Ein Blog des Museums- und Heimatvereins Brome e.V.

Autor: Jens Winter (Seite 14 von 18)

Ein postalischer Beleg für Zwangsarbeit in Brome

Briefrest adressiert an Matrona Iwanyschyn, geb. am 7. Juli 1921 in Komarin (Galizien – Polen), in Brome (Original: Sammlung Jens Winter)

Einen besonderen postalischen Beleg konnte ich kürzlich bei Ebay erwerben. Es handelt sich um das hier abgebildete Briefstück, welches vermutlich aus einer Zeitung stammte. Darauf befindet sich in der linken oberen Ecke die 6-Złoty-Briefmarke des Deutschen Reiches für das Generalgouvernement. Gestempelt ist die Marke am 17. Mai 1944. Der Ort ist leider unleserlich. Adressiert war das Ganze an Matrona Iwanyschyn in Brome. Laut Anmeldeliste der Gemeinde Brome wurde sie am 13. September 1942 in Brome registriert. Untergebracht war sie bei Rudolf Schulze, dem Inhaber des Möbelgeschäftes Louis Schulze. Geboren wurde Matrona Iwanyschyn am 7. Juli 1921 in Komarin (Galizien – Polen). Sie war zum Zeitpunkt ihres Anmeldens in Brome demnach 20 Jahre alt und bereits verheiratet. Ihr Mann ist in den Bromer Meldelisten nicht zu finden. Als Beruf wird Landarbeiterin angegeben. Es ist davon auszugehen, dass sie aus dem damaligen Generalgouvernement als Zwangsarbeiterin nach Brome gekommen ist.

Eintrag von Matrona Iwanyschyn in der Meldeliste des Fleckens Brome vom 19.09.1942. (Sammlung MHV Brome)

Der Briefrest belegt, dass Matrona Iwanyschyn, wie in den Anmeldelisten angegeben, bei Rudolf Schulze in Brome untergebracht war. Welche Arbeiten sie dort erledigen musste, ist leider nicht bekannt. Auch ist nicht bekannt, wer der Absender des Briefes war. Allerdings zeigt der Briefrest, dass die ZwangsarbeiterInnen per Post Kontakt in die Heimat halten konnten.

Möbelgeschäft von Rudolf Schulze, Hauptstr. 19 und 21. Das Jahr der Aufnahme ist unbekannt. (Sammlung MHV Brome)

Schmuggel in Brome – Der Schmuggler Hannover holt seinen Wagen aus der Steimker Zollscheune

Der Flecken Brome war bis zum Beitritt des Königreichs Hannover zum Deutschen Zollverein im Jahr 1854 ein bekanntes Schmugglernest. Besonders der Salzschmuggel aus dem Lüneburgischen in die benachbarte Altmark, die zum Kurfürstentum Brandenburg bzw. zum späteren Königreich Preußen gehörte, war ein lohnendes Geschäft. Die geografischen Bedingungen waren im Bromer ideal für den Schmuggelhandel. Die Grenze war zwar seit 1692 eindeutig durch sogenannte Schnedehügel markiert, allerdings wurde die Grenze nur von einigen wenigen Grenzjägern unzureichend bewacht. Der Bromer Bogen ist eine offene Ebene, die nach Osten nicht durch Feuchtgebiete begrenzt war. Spätestens seit dem 17. Jahrhundert war der Bromer Bogen in weiten Teilen mit Heide bewachsen. Ausgedehnte Wälder wie heute gab es damals hier nicht. So konnten die Schmuggler tagsüber bereits von Weitem die brandenburgischen Grenzjäger sehen. Über die ausgedehnten Heideflächen führten zahlreiche befahrbare Wege in die Altmark.

Zahlreiche Schmugglergeschichte aus der Frühen Neuzeit sind überliefert. Hier wird nun eine Geschichte wiedergegeben, die der Klempner und Brauer Friedrich Schäfer im September 1922 in der Bromer Kirchenzeitung „Heimatglocken aus dem Ohratal“ veröffentlicht hat. Über die Geschichte der Brauerei Schäfer gibt es ebenfalls einen Blogeintrag! Hier nun die von ihm überlieferte Schmugglergeschichte:

