgestellt, wo die Ämter Gifhorn, Knesebeck sowie das Gericht Wolfsburg zusammenstoßen. Der Aufstellung vorausgegangen waren Grenzstreitigkeiten, die sich über mehrere Jahrhunderte hingezogen haben. Wohl im Jahr 1428 sind Grußendorf Ehra, Lessien Wiswedel und halb Voitze an Brandenburg befallen. Stüde wurde erst im Jahr 1554 gegründet und lag in der brandenburgischen Exklave. Die zuvor genannten Dörfer waren dann bis 1692 eine brandenburgische Exklave im Herzogtum Lüneburg. Bis 1533 war Grußendorf wüst und die umliegenden Dörfer nutzen die Feldmark. Mit dem Wiederaufbau von Grußendorf ist es dann zu Grenzstreitigkeiten gekommen, die eine größere Dimension hatte, da es sich um die Landesgrenze zwischen Brandenburg und Lüneburg handelte. Bis zum Ende des 17. Jahrhunderts waren die Grenzen in unserem Raum auch nicht besonders gut markiert. Häufig dienten Bäume mit eingehauenen Kreuzen, markante Steine oder andere Landmarken wie Berge und Flüsse als Grenzmarkierungen.

Erst 1737 wurden sich dann das Amt Gifhorn, das Amt Knesebeck sowie das Gericht Wolfsburg, welches denen von Bartensleben gehörte, über den Grenzverlauf einig. An der Stelle, wo die drei Ämter aneinandergrenzen, wurde der Drei-Ämter-Stein aufgestellt. Auf dem Stein steht Folgendes: A. G. 1737 (Amt Gifhorn), G. W. 1737 (Gericht Wolfsburg) sowie A. K. 1737 (Amt Knesebeck).

Dieser kann auch heute noch tief im Wald bewundert werden. Seit kurzem ist der Drei-Ämter-Stein auch im Sassenburger Geschichtspfad aufgenommen, aber leider nicht ausgeschildert, da die Privatbesitzer der Waldstücke die hierfür nötige Genehmigung verweigert haben. Ortskenntnisse sind nötig, um den etwas abseits eines Weges stehenden Stein zu entdecken. Weitere Informationen zum Drei-Ämter-Stein gibt es auf der Seite der Arbeitsgemeinschaft Fahrradwege in der Gemeinde Sassenburg.

Die Geschichte der Zollstelle und des Dorfes Boldam in der Nähe des Katlochs bei Croya (1572-1628)

Das Jahr 1428 sorgte für die politischeTeilung des Bromer Landes! Zur dritten Teilung der welfischen Fürstentümer Braunschweig und Lüneburg kam es 1428 auf Wunsch des Herzogs Wilhelm, der 1416 gemeinsam mit seinem Bruder Heinrich seinem Vater im Fürstentum Lüneburg nachgefolgt war. Ihr Onkel Bernhard erhielt bei dieser dritten Teilung das Fürstentum Lüneburg, Wilhelm und Heinrich bekamen gemeinsam das Fürstentum Braunschweig. Diese Teilung hatte auch Auswirkungen auf das Gebiet der heutigen Samtgemeinde Brome. Die Dörfer Wiswedel, halb Voitze, Ehra und Lessien gehörten damals zur Mark Brandenburg. Sie waren Exklaven im Lüneburgischen und wurden erst mit dem Vertrag von Wallstawe im Jahr 1692 lüneburgisch. Während die Dörfer Brome, Benitz, Altendorf, Zicherie, Croya, halb Voitze und Tülau-Fahrenhorst durch die Teilung 1428 lüneburgisch blieben, gehörten Ahnebeck, Parsau, Rühen, Brechtorf, Tiddische, Hoitlingen, Eischott und Bergfeld zum Fürstentum Braunschweig. Zwischen Croya und Ahnebeck verlief also seit 1428 eine Landesgrenze! Noch heute zeugt der Landgraben zwischen den beiden Orten von dieser politischen Teilung.