Ganz besonders geschickt in dem Schmuggelhandwerk war in Brome ein Bauernsohn aus Ohrdorf, Hannover mit Namen, welcher sich nach Brome verheiratet hatte. Er hatte seine Kunst schon aus seinem Heimatdorf mitgebracht und war stets unentdeckt zum Ziel gekommen. Einmal nun hatte er mit vier bis sechs anderen Bromer Bürgern einen ganz großen Streich geplant. Sie hatten mehrere Fuhren Salz aus Lüneburg geholt und wollten damit nach Immekath fahren. Da plötzlich, als er mit seinem Wagen ½ Kilometer auf preußischem Gebiet ist, sieht er vier Grenzjäger aus sich zukommen. Verrat muss dabei im Spiel sein. Er springt schnell vom Wagen, schneidet die Strenge ab und jagt mit den Pferden nach Hause. Dann schleicht er sich wieder hin und sieht, wie die Grenzjäger den Wagen zum Steueramt nach Steimke fahren und zwar wird derselbe in einer kleinen Scheune der gräflichen Gastwirtschaft neben der Kirche untergebracht. Sie wie Hannover das alles beobachtet hat, eilt er zurück und holt seine Frau und seine Pferde. Die Grenzwächter sitzen vorn in der Gaststube und halten nach dem Hofe zu Wacht. Er aber führt seine Pferde nach der Außenseite der Scheune, bindet sie an, stößt mit den Füßen einige Steine heraus und macht die Öffnung so groß, dass er durchkriechen kann. Dann öffnet er die Tür nach innen, und, da diese nicht groß genug ist, dass ein Wagen durchfahren kann, trägt er als starker kräftiger Mann erst die Fracht vom Wagen hinaus, nimmt dann die Räder und Gestelle auseinander, trägt sie hinaus, stellt alles wieder zusammen und ladet die Fracht wieder auf. Dann spannte er die Pferde vor und fährt in der Nacht nach Immekath, wo das Salz bestellt war. Auf Umwegen über Mellin kommt er wieder unbemerkt nach Brome zurück. Die Grenzjäger aber hatten das Nachsehen und mussten überdies noch viel Spott ernten.

Anmerkung:

In dem Heft „Deutschlands Boden nährt uns alle“ von Friedrich Schäfer ist auch die oben zitierte Schmugglergeschichte abgedruckt. Hier sind noch weitere Schmugglergeschichten nachzulesen. Das Heft kann beim Museums- und Heimatverein Brome e.V. bestellt oder im Museum Burg Brome für 6,00 € erworben werden.

Postkarte aus Japan nach Brome aus dem Jahr 1899

Ein recht seltener Postbeleg der Bromer Postgeschichte ist eine Postkarte, die von Yokohama in Japan im Jahr 1899 nach Brome geschickt wurde. Der Adressat der Postkarte war der Bromer Schlossermeister Gustav Junge. Warum der Kartenschreiber H. Krüger sich in Japan aufgehalten hat, ist leider nicht bekannt. Auch über seine Person wissen wir bisher nichts.

Hier der Text der Karte:

Yokahama Yapan 18/6 99

Ich wünsche vergnügte Schützenfeßt-Tage.

Besten Gruß an Dich, Deine Eltern u. Geschwister

Dein Freund

H. Krüger

Geschrieben und abgeschickt wurde die Karte am 18. Juni 1899. (Original: Sammlung Jens Winter)
Angekommen ist die Postkarte am 1. August 1899 in Brome, wie am Stempel der Bromer Post eindeutig zu erkennen ist. Die Karte war ungefähr sechs Wochen unterwegs. (Original: Sammlung Jens Winter)

Hauptstraße 1 im Wandel der Zeit

Eine der ältesten Fotografien von Brome wurden zwischen 1866 und 1877 aufgenommen. Ollerich´s Gasthaus
Im Jahr 1890 übernahm Carl Behn das Hotel. Diese Postkarte stammt aus dem Jahr 1904. Das Gebäude sieht ganz anders aus als auf der älteren Aufnahme. Vermutlich wurde es abgerissen und neu aufgebaut. Genaues wissen wir leider nicht.
Das Hotel „Zur deutschen Eiche“ auf einer Postkarte von 1934.
Die Volksbank kaufte das Hotel, riss es ab und errichtete dort ihre neue Geschäftsstelle (1998/99). Die Aufnahme stammt vom 26. Juni 2020.

Beschreibung der Burg Brome im „Knesebecker Hausbuch“ (1661)

Der Merianstich aus dem Jahr 1654 zeigt den Flecken Brome und die Burg Brome. Wenn wir der Beschreibung im Knesebecker Hausbuch aus dem Jahr 1661 Glauben schenken können, entsprach der Zustand der Burg damals nicht den guten, auf dem Merianstich zu sehenden Zuständen. Ganz im Gegenteil war die Burg Brome ziemlich baufällig!