Am Katloch Blickrichtung Zicherie. Von hier aus gesehen links hinter der Kurve, wohl auf der Anhöhe, hat einst das Dorf Boldam gestanden mit der Zollstelle. (Foto: Jens Winter)

In der Kurve der heutigen B244 von Croya Richtung Zicherie befindet sich das sogenannte Katloch. Der immer noch vorhandene Graben aus dem Lütjen Moor mündete einst in einen westlich der Straße gelegenen Teich, der auf der Karten von Strauß aus dem Jahr 1688 den Namen „Katlocher Deich“ trägt. Nordöstlich dieses Teiches hat sich ein das Dorf Boldam befunden. Hier standen einst drei Häuser: der Krug, in dem der Zöllner wohnte, sowie zwei Kothöfe. Ob dieses Dorf extra als Zollstelle an dieser Stelle angelegt wurde, lässt sich nicht belegen. Die ersten urkundliche Erwähnung findet sich in den Bromer Gerichtsprotokollen. Hier werden im Jahr 1572 die zum Bromer Gericht gehörenden Orte aufgezeichnet: Brome, Zicherie, Schürnau, Altendorf, Benitz, Nettgau, Tülau, Petzenau, Clepow, halb Massien, Sierau sowie vor dem Boldam die beiden Kothöfe. Der Krug wird hier aus unbekannten Gründen nicht erwähnt.

Im Jahr 1585 wird in den Bromer Gerichtsprotokollen ein gewisser Arendt von der Hude, Zöllner im Boldam erwähnt. Er war auch zwei Jahre später dort noch Zöllner, denn er musste wegen eines gegen ihn angestrengten Gerichtsprozesses vor dem Gericht auf der Burg Brome erscheinen. Der Gardelegener Bürger Ringener Oltze klagte gegen ihn wegen der immer noch nicht zurückgezahlten Schulden in Höhe von 87 Thaler 12 Schilling.

Einige Jahre später, nämlich 1592, taucht ein anderer Zöllner in den Gerichtsakten auf, nämlich Jacop Kampelenn, Zöllner im Boldam. Er war Zeuge beim Kaufvertrag eines Hofes im Boldam. Hans Tilsen kaufte die Kote von Andreas Probst im Boldam für 63 Thaler Kaufgeld. Das besondere daran ist, dass Tilsen den Hof seines Nachbarn Probst kaufte! Es bestanden demnach in Boldam neben dem Krug noch zwei Kothöfe.

Im gleichen Jahr pfändete der Zöllner im Boldam sechs Pferde von nicht genannten Ohrdorfern wegen geübten Unwillens.

Im Jahr 1596 erfahren wir, dass im Boldam noch der Zöllner sowie Hanß Lembke lebten. Wie Hanß Lembke an den Kothof bzw. die beiden Kothöfe gekommen ist, ist nicht bekannt.  Im Jahr 1602 werden als Bewohner des Boldam der Zöllner Klippen Hanß und Hanß Bartels genannt.

Im Jahr 1604 pfändete der Krüger und Zöllner Hans Barleben in Boldam dem Schneider zu Böckwitz ein Pferd ab, weil dieser einen Eichbaum stehlen wollte.

In Boldam ist es auch einmal zu einer Schießerei gekommen, die leider nicht genau datiert werden kann. Fest steht, dass Hans von Barleben aus unbekannten Gründen auf Bartoldt Peters aus Zicherie geschossen hat. Peters wurde verletzt und der Arztlohn zu seiner Genesung betrug insgesamt 23 Thaler, die vom verurteilten Täter Hans von Barleben getragen werden mussten. Diese Summe hatte Peters dann, wohl in Form einer Ratenzahlung, am 8. Januar 1605 zur Genüge erhalten, wie es in den Gerichtsakten heißt.

Der Dreißigjährige Krieg erreichte auch das Gebiet der Samtgemeinde Brome und die Folgen waren, gerade für das Dorf Boldam, verheerend. Im Jahr 1628 wurden die drei Höfe im Boldam durch Tillys Truppen verwüstet. Noch 1661 schreibt der Knesebecker Amtmann Wilhelm Schultze, dass der Krug und die beiden Kothöfe wüst sind. Der Wegezoll wurde dann auch nicht mehr in Boldam genommen, sondern in Croya. Das Dorf Boldam wurde also 1628 vollkommen zerstört und wurde dann nicht wieder aufgebaut!

Nach den Bromer Gerichsakten stand im Jahr 1692 eine Zollstange, worauf man denen von Bartensleben Zoll geben muss, am Katlocher Kamp. Der Zoll selbst wurde aber dann in Croya kassiert. Auch im 18. Jahrhundert wurde der Zoll weiterhin in Croya kassiert, wie wir aus den Wolfsburger Gerichtsprotokollen. Zum Croyaner Zöllner folgt sicherlich in Zukunft noch ein Blogbeitrag!

Auf der Karte von Strauß aus dem Jahr 1688 ist der Katlocher Deich eingezeichnet (links in der Mitte). Darüber steht die Zollstange derer von Bartensleben. Das damals bereits wüste Dorf Boldam ist nicht eingezeichnet. Zwischen Croya (auf der Karte als „Croy“ bezeichnet) und Ahnebeck verläuft der Landgraben. (Quelle: Hauptstaatsarchiv Hannover)
Auf einer Karte des Herrschaftsbereiches derer von Bartensleben auf der Wolfsburg, die vermutlich aus dem 18. Jahrhundert stammt, ist in diesem Ausschnitt links das Dorf Croya zu sehen. Nordöstlich von Croya ist das Katloch zu sehen mit dem Katlocher Damm. Etwas nordöstlich davon ist links neben dem Weg nach Zicherie zu lesen: „die wüsteney Catloch“. Dort existierte einmal das Dorf Boldam! (Quelle: Hauptstaatsarchiv Hannover)
Auf der Grenzkarte von Spaldeholz und Michaelsen aus dem Jahr 1754 ist das Katloch ebenfalls eingezeichnet. In Richtung Zicherie befand sich damals noch die Zollstange derer von Bartensleben. Boldam ist hier nicht mehr eingezeichnet, da es damals bereits über 100 Jahre nicht mehr existierte. Das Dorf muss sich ungefähr dort befunden haben, wo die Zollstange eingezeichnet ist, also am Ende des Katlocher Dammes Richtung Zicherie (Quelle: Hauptstaatsarchiv Hannover)

Bromer Postgeschichte – Ein Brief von Brome nach Uelzen aus dem Jahr 1852

Zwar begann die Bromer Postgeschichte bereits im März 1826, wie bereits in einem anderen Blogbeitrag erwähnt wurde. Allerdings wurden Briefe erst mit der Einführung von Briefmarken im Königreich Hannover im Jahr 1850 frankiert. Die ersten Briefmarken aus dem Königreich Hannover von 1850 zeigen in einem Schild, über dem das königliche Wappen, den Wert der Marke in Zahlen und die Inschrift „Franco“ und „Hannover“. Die Taxe eines einfachen Briefes, der nicht volle 1 Lot wiegt, beträgt ab 1850 auf alle Entfernungen 1 Gutegroschen.

Einen Brief aus dem Jahr 1852 befindet sich in meiner Sammlung. Er trägt eine Briefmarke zu 1 Gutegroschen. Es handelt sich somit um einen Brief, der nicht volle 1 Lot wiegt. Der Text des Briefes befindet sich auf der einen Seite. Die andere Seite dient quasi als Umschlag. Hierauf sind auf der gefalteten Vorderseite die Adresse des Empfängers zu finden, sowie die Briefmarke mit dem Rundstempel von Brome. Auf der Rückseite befindet sich ein durch das Öffnen des Briefes zerstörtes Siegel sowie die Adresse des Absenders. Der Bromer Kaufmann Friedrich Stampehl hat ihn an einen Herrn Wegener in Uelzen geschrieben. Offensichtlich war dieser Mann Spediteur, wie auch der Adresse zu entnehmen ist. Im Brief heißt es:

Herrn Wegener a Uelzen

Brome d. 29 Dec. 52

Mit Gegenwertigen ersuche Sie die für mich von Gefi Lüneburg ankommenden Waren bis zum 7ten Dec. anzuhalten.

Fr. Stampehl

Offensichtlich hat sich Stampehl beim Datum des Briefes geirrt. Zum einen trägt der Stempel das Datum 29.11., zum anderen widerspricht die Datierung auf den 29. Dezember 1852 auch dem Inhalt des Briefes. Denn Wegener sollte Stampehls Waren bis 7. Dezember anhalten.

Der Brief ist ein schöner Beleg für die frühe Bromer Postgeschichte. Mir sind nur Ganzsachen aus dieser Zeit bekannt.

Briefmarke zu 1 Gutegroschen, gestempelt am 29.11.1852 in Brome (Original: Sammlung Jens Winter)
Rückseite des Briefes mit der Adresse des Bromer Kaufmanns Friedrich Stampehl sowie mit seinem zerstörten Siegel . Auf der Innenseite steht der Text des Briefes. (Original: Sammlung Jens Winter)
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