Im Bericht vom Knesebecker Amtmann Wilhelm Schultze vom 5. Oktober 1661 kann man einiges über den damals desolaten Zustand der Burg und des Fleckens erfahren. Dort heißt es, dass das Wohnhaus, also die Burg selbst, von einem Graben umzogen ist, aber das Bauwerk selbst wird als baufällig und teilweise dachlos beschrieben. Nicht viel besser sah es mit den anderen Gebäuden aus: das Vorwerk, die Scheune und der Schafstall sind ebenso ziemlich dachlos, und die anderen noch vorhandene Ställe können wegen ihres schlechten Zustandes überhaupt nicht genutzt werden.

Der Zustand der zur Burg gehörenden landwirtschaftlichen Nutzflächen ist ebenfalls schlecht. Die Böden sind nicht sehr fruchtbar und wegen fehlender Düngung können keine großen Erträge erbracht werden. Hinzu kommt auch noch, dass in Folge des 30jährigen Krieges noch immer viele Höfe in Brome wüst oder zumindest mittellos sind, so dass nicht genug Hand- und Spanndienste zur Bewirtschaftung der Güter vorhanden sind. Unter der fehlenden Düngung hat sogar die Schäferei zu leiden, die noch immer als sehr schwach bezeichnet wird. Aus Mangel an Futter können nur rund 400 Schafe gehalten werden.

Das Heu, besonders auf den Ohrewiesen gemäht wird, ist von minderer Qualität, weil durch Überschwemmungen viel Dreck und Schlamm auf die Wiesen gespült wird und durch das Wasser ist die Trocknungszeit des Heues extrem lang. Die Obstbäume im Kohlgarten tragen wegen ihres jungen Alters noch nicht.

Die Schweinezucht ist nicht sehr erfolgreich. Bei einem Bestand von 20 bis 30 Schweinen muss ein eigener Schweinehirte angestellt werden. Die durch seinen Lohn und die Schweinefütterung mit Getreide verursachten Kosten machen die Schweinemast unwirtschaftlich.

Auch das Brauwesen ist nicht sehr ausgeprägt. Weil keine Gerste angebaut wird, muss diese gekauft werden. Außerdem ist die Bierqualität nicht überragend, so dass es nur schwer abgesetzt wird und eigentlich nur das Gesinde das hier gebraute Bier trinkt. Die Bromer selbst bevorzugen das „Garley“ aus Gardelegen.

Zur Burg Brome gehört auch die Wassermühle in Brome, die an einen Müller für jährlich 3 Wispel Roggen verpachtet ist. Eine Windmühle, die 2 Wispel an Pacht einbrachte, ist wegen Unwirtschaftlichkeit angegangen und verfallen.

Die Fischerei in der Ohre von der Mühle flussabwärts und im Mühlenteich, der mit Rohr und Schilf sehr verwachsen ist, ist frei für die Allgemeinheit. Nur ein Stück der Ohre an der Burg gelegen steht der Allgemeinheit nicht zur Fischerei zu, sondern steht der Obrigkeit zu. Es existieren auch drei kleine Fischteiche, aber insgesamt lohnt die Fischerei in Brome nicht.

Ein großes Problem ist auch, dass um Brome herum keine Bäume außer einiger Einzelbäume auf den Äckern der Leute vorhanden sind, so dass ein akuter Holzmangel herrscht. Die Bäume sind bereits größtenteils zum Bauen oder Verfeuern gefällt worden.

Als Folge des Dreißigjährigen Krieges waren laut Amtmann Schulze von den 14 Halbhöfen in Brome fünf wüst oder nicht bebaut. Insgesamt gibt es zwölf Kossaten, drei von ihnen dienen jährlich sechs Tage bei eigener Kost auf der Burg Brome, neun dienen gegen Speise und Trank bei Bedarf jederzeit. Von diesen neun Kossaten sind aber zwei wüst. Außerdem gibt es noch zwei Brinksitzer, die aber keine Dienste leisten müssen.

Im Jahr 1583 war der Wert der Burg mit 27.324 Thalern veranschlagt. Im Jahr 1661 forderten die von Bartensleben nur noch 8.000 Thaler für die Verpachtung der Burg. Der Wert der Burg Brome war innerhalb von 80 Jahren auf ein Drittel des ursprünglichen Wertes gefallen, was hauptsächlich eine Folge des Dreißigjährigen Krieges war.

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